Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.07.2022

Denkmalpflege will historische Zeitzeugen erhalten

Getreidespeicher gehören zur Thurgauer Geschichte

Getreidespeicher waren einst wichtig, um das Überleben der Familie zu sichern. Heute stehen sie meist ungeachtet in Städten und Dörfern. Aufmerksamkeit wird ihnen nur wenig geschenkt. Das soll sich ändern. Denn die kantonale Denkmalpflege setzt sich dafür ein, dass die historischen Bauwerke erhalten bleiben, auch wenn sie heute nicht mehr den Nutzen von damals haben.

 

 

Ein Beispiel dafür ist der historische Getreidespeicher in Hub im Quartier Herten-Bannhalde in Frauenfeld. Dieser wurde 1509 erbaut und prägt noch heute das Ortsbild des Weilers. Der Speicher gehört zu den wenigen landwirtschaftlichen Zweckbauten, dessen ursprüngliche Bauform noch weitgehend und bis in die konstruktiven Details erhalten geblieben ist. Mit den Eigentümern und in Zusammenarbeit mit dem städtischen Hochbauamt erarbeitet die kantonale Denkmalpflege Lösungen, um diesen seltenen Zeitzeugen zu erhalten.

Überlebenswichtig
Solche Speicher dienten ursprünglich dazu, dass in harter Arbeit eingebrachte Korn und Saatgut trocken, vor Bodenfeuchte und vor Schädlingen geschützt zu lagern. Diese Bedürfnisse bestimmten ihre Lage im Gehöft und ihre Bauweise. «Heute sind diese Bauten obsolet. Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten und eigene Speicher sind nicht mehr nötig. Aber sie sind ein Stück Geschichte der Landwirtschaft», erklärte Giovanni Menghini, Kantonaler Denkmalpfleger, bei einer Besichtigung.

Eine Lösung gefunden
Einen «Charakterkopf» des Weilers nennt die ehemalige Stadträtin Christa Thorner-Dreher, eine der vier Eigentümerinnen und Eigentümer, den Kornspeicher. Ihren Ehemann als gelernten Zimmermann interessieren vor allem die alten Holzverbindungen. Die Besitzerfamilien Thorner und Dreher sind stolz auf den markanten Bau, der sich seit 1977 in ihrem Eigentum befindet. Von Anfang war klar, dass er der Nachwelt erhalten werden sollte. «An einem Tag des Denkmals haben wir den Speicher einmal für die Öffentlichkeit geöffnet und da entstanden erste Gespräche mit der Denkmalpflege, die dann nach der Sanierung der Hauptstrasse hier in Hub intensiviert wurden», sagte Christa Thorner-Dreher. Schnell wurde klar: Umnutzen ist kaum möglich, aber saniert soll der Speicher werden, damit er auch für die Zukunft erhalten bleibt.

Für Nachwelt erhalten
Die Besitzerfamilien sind erleichtert, dass die Restaurierung nun angegangen wird. Seit etwa einem Jahr arbeiten die kantonale Denkmalpflege, das Hochbaumt der Stadt Frauenfeld, die Eigentümerschaft und Architekt Gabriel Müller Hand in Hand an tragfähigen Lösungen: «Ziel der denkmalpflegerischen Massnahmen ist es, den Zeitzeugen als das zu erhalten, wofür er ursprünglich gedacht und erbaut worden war», sagte Giovanni Menghini. Es geht um die Sicherung der Grundsubstanz und den Erhalt des Gebäudes für die nächste Generation. An die Restaurierungskosten von 225 000 Franken zahlt die kantonale Denkmalpflege einen namhaften Beitrag, ebenso Stadt, Bund und nicht zuletzt auch die Eigentümerfamilien.

Michael Anderegg


Traditionelles Handwerk
Laut Martin Langer, gebietszuständiger Denkmalpfleger, will man den Speicher mit Respekt vor der 500-jährigen Geschichte mit traditionellem handwerklichem Know-how erhalten. Auch der angebaute Schopf wird in die Sanierung einbezogen, die von September bis Ende Jahr dauern soll. Der Speicher in Hub soll nach der Sanierung einer öffentlichen Nutzung zugänglich gemacht werden, etwa für die Vermittlung in Berufslehre und Schule oder als Quartiertreffpunkt.
(mra)