Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 23.09.2020

Pop-Up-Shops als Magnete

Kreative Tipps für den Detailhandel in der Innenstadt

Dem Detailhandel in der Frauenfelder Innenstadt bieten sich mehrere Möglichkeiten, in den vergangenen Jahrzehnten verlorene Kundenanteile zurück zu gewinnen. Dazu werden Angebote wie Pop-Up-Kollaborationen – also temporäre Fremdvermietung von Verkaufsfläche – sowie «Showrooming» vorgeschlagen.

 

 

Mit der Inspirationsveranstaltung «Trend im Detailhandel: Flächenleistung rauf!» der Stadt Frauenfeld wurden den rund 30 Anwesenden – Detaillistinnen und Detaillisten sowie Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer – mehrere Ideen präsentiert. Der Detailhandel-Experte und Jurist Chalid El Ashker wies dabei auf die sich ändernde Flächennutzung und das veränderte Einkaufsverhalten hin. Damit verbunden gibt’s verschiedene Möglichkeiten, um Gegensteuer zu geben und um – fachlich ausgedrückt – den Umsatz pro Quadratmeter zu steigern.

Lieferdienst statt Lager
Konsumenten würden heute im Internet häufig Waren kaufen, die sie zuvor im Detailhandel angeschaut und sich erklären lassen haben. Ausserdem sei die Zeit vorbei, in der die Verkaufsgeschäfte ein umfassendes Lager vor Ort hätten und Kunden die Geräte gleich mitnehmen. Heute verfügten viele erfolgreiche Geschäfte über einen Showroom und einen Service mit Sofortlieferung oder zumindest zeitnaher Lieferung nach Hause.

Temporärer Shop im Shop
Eine weitere Möglichkeit, um die Attraktivität zu steigern, sei die temporäre Abgabe eines Teils der Verkaufsfläche an branchenfremde Dienstleister, wodurch das Einkaufserlebnis gesteigert werden kann. Also einen Shop im Shop, wie es in der Vorstadt bereits einen gibt. Chalid El Ashker wies dazu auch auf die «Falle Fixmiete» hin, die bei einem rückläufigen Umsatz respektive Ertrag mit einer temporären Vermietung von Ladenfläche allenfalls abgefedert werden kann. Zentraler Vorteil einer solchen Fremdvermietung – der minimale Flächenbedarf dafür sind fünf Quadratmeter – sind eine Aufwertung des Einkaufserlebnisses durch ein verschiedenartiges Angebot auf engem Raum.

Pop-Up-Genuss-Shop
Angelika Eggmann (Angelika’s Herz Manufaktur) und Priska Held (Projektleiterin Agro Marketing Thurgau) kündigten ihrerseits einen Pop-Up-Genuss-Shop in der Altstadt an, der jeweils am Donnerstag ab 16 Uhr sowie Freitag und Samstag geöffnet sein wird. Die Eröffnung des Ladens mit 24 Quadratmetern Fläche findet am Donnerstag, 22. Oktober, statt. Die beiden Initiantinnen kündigten eine aktive Information an und riefen dazu auf, mitzumachen.

Support der Raiffeisenbank
Das Projekt «Miteinander Frauenfeld gestalten (Mit freundlichen Grüssen)» ist auf drei Jahre befristet. Zum Projekt gehört auch ein Stadtlabor, in dem temporäre Shops eingerichtet werden können, wie Sabina Ruff vom Amt für Kommunikation und Wirtschaftsförderung sagte. Dieses Stadtlabor wurde am Montag bei einem Pre-Opening im Haus an der Zürcherstrasse 158 in der Altstadt vorgestellt und kann dank Unterstützung der Raiffeisenbank realisiert werden. Sie stellt diese Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Die Bank hat das Gebäude erworben und selber noch keinen Nutzungsbedarf dafür.

«Miteinander Frauenfeld gestalten»
Die Veranstaltung in der Konvikthalle am Dienstagabend vergangener Woche war Teil des Projekts «Miteinander Frauenfeld gestalten». Dieses wird von der IG FIT und der Stadt Frauenfeld getragen und hat zum Ziel, die Innenstadt von Frauenfeld als Lebens- Wirtschafts- und Wohnraum zu stärken und weiter zu entwickeln. Einleitend zur Veranstaltung, die mit Corona-Schutzmassnahmen durchgeführt wurde, hatte Stadtpräsident Anders Stokholm auf die Wichtigkeit einer Kooperation der Beteiligten hingewiesen, um vorwärts zu kommen. Christian Wälchli, Präsident der IG FIT, glaubt an den Erfolg des Projekts. Auch Teil-Projektleiterin Martina Pfiffner Müller ist überzeugt von der Zielrichtung und sagte «wir wollen Geburtshilfe leisten».


Altstadt war einst das Einkaufszentrum
Die Altstadt war - zusammen mit der benachbarten Vorstadt - bis Mitte der 70er Jahre das Einkaufszentrum von Frauenfeld. Im Abschnitt von Postplatz bis Katholischer Stadtkirche reihten sich damals fast nahtlos Läden an Läden. So hatte der Gemüsehändler Giovanelli beim Maitlibrunnen einen florierenden Verkaufspunkt in der Altstadt (dort wo heute die Raiffeisenbank ist). Gleichzeitig befand sich gegenüber der Evangelischen Stadtkirche das Kaufhaus Brockmann. Auch gab es in der Altstadt zwei Metzgereien (Ankele, Altdorfer) sowie zwei Bäckereien – Truniger und Eggmann. Und was es damals dort auch noch gab, ist Verkehr – viel Verkehr, denn dieser rollte zweispurig auf der Zürcherstrasse durch die Altstadt! Dabei brachte dieser Verkehr aber nicht nur Lärm und Abgase, sondern auch Publizität für die Geschäfte in diesem Strassenabschnitt. Denn sie wurden beim Vorbeifahren gesehen, respektive Wahrgenommen – ein wirksames Mittel für hohe Kundenfrequenzen. 1974 wurde ein Einbahnverkehr auf der Zürcherstrasse in der Altstadt in Richtung Rathausplatz eingeführt. Damit verbunden sank auch die Attraktivität der Altstadt als Einkaufsmeile. In den vergangenen Jahrzehnten wurden etliche Versuche gestartet, verloren gegangene Kaufkraft zurück zu gewinnen – was im Stadtzentrum vorab dank den beiden Einkaufszentren Passage und Schlosspark zu einem stattlichen Teil gelungen ist. Gleichzeitig sind auch im boomenden Osten von Frauenfeld Fachmärkte entstanden, die ebenfalls Konsum-Magnete sind. Und was die Altstadt betrifft, so scheint hier dank der Begegnungszone mit der stattfindenden Belebung der Turnaround in Griffweite. Falls es in absehbarer Zeit in der Vorstadt eine Verkehrsberuhigung gibt, würden sich auch die Rahmenbedigungen für das dortige Gewerbe schlagartig verbessern.


Andreas Anderegg

 

 

Pop-Up-Shops als Magnete

 

 

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