Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.04.2023

Spital-Jubiläum ohne Festakt

Vor 200 Jahren gründeten Frauenfelder Handwerker einen Ersparnisfonds

Vor exakt 200 Jahren gründeten 24 Handwerker in Frauenfeld einen Ersparnisfonds und lösten damit eine bemerkenswerte Entwicklung im Gesundheitswesen aus. Denn sie legten damit den Grundstein für das Kantonsspital in Huben, das zuletzt für über 250 Mio. Franken zu einem der modernsten Spitäler der Schweiz um- und ausgebaut wurde.

 

 

Der 15. April 2023 war in diesem Jahr zwar ein runder Jahrestag, gefeiert wurde er aber nicht. Gleichwohl hat der Tag eine grosse Bedeutung, denn vor exakt 200 Jahren – am 15. April 1823 – wurde der Grundstein für das Gesundheitswesen in der Kantonshauptstadt gelegt. Spitaldirektor
Norbert Vetterli hat sich mit diesem Thema befasst und blickt mit Respekt auf diese Geburtsstunde zurück, die auch auf der Website der Spital Thurgau AG nachzulesen ist.

Ersparnisfonds gegründet
Norbert Vetterli: «24 ehrbare Handwerker, Meister und Gesellen gründeten damals einen Ersparnisfonds. Die Gesellen zahlten für jede Woche drei Kreuzer in eine Lade mit zwei Schlössern; einen Schlüssel verwahrte der Obmann, den anderen ein Altgesell. 1824 nahm die Stadtverwaltung mit Wohlwollen von dieser Kasse Kenntnis und beschloss im Bauhaus der Zimmermannswerkstatt ein Krankenzimmer einzurichten.» Wie viel diese drei Kreuzer umgerechnet auf heute sind, dafür fehlt eine Umrechnungsgrundlage. Gemäss Staatsarchivar André Salathé kann man aber von einem beträchtlichen Betrag ausgehen, den diese 24 Frauenfelder Handwerker damals in den Ersparnisfonds einlegten.

Vorreiterrolle
Wie Spitaldirektor Norbert Vetterli weiter sagt, hatten sich die Frauenfelderinnen und Frauenfelder somit schon früh mit dem Sozialversicherungsgedanken auseinandergesetzt. Ein steter Begleiter über die beiden Jahrhunderte hinweg war dabei der Kostendruck, der gerade auch im Gesundheitswesen immer noch allgegenwärtig ist. Allerdings haben es die Verantwortlichen stets verstanden, die Gesundheitsversorgung ohne öffentliche Gelder bereit stellen zu können. Auch aktuell gelingt es der Spital Thurgau AG, respektive der thurmed Gruppe, den Betrieb so durch das Spannungsfeld mit wachsenden Bedürfnissen und steigenden Kosten zu lenken, dass keine Subventionen der öffentlichen Hand notwendig sind. Anders also, als es in etlichen anderen Spitälern der Schweiz der Fall war oder ist.
Viele wertvolle Informationen zum Thema gibt’s auch in der «Spitalchronik Frauenfeld 1897 bis 1997. Von der Krankenanstalt zum Kantonsspital», die der ehemalige langjährige Chefarzt Roger Gonzenbach verfasst hatte. Andreas Anderegg

www.stgag.ch > unternehmen > standorte > kantonsspital-frauenfeld > geschichte


134 Doppel- und 30 Einzelzimmer
Zuletzt wurde das Kantonsspital Frauenfeld, das sich von 1897 bis 1974 an der Zürcherstrasse, am Standort des heutigen Alterszentrums Park befunden hatte, ab 2016 umgebaut und erweitert. Nach fünf Jahren Projektzeit und zweieinhalb Jahren Bauzeit verfügt das Kantonsspital Frauenfeld in Huben seit Anfang 2020 über ein topmodernes Bettenhaus mit 164 Zimmern, davon 134 Doppel- und 30 Einzelzimmer. Der Umzug in den Neubau erfolgte Ende Februar 2020. Mittlerweile sind auch alle Altbauten rückgebaut. Aktuell laufen vereinzelt noch kleine Abschlussarbeiten. Unabhängig davon laufen zudem normale Sanierungs- und Unterhaltsarbeiten in den verschiedenen Gebäuden. (aa)