Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.02.2024

Alle Viere wieder: Ein seltener Tag

Wenn unser Kalender durcheinander wirbelt

Einmal alle vier «Jährchen» geschieht etwas Magisches: Die Welt entdeckt mit dem 29. Februar einen Extra-Tag im «Jahresbuch» und wirbelt den gewohnten Rhythmus ein klein wenig durcheinander. Von einzigartigen Geburtstagsfeiern über verwirrte Organizer-Apps bis hin zu verpassten Dates – der Schalttag hat seine ganz eigene Art, eine willkommene Abwechslung im sonst durchgeplanten Alltag.

 

 

Bevor wir uns in den Wirbelsturm des seltenen Datums stürzen, lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was diesen Tag so besonders macht und wie die Menschheit sich ursprünglich damit arrangiert hatte. Bereit, dem Schalttag ins Auge zu sehen? Schnallen Sie sich an und halten Sie Ihre Agenda fest, denn es wird kosmisch.


Wissenschaftlich gesehen ist der Schalttag ein zusätzlicher Tag, welcher alle vier Jahre am 29. Februar unsere «Traktandenliste» ziert, um das astronomische Jahr mit dem bürgerlichen Kalenderjahr in Einklang zu bringen.


 



Wie alles begann


Schon immer haben Sonnen- und Mondzyklus eine Rolle in der Berechnung der (Ge)Zeiten gespielt. Bis zur Einführung des Gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert führten kleine Rechenfehler zu einer jährlichen «Übereilung» unserer Zeit.


Als Erfinder des Schaltjahrs reformierte Caesar 45 vor Christus die altrömische Chronologie und führte den einzigartigen Tag in seinem Julianischen Kalender ein. Dies aufgrund der Erkenntnis, dass die Erde für ihre Reise um die Sonne etwas mehr als 365 Tage, nämlich fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden länger benötigt. Der Clou: Diese knapp sechs Stunden sind eben kein Vierteltag. Caesars Berechnung war somit jährlich um 11 Minuten und 14 Sekunden zu schnell. Der Unterschied brachte gravierende Auswirkungen: Bis ins 16. Jahrhundert hatte sich die Zeitreise deshalb um zehn Tage verschoben.


Eine weitere – diesmal «geistige» – Umgestaltung folgte 1582. Papst Gregor XIII. löschte zehn Kalendertage, um diese Verlegung auszugleichen und führte ausserdem eine erweiterte Regelung ein: In vierhundert Jahren fallen drei Schalttage aus. So waren 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre.


Und unsere «Windhose» wird noch komplexer: Die unscheinbaren Zahlen hinter dem Komma forderten eine zusätzliche Ausnahme. Es wurde beschlossen, dass Anni, die sich durch 100 teilen lassen, keine Schaltjahre sind, es sei denn, sie sind auch durch 400 teilbar. So war das Jahr 2000 zum Beispiel ein Schaltjahr.


 



Erkenntnis heute


Mit dieser Regelung dauert das Durchschnittsjahr nun 365,2425 Tage und ist damit nur noch wenige Sekunden zu lang.


Somit ist klar: Ohne die Einführung des Schalttags würde unser Kalendersystem im Laufe der Zeit dahindriften, was zu einer allmählichen Verschiebung der Jahreszeiten mit den astronomischen Ereignissen wie Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen führen würde. Für die Erde ist der Schalttag somit eine Art «Atempause», eine «Insel im Universum», um sich zurücklehnen und realisieren zu können, dass selbst in der Hektik des Sonnensystems ein zusätzlicher Tag benötigt wird, um alles in Ordnung zu halten.


Auch wir können den 29. Februar als den «Bonus-Tag» des Jahres feiern - die tolle Gelegenheit, einen besonderen Tag zu geniessen, der normalerweise nicht existiert!


Gleichzeitig ist der Schalttag ein Blick in die unendlichen Weiten des Universums; ein unvorstellbar weiter Kosmos, in dem Galaxien kollidieren und Sterne entstehen. Wir Menschen sind dabei nur winzige «Sternschnüppchen»; eine demütige Erinnerung daran, dem Mysterium Kosmos mit Ehrfurcht und Respekt zu begegnen.


 Sarah Utzinger