Frauenfeld · 28.03.2024
HCT Ladies haben auch unter Druck geliefert
In ihrem Premieren-Jahr haben die HCT Ladies in der zweithöchsten Schweizer Eishockey-Liga den Klassenerhalt geschafft. Sportchefin Rahel Michielin und Trainer Patrick Lüscher sind erleichtert. Ebenso die Spielerinnen Selina Burren, Tanja Krause und Jana Lüscher.
Als der HC Thurgau vor einem guten Jahr beschloss, nach der Abwanderung des Frauen-Teams zum HC Davos, wieder eine Equipe zu stellen, war dies ein echtes Wagnis. Ebenfalls ein Wagnis war, die langjährige Nationalspielerin Rahel Michielin als Sportchefin gleich ins kalte Wasser zu werfen. Sie war übrigens 2012 dabei, als die Schweizer Frauen an der WM in den USA gar Historisches schafften und erstmals eine Medaille (Bronze) gewannen.
Als zweitletztes Team der SWHL B gegen das Schlusslicht Rapperswil schaute mit dem 3:1 in der Best-of-5-Serie der Playouts doch der Liga-Erhalt heraus. Darum darf Rahel Michielin vermelden: «Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Denn uns allen war klar, dass wir mit dieser jungen Equipe eine schwierige Saison vor uns hatten. Nun gilt es voraus zu planen, denn Trainer Patrick Lüscher muss ersetzt werden. Zum Glück haben mehrere Spielerinnen ihr Bleiben verkündet». Auch die Sonterswilerin behält ihren Posten und weiss, dass erneut viel Arbeit auf sie wartet: «Auch das kommende Team weist ein niedriges Durchschnittsalter auf, denn wieder werden viele junge Frauen mehrheitlich auch bei den Jungs mitspielen».
Das entscheidende Tor geschossen
Eine dieser blutjungen Spielerinnen ist Selina Burren. Die Hüttwilerin mit Jahrgang 2008 absolviert die Fachmittelschule in Frauenfeld und hatte im vierten Playout-Match gegen Rapperswil ein ganz besonderes Erlebnis: Sie erzielte in der letzten Minute den entscheidenden Treffer zum 4:2-Sieg: «Das war natürlich ein Supergefühl, als der Puck im Netz landete».
Die 16-Jährige, die bei den HCT Ladies bleibt, freut sich besonders, dass der Liga-Erhalt geschafft wurde: «Da wir in der Meisterschaft wenig gewonnen haben, schlug das einigen schon auf die Moral. Darum haben wir wohl fast immer dann, wenn der Druck gross war, nicht reüssiert. Zum Glück wurde das im Lauf der Saison immer besser. Besonders erfreulich ist, dass es nun ausgerechnet in den Playouts klappte».
Trainer Lüscher geht, Frau bleibt
Die HCT Ladies trainierten zweimal pro Woche. Am Mittwoch in Weinfelden und am Freitag in Wil. Das Sommer-Training beginnt im Mai. Dann ist Trainer Patrick Lüscher weg. Warum eigentlich? «Weil ich meinen Beruf nicht vernachlässigen will und der Aufwand mit dem Eishockey einfach zu gross wurde».
Wie ordnet der abtretende Bonauer in einem kurzen Rückblick diese Meisterschaft ein? «Mit dem Klassenerhalt haben wir in dieser schwierigen ersten Saison das Minimalziel erreicht. Ab dem Januar steigerte sich das Team – die Jüngste ist erst 13 und die Älteste 31 - und wir hatten einige gute Partien. Die wir leider doch knapp verloren. Aber ein gewisser Flow war da und so starteten wir mit zwei Siegen in die Playouts gegen Rapperswil und konnten die Best-of-5-Serie im vierten Match mit 3:1 für uns entscheiden».
Obwohl ihr Mann das Team verlässt, bleibt seine Frau Jana Lüscher den HCT Ladies treu: «Ich mache weiter. Mit meinem Alter von 30 Jahren kann ich Routine in die junge Truppe bringen». Die Abwehrspielerin verneint nicht, dass der Saisonbeginn schon etwas frustrierend war: «Aus verschiedenen Teams waren wir bunt zusammengewürfelt und verloren oft. Möglicherweise, weil viele junge Girls mitwirkten, die vorher nie in einer Frauen-Equipe gespielt hatten. Schon gar nicht auf diesem Niveau. Aber wir haben uns stetig gesteigert und den Klassenerhalt geschafft. Das war wichtig».
Tanja Krause zögert noch
Stürmerin Tanja Krause stiess anfangs Saison von Wil zu den HCT Ladies, hatte zuvor aber schon bei den Thurgau Indien Ladies gespielt. Wie hat die 26-Jährige den Beginn der Meisterschaft empfunden? «Er war nicht leicht, viele Spielerinnen waren jung und unerfahren. Wir mussten uns auf dem Eis erst finden».
Die Matzingerin freut sich besonders, dass ihr im letzten Match gegen Rapperswil das vielleicht wegweisende 1:0 gelang: «Ich schiesse leider nicht so oft Tore, darum war die Erleichterung gross, dass mir dies in einer so wichtigen Partie gelang. Meine Priorität ist eher das richtige Abwehrverhalten und möglichst genaue Pässe zu spielen». Bleibt sie bei den HCT Ladies? Sie zögert: «Das ist noch offen. Ich habe aber schon verschiedene Gespräche geführt».
Mit einem letzten Training, dem «Bierfässli-Match», wurde die Saison beendet. Ein eventuelles Abschlussfest steht noch zur Diskussion.
Ruedi Stettler