Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.06.2022

Marcel Hug will neue Ziele und Visionen finden

Der nun im Luzernischen wohnhafte Pfyner Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug (36) darf auf das erfolgreichste Jahr seiner Karriere zurückblicken. Swiss Silver Bullet, so wird er auch wegen seinem silbernen Helm genannt, blickt in die nahe Zukunft.

 

 

Nach dem grandiosen 2021 mit vier paralympischen Goldmedaillen in nur vier Rennen, neuen Weltrekorden und dem Gesamtsieg der World Marathon Major Series, hat der Thurgauer neue Pläne.

Wenn Du auf das Jahr zurückblickst, was nimmst Du vom letzten Jahr mit?
Die vergangene Saison war die erfolgreichste meiner bisherigen Karriere. Wenn ich zurückblicke, scheint mir noch immer vieles surreal. Ich fühle grosse Dankbarkeit, aber auch Demut. Gleichzeitig war es aber das herausforderndste Sportjahr für mich. Mental war es sehr anspruchsvoll, die Umstände durch Corona sehr erschwerend, das neue Rennrollstuhl-Projekt war intensiv und der Herbst war mit den sehr vielen Marathons und den damit verbundenen Reisen mit Restriktionen sehr stressig. Ein schwieriger Faktor war zudem, dass die Zeit, um die Geschehnisse zu verarbeiten, etwas zu kurz kam.

Auf dem Höhepunkt Deiner Karriere zurückzutreten, war das auch eine Überlegung?
Nach diesem Höhepunkt, nach 25 Jahren in diesem Sport, davon 11 Jahre als Profi, und mit mittlerweile 36 Jahren habe ich das Bedürfnis, das in Ruhe zu betrachten. Ich habe viel reflektiert und Gespräche geführt. Habe zurückgeblickt und nach vorne. Habe Vieles hinterfragt und jegliche Optionen in Betracht gezogen. Auch das Aufhören auf dem Höhepunkt. Ich bin allerdings zum Schluss gekommen, dass mein Feuer für den Spitzensport noch immer brennt. Ich kann wieder neue Ziele und Visionen finden und in den längeren Distanzen etwas erreichen. Gleichzeitig ist es Zeit für Veränderungen.

Welche Ziele peilst Du für dieses Jahr an?
Ich möchte nochmals versuchen, die prestigeträchtige World Marathon Major Series zu gewinnen. Ebenfalls wollte ich den Weltrekord über 5000 Meter zurückerobern und das ist mir in Sharjah (VAE) erfreulicherweise bereits Mitte März gelungen. Ende Mai schaffte ich das in Nottwil auch noch über 1500 Meter.

Wird man den Swiss-Silver-Bullet an den Paralympics in Paris 2024 nochmals sehen?
Dieser Entscheid ist noch nicht gefallen. Mein Planungshorizont erstreckt sich erstmals auf ein Jahr.

Hast Du schon konkrete Pläne für die Zeit nach dem Spitzensport?
Auch wenn es nicht konkret ist und es keinen Zeitplan gibt, möchte ich mich nun vermehrt mit meiner beruflichen Zukunft befassen. Ich möchte eventuell parallel etwas aufgleisen. Gespräche dazu laufen.

Könntest Du Dir vorstellen, etwas ausserhalb der Sportszene zu machen?
Sport war immer ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben, dies wird sich wohl auch in Zukunft nicht so schnell ändern. Ich bin sehr offen und neugierig um etwas Neues zu lernen.

(spc)