Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.07.2024

Radio S – On Air!

Ein Blick hinter die Kulissen – 45 Jahre passionierte Unterhaltung

Seit über vier Jahrzehnten ist ­Radio S ein fester Bestandteil des Alltags in den Herzen der Spitäler Thurgau AG. Im Jahre 1979 gegründet, hat sich das Spitalradio von bescheidenen Anfängen zu einem unverzichtbaren Medium entwickelt, das den Patientinnen und Patienten wie Mitarbeitenden gleichermassen Freude bereitet. Doch wer steckt hinter den Stimmen und dem vielseitigen Musikprogramm? Und was macht dieses Radio einzigartig?

 

 

Das Radio S zeichnet sich durch seine formidable Vielfalt aus. Mit einer beeindruckenden Datenbank von knapp 30 000 Titeln, welche dank des erfahrenen Musikredaktors Andreas Balsiger fortwährend ergänzt wird, deckt der Radiosender das komplette Musik-Genre von Pop, Rock, Klassik, Country, Oldies, modernen Charts, Schlager und vielem mehr ab. Ebenso wurden Live-Versionen, Covers von lokalen Chören, Volksmusik oder Besonderheiten wie der Thurgauer Marsch über die Jahre hinweg ins Repertoire aufgenommen.


«Andreas Balsiger ist sozusagen unser musikalisches Rückgrat!», lobt Sara Alves Penteado, Verantwortliche der Kommunikation von Radio S.


«Er ist auch für die ‘Nonstop-24 Stunden-Music-Playlist’ verantwortlich und versorgt uns wöchentlich mit den neuesten nationalen wie interna­­tio­nalen Glanzstücken», erklärt sie ­weiter.


Die Herzen des Radios


«Jede unserer Sendungen besitzt ihr eigenes Herzstück und wird durch die individuellen, eigens gestalteten Beiträge unserer Moderatorinnen und Moderatoren bereichert», offenbart Programmleiter Michel Ammann.


Die Sendung zum Auftanken am Montagabend strebt danach, den «Geist» der Hörerschaft zu erfrischen. In Zusammenarbeit mit der Jugendseelsorge «Juseso» der Katholischen Kirche schenkt sie inspirierende und spirituelle Inhalte. Ebenfalls am Montag auf Sendung: Die Gospel News. Sie laden Fans der Gospelmusik zu einer kraftvollen «Musicnight» ein.


Der Country Club widmet sich dienstags den Cowgirls und Cowboys und führt in die musischen Weiten der abenteuerlichen Prärie.


Bei Oldies but Goldies in der goldenen Mitte der Woche sind nostalgische Hits die Helden und am letzten Donnerstag im Monat lädt Radio S seit Sommer 2023 mit der Programm-Neuheit zu Gast bei Radio S eine namhafte Persönlichkeit zum exklusiven Interview «on air» ein. Dieses Sendegefäss bietet mit persönlichen Gesprächen tiefere Einblicke in das Leben und die Geschichten der ausgewählten Gäste und ist anschliessend auch als Podcast auf der Website nachzuhören.


Die Sendung Time4Weekend begleitet am Freitagabend ins krönende Wochenende. Neben lokalen und Global-News sowie aktuellen Sportnachrichten werden zudem ein Film- oder Kinotipp präsentiert und die Musikcharts vorgestellt.


Aus der Tradition geblieben ist der Radio-Gottesdienst am Sonntagmorgen und wird am Abend des selbigen Tages mit dem allseits beliebten Flaggschiff, dem Wunschkonzert, abgerundet. Dabei darf die Hörerschaft das zweieinhalbstündige Programm mit Musikwunsch-Einsendungen per Telefon, WhatsApp, E-Mail oder via Kontaktformular auf der Website mitgestalten. 


Ausserdem geht ein herzliches Freiwilligen-Team aus Musikbotinnen und -boten jeweils am Donnerstagvormittag auf Besuchsrunde ins Spital, um die Wünsche der Patientinnen und Patienten von Angesicht zu Angesicht entgegenzunehmen. Eine überaus wertschätzende Geste.


