Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.05.2023

Daniel Kirchmeier zum Windpark Thundorf: «Alles ist sistiert»

Nach langer Diskussion genehmigten die Thundorfer Stimmberechtigten an ihrer ausserordentlichen Gemeindeversammlung letzten Donnerstag mit grosser Mehrheit eine Mindestabstandsregel von 850 Metern.

 

 

«Alle Planungen zur Windkraft auf dem Wellenberg sind sistiert», sagte der Thundorfer Gemeindepräsident Daniel Kirchmeier im Anschluss an die dreistündige, ausserordentliche Gemeindeversammlung. Von den 1146 Stimmberechtigten sind 425 erschienen. Kirchmeier sagte weiter: «Diese Beteiligung von 37 Prozent ist gigantisch.» Haupttraktandum war der vom Verein Lebensqualität Wellenberg geforderte Mindestabstand von 850 Metern zwischen den geplanten Windturbinen auf dem Wellenberg und Wohngebieten. Aus Sicht des Departements für Bau und Umwelt ist eine Vorschrift nicht genehmigungsfähig. Dieses Schreiben lag der Botschaft bei. Wie Kirchmeier ausführte, befürchtete der Gemeinderat Demonstrationen und führte ein Konzept mit Polizei und Sicherheitskräften. Es kam aber zu keinen Vorfällen.

Sicherheit im Fokus
Ein Antrag auf geheime Abstimmungen aller Geschäfte fand Zustimmung. Die Diskussionen waren teilweise emotional, doch wurden sie meist sachlich geführt. Sie beeinflussten schliesslich das Abstimmungsresultat zugunsten des Vereins Lebensqualität Wellenberg. Als Sprecher trat Géza Kenessey auf die Bühne: «Ich stehe als Stimmbürger hier.» Kenessey will direkt betroffene Menschen schützen. Die Mindestabstandsregel verhindere den Windpark keineswegs. Kenessey geht es mehr darum, ein verträgliches Projekt auszuarbeiten. Der Verein wolle nicht als Verhinderer des geplanten Windparks auf dem Wellenberg bei Thundorf auftreten. Dennoch spitzte sich seit Monaten der Widerstand gegen das Projekt, das die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) planen, zu. Dessen Projektleiter, Alfredo Scherngell, stellte das überarbeitete Layout vor; statt acht noch sechs Turbinen, weniger Schattenwurf, Lärm und Ortsbild optimieren bedeute den Mindestabstand von bisher 460 Metern auf neu 610 Meter zu bewohnten Gebäuden ausweiten.

Übergeordnetes Recht aushebeln
Gemeindepräsident Daniel Kirchmeier sagte kurz vor der Abstimmung: «Der Regierungsrat wird die Abstandsregel nicht bewilligen.» Géza Kenessey warf ihm Meinungsäusserung vor. Kirchmeier sagte: «Ich habe schon das Gefühl, dass ich noch sagen darf, was ich will.» Man dürfe in Thundorf über alles abstimmen, was man wolle. Kirchmeier sagte: «Wir müssen uns einfach bewusst sein, dass wir kein übergeordnetes Recht aushebeln dürfen.» Einige Votanten verwiesen auf juristische Folgen, die die Windkraft im Thurgau verhindern könnten. Die drei geheimen Abstimmungen für Anträge, dass der Gemeinderat an der nächsten Gemeindeversammlung Gemeindegrenzen, 850-Meter-Radien auf dem Richtplan präsentiert, sowie ein Änderungsantrag fanden eine Mehrheit. Schliesslich stimmten 282 Stimmberechtigte für den Mindestabstand von 850 Metern zwischen Windkraftanlagen und Gebäuden. 137 Stimmberechtigte stimmten dagegen. Kenessey freute sich über den Abstimmungserfolg und bedankte sich bei den Unterstützern. Wortgewandt nahm er das Mikrofon entgegen und sagte: «Ich hoffe, dass es nicht zu einer weiteren Trennung der Gruppierung kommt.» Manuela Olgiati