Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.02.2024

Gemeinde will ehemaliges Pfarrhaus kaufen

Informationsveranstaltung und Besichtigung – ausserordentliche Gemeindeversammlung am 13. März

Am Samstagmorgen war in Hüttwilen einiges los. Zuerst besichtigten dutzende interessierte Bürgerinnen und Bürger das ehemalige Pfarrhaus, anschliessend wurde die Bevölkerung im Singsaal umfangreich über den möglichen Kauf der Liegenschaft sowie den geplanten Verkauf der Baulandparzelle «Hofwies» in Nussbaumen informiert (Seite 23).

 

 

Die Gemeinde Hüttwilen hat vor, das alte Pfarrhaus an der Hauptstrasse 24 zu kaufen. Das Gebäude prägt das Dorfbild im Zentrum massgebend mit und ist ein wichtiger Teil der Hüttwiler Geschichte. Mit dem Kauf beabsichtigt der Gemeinderat die Entwicklung des Dorfzentrums positiv zu beeinflussen. Damit sich die Bevölkerung ein eigenes Bild des Kaufobjekts machen konnte, fand am Samstagmorgen eine Besichtigung des historischen Pfarrhauses statt. Mehrere dutzend Hüttwilerinnen und Hüttwiler liessen sich diese Möglichkeit nicht entgehen und wagten einen Blick in die Räumlichkeiten, für welche die Gemeinde da Geld ausgeben möchte. Die Liegenschaft 119 trägt ein Preisschild von 1,25 Mio. Franken.


 


Einmalige Chance


Anschliessend an die Besichtigung lud die Gemeinde zur Infoveranstaltung in den Singsaal der Primarschule, um umfassend und detailliert über das Geschäft zu informieren. «Uns bietet sich hier eine einmalige Gelegenheit», sagte Gemeindepräsidentin Sabina Peter Köstli vor gut 60 Interessierten. Ein solcher Kauf wolle aber gut überlegt und wohl diskutiert sein, ergänzte sie. «Der Gemeinderat hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und ist der Meinung, dass man sich grundsätzlich zwar nicht auf dem Immobilienmarkt sehe, diese Möglichkeit aber zu gut sei, um sie einfach verstreichen zu lassen». Der Entscheid aber liege bei der Bevölkerung, die am 13. März an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung über den Kauf der Liegenschaft befinden wird.


 


Entwicklung mitgestalten


Mike Fritschi übernahm als zuständiger Gemeinderat für den Bereich Liegenschaften die detaillierten Ausführungen betreffend Vorhaben und möglichem Projekt. «Wir als Gemeinderat können kaum Einfluss nehmen auf die Entwicklung unseres Dorfzentrums. Mit dem Kauf des alten Pfarrhauses würde sich das ein Stück weit ändern», sagte er. Denn in der Vergangenheit sei in Sachen Zentrumsentwicklung nicht immer alles so zufriedenstellend verlaufen, wie man sich das gewünscht hätte, so der Gemeinderat weiter.


Weil die Gemeinde die Liegenschaft nicht ins Blaue hinaus kaufen wollte, habe man eine detaillierte Studie in Auftrag gegeben (siehe Kasten). «Dadurch erhielten wir ein Bild, was mit der speziellen Architektur und der Bausubstanz möglich ist», so Mike Fritschi. Was dann aber wirklich mit der Liegenschaft passieren soll, ist noch offen. «Bei einem Erwerb wollen wir sorgfältig prüfen, ob es möglich ist, die Liegenschaft in die Immobilienstrategie der Gemeinde zu integrieren», so Mike Fritschi. Möglich wären im Erdgeschoss beispielsweise Büroräumlichkeiten, eine Arztpraxis oder eine sonstige öffentliche Nutzung sowie in den oberen Geschossen Wohnungen. Beispielsweise als neues Gemeindehaus wäre das alte Pfarrhaus durchaus denkbar, wie der zuständige Gemeinderat auf eine entsprechende Rückfrage aus dem Publikum erläuterte. 


 


Nein, und dann?


Sollte der Gemeinderat keine passende Nutzung finden, wäre ein allfälliger Verkauf eine Option. Allerdings könne dann genauer auf den Käufer und dessen Pläne geachtet werden. Was aber passiert, wenn die Bevölkerung den Kauf ablehnt? «Dann kommt die Liegenschaft auf den freien Markt und es kommt, was eben kommt», äussert Mike Fritschi die Sorge des Gemeinderats.   


Für die Verkäufer der Liegenschaft – die Familie Kramer – war Rechtsanwalt Carlo Parolari vor Ort. Er erklärte: «Den Gebrüdern Kramer ist wichtig, dass mit ihrem ehemaligen Zuhause etwas Sinnvolles gemacht wird. Darum bieten sie es zu einem marktüblichen Preis, der von einem Fachmann geschätzt wurde, der Gemeinde zum Kauf an.» Zuvor sei man bereits an die Kartause Ittingen herangetreten, da diese das alte Pfarrhaus bis Mitte des 19. Jahrhunderts bereits mehrere hundert Jahre besessen hatte. Diese hatte aber keine Verwendung dafür. 


In der Fragerunde zum Schluss wollten die Interessierten dann noch mehr wissen über mögliche Nutzungen, den Meinungen unter den Gemeinderäten, Konsequenzen, der Denkmalpflege und dem Zeithorizont. «Wir wollen auf jeden Fall vorwärtsmachen», so Mike Fritschi. Und betreffend Denkmalpflege sagte Architekt Gabriel Müller: «Das Gebäude ist als wertvoll eingestuft. Sie wird also ein Wörtchen mitreden.» Das präsentierte Projekt (siehe Kasten), sei aber nach bereits erfolgten Rücksprachen auch aus der Sicht der Denkmalpflege gut realisierbar, so Gabriel Müller.  


 


Ein mögliches Projekt 


Architekt Gabriel Müller präsentierte den Anwesenden, wie ein mögliches Projekt im alten Pfarrhaus aussehen könnte. Wichtig sei, die Bausubstanz zu erhalten und nur dort einzugreifen, wo in der Vergangenheit bereits etwas verändert wurde. Im Gebäude, das historisch 1466 erstmals Erwähnung findet, fand 1985 ein grosser Umbau statt. In den Jahren 2005 und 2015 wurden kleinere Sanierungen und Umbauten vorgenommen. «Der Liftschacht und die Nasszellen müssen verlegt und erneuert werden», erklärte der Frauenfelder Architekt. Im Erdgeschoss denkt er an eine öffentliche Nutzung, im ersten und zweiten Obergeschoss an Wohnungen und im Dachgeschoss an einen Gemeinschaftsraum oder allenfalls eine weitere Wohnung. Grosses Thema seien die Parkierungsmöglichkeiten, da wohl etwa acht Parkplätze benötigt werden. Dafür wäre ein Landabtausch mit den Nachbarn möglich, damit eine Tiefgarage mit Zufahrt von der Dorfstrasse her erstellt werden könnte. «Erste Gespräche in diese Richtung haben bereits stattgefunden», sagte Gemeinderat Mike Fritschi dazu. Mögliche Umbaukosten: 1,8 Mio. Franken. 


Michael Anderegg