Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.03.2023

Goldener Boden verliert an Glanz

Der Fachkräftemangel ist auch lokal zunehmend spürbar

Der Mangel an Fachkräften bereitet Sorgen – und zwar nicht nur im vielzitierten Gesundheitswesen, sondern auch bei der Wirtschaft in Stadt und Region Frauenfeld. Dabei leidet der KMU-Bereich ebenfalls unter der Sachlage, wie das Beispiel Elektro Kübler GmbH in Thundorf zeigt.

 

 

Das einst vielzitierte Sprichwort «Handwerk hat goldenen Boden» hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung verloren – oder besser gesagt, trifft mittlerweile in den Köpfen vieler kaum mehr zu. Denn der Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt hat längst auch die handwerklichen Berufe erreicht. Grund dafür sind neue Arbeitszeitmodelle und Veränderungen in der Berufswelt mit dem zunehmenden Angebot an Tätigkeitsgebieten generell. Aber auch der wachsende Bedarf an Fachkräften gepaart mit der steigenden Zahl an Arbeitsplätzen fördern die Entwicklung.

Fachkräfte fehlen
Dabei haben längst nicht mehr nur die grossen Firmen Mühe, Fachkräfte zu finden, vielmehr hat die Entwicklung auch die sogenannten KMUs (kleinere und mittlere Unternehmen) erfasst. Dies zeigt das Beispiel von Elektro Kübler in Thundorf, das von Roman und Isabell Kübler in der zweiten Generation geführt wird. Seit der Übernahme des Elektrofachbetriebs im Jahr 2015 nach dem Tod von Vater Jakob Kübler hat der Inhaber immer wieder versucht, den Mitarbeiterstamm von derzeit drei Fachkräften – mit einem Arbeitspensum von insgesamt 200 Prozent – und zwei Lehrlingen mit ausgebildeten Elektrofachleuten zu erweitern. Ohne Erfolg.

Geringe Resonanz
Verstärkt angegangen ist der Geschäftsführer, dessen Gattin die Administration des Betriebs macht, die Mitarbeitersuche nach Aufhebung der Corona-Schutzmassnahmen Anfang letzten Jahres. Denn mit der schrittweisen Rückkehr zum «normalen» Alltag hat auch das Auftragsvolumen an technisch anspruchsvollen Arbeiten spürbar zugenommen. Die Resonanz auf die Stellenausschreibungen blieb wegen des allgemeinen Fachkräftemangels aber hinter den Erwartungen zurück.

Auch Kooperationen
Um die wachsende Zahl an Aufträgen bewältigen zu können, hat Roman Kübler auch schon die Zusammenarbeit mit anderen Elektrofirmen gesucht – und auch gefunden: «Glücklicherweise haben wir in unserem Elektrogewerbe ein gutes Verhältnis untereinander und es herrscht kein Konkurrenz-Kampf bis zum Abwinken», sagt er dazu. Gleichwohl geht seine Suche nach gelernten Fachkräften aber weiter. Schliesslich ist die Auftragslage auch längerfristig gut.

Andreas Anderegg


Gute Ausgangslage
Wer im Elektrogewerbe eine Ausbildung absolviert, dem eröffnet sich ein riesiges berufliches Spektrum. Denn ohne Strom läuft in der Wirtschaft und auch im Alltag bekanntlich gar nichts. Dazu braucht’s eine angemessene Schulbildung, um die technischen Belange an den Berufsschulen verstehen und erlernen zu können. Nach der Berufslehre beispielsweise als Elektroinstallateur entschliessen sich allerdings viele, den in einigen Firmen eintönigen Alltag auf dem Bau mit dem Verlegen von Rohren mittels Einfräsen in unverputzte Wände gegen einen Job ohne Staub und Dreck zu tauschen. Auch das ist mit ein Grund für den Fachkräftemangel.
(aa)