«Wir sind stets auf der Suche nach Herzensmenschen als Musiküberbringer und würden uns sehr freuen, wenn sich weitere helfende Boten-Hände mit uns engagieren», eröffnet Sara Alves Penteado. Interessierte dürfen sich gerne unter www.radio-s.ch/wunschboten melden.


 



Ausbildung & Engagement


Der Verein Radio S besteht aus 22 aktiven Mitgliedern im Moderations- und Technikbereich sowie 34 passiven Mitgliedern und sechs ehemaligen Ehrenmitgliedern, darunter die Gründungsväter Albert Bargetzi und Eugen Ettlin.


Neue Moderatorinnen und Moderatoren werden intensiv auf ihre spannende Aufgabe vorbereitet und erhalten die Chance, jährlich an einem Refreshkurs teilzunehmen, um sich ebenso im Bereich der Radiotechnik weiterzubilden.


«Mit unserem amtierenden technischen Leiter, Eric Gauch, sind wir fortschrittlich unterwegs, was die Arbeit sehr erleichtert. Neu hat er uns eine Suchfunktion für die Musiktitel der weitläufigen Datenbank programmiert, eine tolle Entlastung für die gesamte Crew», schwärmt Sara.


 



Neugierig geworden?


«Schnuppern ist jederzeit möglich, um unverbindlich in die magische Welt des Radiobetriebs eintauchen zu können», verrät die Kommunikationsexpertin weiter. 


Dabei erinnert sie sich an eine besonders amüsante Begebenheit, die ihr auch nach langjähriger Radioerfahrung während eines Wunschkonzerts passiert ist: «Ich wollte der Sprachnachricht eines Zuhörers lauschen, um seinen Musikwunsch zu erfüllen und merkte nicht, dass die Audiodatei versehentlich direkt über den Radiokanal erklang», erzählt sie. «Solche kleinen Patzer geschehen eben und man sollte in der Lage sein, darüber zu lachen», bemerkt sie mit einem Augenzwinkern.


Ihr Moderationskollege Alexander Günther, der während meines Besuches gerade für «Time4Weekend» im Live-Einsatz steht, sieht sich wiederholt den Herausforderungen der Dialektbeherrschung gegenübergestellt und berichtet charmant von seinen «Auseinandersetzungen» mit Ausdrücken wie «Schweizer Nati», die er durch seinen hochdeutschen Akzent kunstvoll mit «Schweizer Nationalmannschaft» ersetzt. Solche Anekdoten verleihen den Sendungen von Radio S ihre unverwechselbare Authentizität und liebenswürdige Einzigartigkeit.


 



Radiofieber


Über ihre Motivation, sich hinter das Technikpult und Mikrofon zu stellen, äussert Sara Alves Penteado: «Ich war stets ein Musikmensch und als ich damals bemerkte, dass coronabedingt alles zugeht, sah ich mich nach einer sinnvollen nebenberuflichen Tätigkeit um, die in der gegenwärtigen Situation noch irgendwie umsetzbar war. So bin ich 2020 zu Radio S gestossen. Und wer mich kennt, weiss: Ich bin eine Quasseltante. Ich liebe es, die Menschen zu unterhalten. Es macht grossen Spass».


Alexander Günther erläutert: «Ich war stets von der künstlerischen Kreativität angetan und bin dadurch fast einmal bei MTV gelandet. Ob das Publikum nun visuell vor mir steht oder als Hörerschaft lauscht, es ist einfach schön. Und natürlich bin ich ebenfalls ein wahrer Musikfan.»


Nervös sind die beiden mittlerweile nicht mehr, wenn sie live auf Sendung sind. «Ausser wenn die Technik nicht ganz so funktioniert, wie sie sollte», meint Alexander schmunzelnd. Zudem würden kleine Pannen eben immer mal wieder passieren. Sei es, dass das Mikrofon nach der Moderation nicht auf «mute» (stumm) umgeschaltet wurde, ein falsches Lied eingespielt wird oder man sich beim Sprechen verhaspelt. Doch das mache das Ganze nahbar und menschlich. «Was mich insbesondere rührt, ist, wenn auch die Kleinsten voll mit dabei sind und freudig zuhören oder sogar mitwirken. Einmal hat sich ein vierjähriges Mädchen, das im Spital verweilen musste, das Kinderlied ‘Biene Maja’ gewünscht; wirklich süss. Es ist schön, mit dem Radio alle Generationen ansprechen zu können», freut sich Sara.


