Frauenfeld · 05.06.2024
«Wer viel gibt, erhält auch viel»
Der höchste Thurgauer im Gespräch – Interview mit Peter Bühler
Herr Bühler, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum Grossratspräsidenten. Können Sie unserer Leserschaft Einblick in Ihren beruflichen Werdegang und Ihre bisherigen politischen Erfahrungen gewähren?
Ich bin ausgebildeter Betriebsökonom HWV und habe ein Nachdiplom-Studium in der Allfinanzplanung absolviert. Politisch habe ich seit frühester Jugend einen Bezug zur Mitte, frühere CVP, und war jahrelang in faktisch allen Gremien der Kantonalpartei. Seit acht Jahren bin ich Kantonsrat.
Sie sind Jahrgang 1964 und seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen tätig. Wie hat sich Ihr beruflicher Hintergrund auf Ihre politische Arbeit ausgewirkt?
Ich habe das Grundwissen in Finanzfragen als Bankleiter der Raiffeisenbank Aadorf mit 27 Jahren Berufserfahrung immer wieder ins politische Umfeld einbringen können. Das war hilfreich - gerade auch, wenn es um finanzielle und regulatorische Aspekte ging.
Was sind Ihre Hauptziele als neuer Grossratspräsident des Kantons Thurgau?
Mein Hauptziel ist es, den Hauptauftrag als GR-Präsident gekonnt und ruhig auszuführen. Das ist die Leitung der rund alle zwei Wochen stattfindenden Grossrats-Sitzungen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrer neuen Rolle?
Wir haben momentan viele pendente Geschäfte abzuarbeiten. Meine Rolle wird sein, diese Abarbeitung effizient anzugehen und doch allen Politgruppen genügend Diskussions- und Redezeit zu gewährleisten.
Wie wollen Sie die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen den verschiedenen politischen Parteien im Grossrat fördern?
Der Dialog zwischen den politischen Parteien funktioniert eigentlich heute schon gut. Gerade in den Kommissionen wird viel über die Parteigrenzen hinaus auf Lösungen hingearbeitet.
Sie haben zahlreiche Nebenämter, darunter VR-Präsident der Genossenschaft buecherchorb.ch, Präsident der Supportervereinigung Volley Aadorf und RPK-Präsident der Schulen Aadorf. Wie beeinflussen diese Tätigkeiten Ihre Arbeit als Grossratspräsident?
Diese Nebenämter sollten mich im Präsidialjahr nicht zu stark beeinflussen, da ich schon im Vorjahr die Delegation in diesen Nebenämtern in Angriff genommen habe. Man wird dort für 12 Monate auch mit einem «reduzierten» Peter Bühler zugange kommen. Die meisten Gremien funktionieren auch ohne mich hervorragend; mein Fokus 2024/2025 wird auf dem Grossrats-Präsidium liegen.
Was sind Ihre langfristigen Visionen für den Kanton Thurgau, und wie planen Sie, diese während Ihrer Amtszeit zu fördern?
Der Kanton Thurgau ist ein wunderbarer Kanton, der eigentlich für vieles in der Schweiz Vorbildcharakter haben könnte. Dies wird von der übrigen Schweiz teilweise verkannt. Ob es aber für den Thurgau ein Segen ist, wenn wir bekannter und damit als Anziehungspunkt noch attraktiver werden, wage ich zu bezweifeln.
In welcher Weise möchten Sie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Kantons Thurgau voranbringen?
Beides benötigt gute Rahmenbedingungen. Das heisst gesunde Strukturen im KMU-Bereich, gut erhaltene Infrastrukturen und ein Steuerniveau, welches Investitionen zulässt. Solche bedeuten in der Regel mehr Arbeitsplätze – und weniger soziale Not.
Wie schaffen Sie es, ein Gleichgewicht zwischen Ihren beruflichen, politischen und privaten Verpflichtungen zu halten?
Das frage ich mich manchmal auch (lacht). Meine Familie ist ein guter Katalysator, meine Freunde und der Sport ebenfalls. So komme ich soweit gut durchs Leben.
Was motiviert Sie persönlich, sich politisch zu engagieren, und was treibt Sie an, stets neue Herausforderungen anzunehmen?
Meine christliche Gesinnung geht in die Richtung, dass man im Leben einander hilft, für ärmere und schwächere Menschen sich einsetzt und nicht alles Gesellschaftliche, wo man keinen eigenen direkten Nutzen hat, den anderen überlässt. Ich habe immer wieder erfahren, dass wer viel gibt, auch viel erhält.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die sich für Politik interessieren und sich politisch engagieren möchten?
Keine Angst vor der Politik und den Politikern haben, sich informieren, einer Partei beitreten und sich in Sachthemen, welche einem Nahestehen, engagieren. Engagement ist der beste Weg, zu einem Ziel zu kommen.
Interview: Thomas Schaffner