Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.08.2020

Rauch verkündet Unheil

Am 4. Juni 1978 brannte das historische «Schlössli Huben» nieder

Mit dem Vollbrand des «Schlössli Huben» vor 42 Jahren verschwand auch ein Teil des baulichen Gedächtnisses an die ehemalige Ortsgemeinde Huben. Sowohl der ehemalige Denkmalpfleger Jürg Ganz wie auch Lokalhistoriker Angelus Hux bedauern den Verlust bis heute.

 

 

Jürg Ganz erinnert sich an den Brand, wie wenn er erst gestern gewesen wäre: «Der 4. Juni 1978 war ein Sonntagmittag und ich war in der Kartause Ittingen. Beim Blick auf Frauenfeld hinüber war neben dem Kantonsspital eine schmale Rauchsäule zu sehen, die dann rasch immer dicker wurde. Mir war sofort klar, dass das ‹Schlössli Huben› brannte», beschreibt der frühere Denkmalpfleger des Kantons jenen Moment im Rückblick.

Nichts mehr zu retten
Das rasche Ausbreiten des Feuers war für Jürg Ganz keine Überraschung, «denn die Scheune war voll von Spinnengewebe und das brannte wie Zunder. Eine glimmende Zigarettenkippe genügte wohl, um alles in Brand zu stecken. Es tat wirklich weh, dass der im Jahr 1799 von Salomon Fehr erbaute Bauernhof auf diese Weise von der Bildfläche verschwand», sagt Ganz und Bedauern schwingt in seinen Worten mit.
Vier Tage vor dem verheerenden Brand hatte der Denkmalpfleger noch mit einem Bau-Interessenten für das betreffende Gebiet verhandelt und erklärt, das Gebäude dürfe auf Grund seiner Funktion als bauliches Gedächtnis an Huben nicht abgerissen werden. Diese Aussage verlor mit dem Brand des Gebäudes – dessen Ursache übrigens nie geklärt wurde – aber postwendend ihre Bedeutung. Gleichzeitig verschwand damit auch das prägnante Türmli, das einst die Silhouette von Huben geprägt hatte. Bis zur Stadtvereinigung im Jahr 1919 war Huben eine eigene Ortsgemeinde und das Türmli war gewissermassen deren Wahrzeichen.

Zwei markante Bauten
Zu jener Zeit stand dort oben in Huben neben dem Bauernhof mit dem Schlössli eine zweite markante Baute – die Wirtschaft zum Obstgarten, die im Jahr 1858 eröffnet worden war. Ansonten gab es vor allen grosse, freie Flächen. Mittlerweile sind diese Flächen aber überbaut. Jürg Ganz: «Da hätte das Schlössli Huben ganz gut dazu gepasst – es wäre eine schöne Ergänzung zu den Wohnbauten gewesen – schliesslich gibt es viele gute Beispiele für ein gut funktionierendes Alt und Neu.»

«War eine prächtige Silhouette»
Auch Lokalhistoriker Angelus Hux spricht von einem Verlust, wenn er auf das Schlössli Huben zu sprechen kommt: «Das Landhaus mit Aussichts-türmchen prägte die Silhouette Hubens über der Stadt. Es ist jammerschade, dass dieses Gebäude, das einst als Erholungshaus erbaut worden war, damals niedergebrannt ist.» Obwohl das Schlössli Huben mittlerweile seit über vier Jahrzehnten von der Bildfläche verschwunden ist, gibt es in unmittelbarer Nähe bis heute eine Erinnerung an jene Baute – eine Querstrasse zwischen Talstrasse und Höhenweg trägt den Namen «Schlössliweg».


Andreas Anderegg