Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.08.2020

Archäologische Grabung in Wängi

Die Burg Rengerswil auf dem Schlossberg in Wängi wird auf Grund eines Bauvorhabens archäologisch freigelegt. Bei den voraussichtlich bis September dauernden Grabungen konnten bislang neben Resten der Burg auch Befunde der historischen Weiterverarbeitung des Baumaterials freigelegt werden.

 

 

Die Ersterwähnung der Burg Rengerswil im 13. Jahrhundert berichtet von einer turbulenten Ortsgeschichte. Im Jahr 1226 soll Diethelm, der Graf des Toggenburgs und Burgherr zu Rengerswil, seinen Bruder in die Burg gelockt und ermordet haben lassen. Damit löst Diethelm einen Krieg aus, im Laufe dessen die Burg belagert wird und dann fällt. Beim Friedensvertrag 1234 wird sie dem Abt des Klosters St. Gallen übergeben, geht aber schon kurz darauf wieder zurück an die Grafen des Toggenburgs.
Ob die Belagerung grössere Schäden an der Burg zur Konsequenz hatte, ist nicht bekannt – die Gygerkarte aus dem 17. Jahrhundert zeigt beim heutigen Schlossberg noch einen von Wassergräben umgebenen Bau. Bekannt ist, dass 1824 beim Bau der Spinnerei auf der anderen Seite der Murg Steine abtransportiert und verbaut worden sind. Auf dem Schlossberg waren die Gräben der Burg noch bis in die ausgehenden 1930er-Jahre zu sehen, dann wurden sie beim Bau von Einfamilienhäusern eingedeckt. Nun soll das Gelände grossflächig überbaut werden und die im Boden erhaltenen Reste werden vorgängig archäologisch untersucht.
Tatsächlich wurden bislang 1,1 m breite Mauern der Burg aufgedeckt, die wenigen Funde sprechen für eine geplante Auflassung. Neben Bauteilen der Burg selbst, zeigen die bisherigen Untersuchungen auf, wie mit den Resten der Anlage umgegangen worden ist. Der Steinraub, wie für das 19. Jahrhundert überliefert, ist eine typische Art des Recycelns von Baumaterial und kann an den freigelegten Befunden archäologisch nachvollzogen. Die aufgehenden burgzeitlichen Mauern wurden ausgebrochen. Das heisst: die Mauersteine waren entfernt worden und nur ein mit Schuttresten verfüllter Graben blieb übrig. Dass die Kalksteine direkt vor Ort weiterverarbeitet worden sind, belegt ein an eine Mauerecke der Burg angebauter Kalkbrennofen mit rund 2,4 Meter Durchmesser. Ohne grössere Transportwege wurden hier die Steine ausgeglüht und so zu gebranntem Kalk. Ob der Ofen erst beim Steinraub im 19. Jahrhundert errichtet wurde oder schon früher in Gebrauch war, muss mittels entnommener Holzkohleproben noch bestimmt werden.
Informationen zu den laufenden Arbeiten sind beim Schlossberg in Wängi angebracht oder auf der Homepage des Amts für Archäologie nachzulesen (www.archaeologie.tg.ch).

(id)

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