Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.05.2022

Ist der Brexit nun ein Fluch oder Segen?

«Grossbritannien nach dem Austritt aus der EU» bei der SVP am Iselisberg

Die ehemalige SRF-Korrespondentin in London, Henriette Engbersen, sieht die Zeit noch nicht gekommen, um ein abschliessendes Fazit zum EU-Austritt von Grossbritannien zu ziehen. Viele mittlere und kleine Unternehmungen kämpfen mit Erschwernissen, der Finanzplatz England hingegen habe zugelegt.

 

 

Mit dem Referat der ehemaligen Korrespondentin von Schweizer Radio und Fernsehen SRF in London, Henriette Engbersen, traf die SVP am Iselisberg ins Schwarze. In ihrem knapp einstündigen Referat listete sie im Kulturzentrum Schulhaus in Buch vor rund 40 Besucherinnen und Besuchern – unter ihnen SVP-Kantonalpräsident Ruedi Zbinden ­– in kurzen Zügen die wichtigsten Stationen des EU-Austritts auf. Dieser ist vielen besser bekannt unter der Bezeichnung Brexit. Die Briten hatten am 23. Juni 2016 in einer der seltenen Referendumsabstimmungen in Grossbritannien mit rund 52 Prozent der Stimmen für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Am 24. Dezember 2020 verkündete Premierminister Boris Johnson den Austritt auf den 31. Dezember, also für sieben Tage später. Gemäss der Referentin ging danach vor allem bei kleineren Firmen alles drunter und drüber, denn die Handelshemmnisse mit den EU-Staaten erwiesen sich für viele als existenzbedrohend. Viele von ihnen wanderten ganz ab. Andere wiederum bauten in den Niederlanden einen zweiten Standort auf, um den Zöllen und Steuern für den Import und Export in die EU aus dem Weg zu gehen.

Imagegewinn für Regierung
Gleichzeitig erfolgte in Grossbritannien eine spürbare Verteuerung von Lebensmitteln. Die damit verbundene, eher gedrückte Stimmung wurde zusätzlich verstärkt durch den grassierenden Corona-Virus, der auch auf der Insel für leergefegte Strassen sorgte. Allerdings übernahm die Britische Regierung betreffend Corona-Impfungen eine Vorreiterrolle, weshalb die Pandemie rasch eingedämmt werden konnte. Dank dieses Erfolgs konnte die Regierung ihre Glaubwürdigkeit stärken, was sich auch positiv auf das Mittragen der Brexit-Folgen durch Bevölkerung und Wirtschaft auswirkt, sagte Henriette Engbersen. Im Rahmen der Fragerunde wurde mitunter die Frage nach der politischen Mitwirkung des englischen Königshauses gestellt – «eine solche gibt es nicht. Das Königshaus ist politisch neutral», antwortete die Referentin. Ob es eine Rückkehr von Grossbritannien in die EU gibt, lässt sie offen: «es ist aber denkbar, dass es in fünf bis zehn Jahren erste Verhandlungen über eine vertiefte Zusammenarbeit gibt.» Abschliessend bedankte sich Moderator Paul Koch bei der Referentin, und Gastgeber Hans-Peter Wägeli überreichte Henriette Engbersen, die auch eine Freundin der Familie Wägeli ist, Wein aus eigener Produktion.

Andreas Anderegg