 



Empfang & Finanzierung


Radio S bietet auf globaler Ebene einen Stream über die Website an, der es ermöglicht, den Sender weltweit zu empfangen; einschliesslich einer Webcam, die Impressionen der Tätigkeit im Radiostudio zeigt. In den Einrichtungen der Spitäler Thurgau AG; darunter das Kantonsspital Frauenfeld, das Kantonsspital Münsterlingen sowie die Klinik St. Katharinental – inklusive zusätzlicher Einspeisung des der Stadt Frauenfeld angehörige Alterszentrum Park– ist das Hit-Radio rund um die Uhr direkt im Patientenzimmer zu geniessen. Diese technischen Raffinessen schenken die Möglichkeit, der gesamten Belegschaft rund um die Uhr ein facettenreiches Hörvergnügen zu präsentieren.


Die Finanzierung wird durch Sponsorenbeiträge, Spenden und die hingebungsvolle Freiwilligenarbeit des Radio S-Teams gewährleistet. «Unser Ziel ist es, den Betrieb auf diesem wertvollen Kurs halten zu können», wünscht sich Präsidentin Nina Gräub.


 



Geschichte & Meilensteine


Das Radio S begann seine Reise am 7. Januar 1979, als Eugen Ettlin, Robert Habersaat, Albert Bargezzi und Kurt Küffer zum ersten Mal «on air» gingen. 1983 wurde ein Studio in der Kartause Ittingen eingerichtet, welches das Signal ins Kantonsspital übertrug. Zwei Jahre später erhielt der neu gegründete Verein Radio S den Anerkennungspreis der Stadt Frauenfeld.


2001 führte Radio S das bis heute bestehende Nonstop-Musikprogramm ein und etablierte sich weiter. Technische und räumliche Erweiterungen folgten:  2011 wurde der Musikserver auf rund 20 000 Musiktitel erweitert und 2014 ins Frauenfelder Kabelnetz Stafag integriert. Ein nächster bedeutender Schritt war die Crowdfunding-Aktion im Jahr 2017 zur Realisierung eines zeitgemässen Studios. Schliesslich bezog Radio S im Jahre 2020 das hoch modernisierte Studio im Neubau des Spitals Frauenfeld. 


 



Besuch der Prominenz


Als weitere Highlights durfte das Spitalradio im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreiche prominente Persönlichkeiten begrüssen oder eine «Ehren-Widmung» für ihre Studio-Pinnwand entgegennehmen: Unter anderem von Kliby und Caroline, Peach Weber, Divertimento, Monique oder von amtierenden Apfelköniginnen. Diese Besuche und Aufmerksamkeiten unterstreichen die begeisternde Anziehungskraft des Radiosenders. 


«Ausserdem hat Radio- und Fernsehmoderator Reto Scherrer seine ‘Karriereanfänge’ bei Radio S gestartet und kommt immer mal wieder vorbei», plaudert Sara abschliessend aus dem Nähkästchen. 


 



Zukunftsaussichten


Radio S blickt voller Zuversicht in die Zukunft. Im kommenden November wird das 45-Jahr-Jubiläum mit einem feierlichen Tag der offenen Tür begangen und die jüngsten Zuhörerinnen wie Zuhörer sind im Rahmen des Ferienpasses im Oktober erneut herzlich eingeladen, die faszinierende Welt des Radios zu entdecken. 


Auch ausserhalb der offiziellen Veranstaltungen freut sich das Team von Radio S immer über Besucherinnen und Besucher. «Bei uns sind alle willkommen!», betont Nina Gräub.


Na dann… ab «on air»! – Radio S – Reinhören lohnt sich!  


Sarah Utzinger


www.radio-s.ch