Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.03.2023

Frauen verdienen mehr

 

 

Heute ist Internationaler Frauentag. Das merkt man daran, dass den Frauen im Restaurant Prosecco offeriert wird oder Politikerinnen und Politiker in der Öffentlichkeit Blumen verteilen. Ich wette, viele Frauen würden sich über andere Geschenke mehr freuen. Zum Beispiel über gleichen Lohn für gleiche Arbeit, bezahlbare Kinderbetreuung oder nur schon Unterstützung im Haushalt.
Dass solche Forderungen im Jahr 2023 noch vorgebracht werden müssen, das nervt. Über hundert Jahre sind es her, seit der 8. März zum Internationalen Frauentag erklärt wurde. Im März 1911 gingen in Europa zum ersten Mal Menschen auf die Strasse, um für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Zu den Pionierinnen gehörte in Frauenfeld Ludomila Scheiwiler-von Schreyder (1888–1980), die sich bereits 1929 für eine Petition zur Einführung des Frauenstimmrechts einsetzte.
Dank Frauen wie ihr ist es möglich, dass die Frauen am nächsten Sonntag Frauen in den Stadtrat und in die Gemeinderäte der Region wählen können. Und trotzdem sind zum Beispiel nur 15 der 80 Gemeindepräsidien im Thurgau mit Frauen besetzt. Manche Männer (und auch manche Frauen) mögen sagen: «Frauen wollen ja gar nicht in Führungspositionen!» oder «Frauen und Männer haben eben unterschiedliche Kompetenzen!» Letzteres wäre umso mehr ein Grund, dass Frauen und Männer sich ergänzen und gleichberechtigt Aufgaben übernehmen – im Haushalt genauso wie in der Arbeitswelt oder in der Politik. Hoffen wir, dass es nicht noch einmal hundert Jahre dauert, bis diese Vision Realität wird. Darauf ein Prosecco.

Miriam Waldvogel