Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 20.10.2021

Warum nicht gleich eine grosse Begegnungszone?

In der Medienmitteilung der Stadt Frauenfeld mit dem Titel «Die Freie-Strasse bewegt» vom 7. Oktober wird das grosse Potenzial der Innenstadt als regionales Zentrum angesprochen. Auch kommt der Wunsch der Bevölkerung zur verstärkten Nutzung als Lebensraum zum Ausdruck. Dass dies durch eine grosszügige Begegnungszone machbar wäre, steht erstaunlicherweise nicht im Vordergrund.

 

 

Das Fazit der Bevölkerungsbefragung zur Nutzung der Freie-Strasse erstaunt wenig. Schliesslich hat sich dieser Teil der Altstadt insbesondere durch Kulturveranstaltungen wie «Musig i de Stadt» mitunter Profil verschafft. Eine bildhafte Aussage lautet gemäss städtischer Mitteilung zusammengefasst: «Menschen ziehen Menschen an» oder «hier will ich hin, hier will ich sein!» Auch wird das grosse Potenzial der Innenstadt als regionales Zentrum aufgeführt. Hier sollen sich die Menschen wohl fühlen und dadurch weitere Einwohnerinnen und Einwohner anziehen. Sie soll tatkräftig gestaltet, offen interpretiert und persönlich genutzt werden – heisst es in der Mitteilung weiter.

Verkehr und Parkplätze
Zudem werden politische Vorstösse aufgeführt, die den Verkehr und die Parkplätze in diesem Teil der Stadt thematisieren. Auch wird auf Studien, Befragungen und Analysen zur Verkehrsentlastung und Aufwertung des Stadtzentrums hingewiesen. Das Stadtzentrum ist bekanntlich mehr als die beiden Strassenzüge Freie-Strasse und Zürcherstrasse vom Rathausplatz bis zur Katholischen Stadtkirche – dazu gehören je nach Sichtweise auch die Vorstadt, das Einkaufszentrum Schlosspark mit Kreuzplatz und das Einkaufszentrum Passage.

Grosses Potenzial
Das Stadtzentrum bietet die Chance, mit einer grossen Begegnungszone noch viel attraktiver zu werden. Vom Marktplatz bis hinunter an den Bahnhof und von der Ringstrasse bis zum Kreuzplatz. Das Verkehrsregime von Begegnungszonen – Tempo 20 und Vortritt für Fussgänger – würde dabei sämtlichen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern die Nutzung der Strassen für Transporte und Kurzzeitparkieren ermöglichen. Eine Zufahrt zu Geschäften, Restaurants und Wohnungen wäre somit weiterhin gewährleistet.

Altstadt hat gewonnen
Auf der anderen Seite könnten Strassenraum und Plätze mit mobilen, allenfalls begrünten Elementen zwecks grösserer Aufenthaltsqualität gestaltet werden. Seit der Einführung der Begegnungszone in der Altstadt im Jahr 2015 jedenfalls hat dieser Teil des Stadtzentrums markant gewonnen – in jeder Hinsicht. Das zeigen die gut besuchten Anlässe an den Wochenenden sowie die gut genutzten Gartenrestaurants in der wärmeren Jahreszeit. Das Bild der Altstadt hat sich dank der Begegnungszone stark zum Positiven verändert. Das macht Lust auf mehr und könnte ausgeweitet werden.

Andreas Anderegg



Durchgangsverkehr um das Stadtzentrum herum leiten
Eine Neuorganisation des öffentlichen Lebens im Stadtzentrum ist weitgehend vom Verkehr abhängig, speziell vom Durchgangsverkehr. Mitunter aus diesem Grund läuft seit Jahrzehnten die Suche nach einer Möglichkeit zur Verlagerung jenes Verkehrs, der nicht ein Ziel im Stadtzentrum anfahren will. Zuletzt hat sich der Stadtrat für den Bau eines Tunnels zwischen St. Gallerstrasse /Marktplatz und Schweizerhof-Kreisel ausgesprochen. Baukosten 100 Mio. Franken mit Tunnelportalen in der Nähe des historischen Stadtkerns. Allenfalls würde es sich lohnen, noch einmal die Tunnelvariante vom Altweg bis hinteren Murgraum zur St. Gallerstrasse zu prüfen, die vom Souverän im Jahr 2007 knapp verworfen worden war (Baukosten 54,2 Mio. Franken, Anteil der Stadt 11,5 Mio. Franken). Denn die baulichen Voraussetzungen in diesem Gebiet haben sich nicht markant verändert. Der Traum vom lebendigen Stadtzentrum würde mit der direkten Verbindung von Bahnhofstrasse als Ost-West-Hauptachse und St. Gallerstrasse (bei der Stadteinfahrt) wohl greifbarer denn je.
(aa)

 

 

Warum nicht gleich eine  grosse Begegnungszone?