Frauenfeld · 04.09.2024
Ein fast perfekter Paralympic-Start für die beiden Thurgauer
Gleich vier Medaillen aus vier Final-Einsätzen: Catherine Debrunner (Mettendorf/dreimal Gold) und Marcel Hug (Pfyn/einmal Silber) ist der Start in die Paralympics bestens gelungen.
Am Montag war sie in Paris eingetroffen, am Samstag hatte sie ihren ersten Einsatz im Final. Und Catherine Debrunner war auf den Punkt bereit über 5000 Meter. Sie distanzierte Susannah Scaroni aus den USA, ihre stärkste Gegnerin, um knapp eineinhalb Sekunden. Mass genommen an der Distanz hatte sie am Vortag, als kurzfristig noch ein zusätzlicher Vorlauf anberaumt worden war, bei dem es aus Debrunners Sicht um nicht sehr viel ging. Ein zusätzliches Training unter Wettkampfbedingungen war es allemal.
Knapp 31 Stunden nach dem erfolgreichen Start in die «Mission Paralympics 2024» ging es für die 29-Jährige am Sonntagabend bereits weiter – diesmal mit dem Rennen über zwei Bahnrunden. Auch hier war klar, dass der Weg zur Goldmedaille über Debrunner führen würde. Als stärkste Gegnerin profilierte sich die Britin Samantha Kinghorn, die sie bald im Blickwinkel hatte. «Da war mir klar, dass ich noch einen Zacken zulegen muss», sagte Debrunner.
Dieses Vorhaben nahm sie etwas gar wörtlich. Sie startete sehr schnell, «einen Zacken zu schnell», wie sie später sagen sollte, und spürte das in der zweiten Rennhälfte. «Ich hatte saure Arme, aber ich habe es dennoch geschafft, den Vorsprung ins Ziel zu tragen.» Die Zeit stoppte bei 1:41,04 und so pulverisierte sie den paralympischen Rekord. Der Vorsprung auf Kinghorn betrug zwei Sekunden.
Debrunner begeistert
Erneut wunderbar war die Stimmung im Stade de France. Wie in allen Arenen herrschte in den ersten Paralympics-Tagen auch im Megastadion im Pariser Norden eine absolut elektrisierende Atmosphäre und Debrunner zeigte sich begeistert: «Es ist so cool, in diesem Stadion zu fahren und so wichtig für unsere Sportart.»
Auftakt mehr als gelungen
Drei Goldmedaillen zum Auftakt, besser hätte das Skript aus Sicht Debrunners nicht geschrieben werden können. Damit ist das Selbstvertrauen für die weiteren Wettkämpfe definitiv vorhanden, ein Selbstläufer werde es aber nicht: «Jedes Rennen muss gefahren werden. Ich werde versuchen, mich jedes Mal wieder gut zu erholen und dann wieder anzugreifen. Ich freue mich auf spannende Rennen, wir haben super Frauen im Feld und auch die Zuschauer merken das.»
Für ihre Fans gilt es, sich in der zweiten Woche vor allem vier Tage in der Agenda einzutragen, die Tage, an denen die weiteren Finals anstehen: Dienstag (1500 m/Und wieder holte Debrunner Platz eins), Mittwoch (100 m), Donnerstag (400 m) und schliesslich der Sonntag (Marathon).
Gegner machten gemeinsame Sache
Auf dem Weg zur Goldmedaille über 5000 Meter war lange auch Marcel Hug. Er führte das Rennen über weite Strecken an, und erlebte einmal mehr das Phänomen, mit dem er sich aufgrund seiner Stärke so oft auseinanderzusetzen hat: Die Gegner machten gemeinsame Sachen, verzichteten auf Führungsarbeit und schonten sich so im Windschatten des Überfliegers der Szene. Man könnte es auch vereinfacht so nennen: alle gegen Marcel Hug.
Kurz vor Schluss wurde Hug eingeschlossen und musste sich mit einem Mehraufwand und grösserer Wegstrecke wieder zurückkämpfen. Das gelang ihm fast, aber nicht ganz: Der Amerikaner Daniel Romanchuk passierte die Ziellinie mit einer halben Sekunde Vorsprung - Hug blieb Silber. Seine 13. paralympische Medaille insgesamt und ein gelungener Start in seine sechsten Paralympics.
Gemischte Gefühle bei Hug
Natürlich stellte sich die Frage, ob nun die Freude oder Enttäuschung überwiege. «Ich habe gemischte Gefühle», sagte er kurz nach dem Rennen, «vielleicht überwiegt im Moment schon noch, dass es ein wenig weh tut, dass es nicht ganz gereicht hat. Silber ist aber auch super und ich bin mit der Leistung zufrieden.» Hugs Ziel für diese Paralympics ist eine Goldmedaille - er hat drei weitere Chancen, diese zu erreichen, über 1500 m (Das Rennen fand gestern Abend nach Redaktionsschluss statt), 800 m (Donnerstag) und ebenfalls beim Marathon am Sonntag.
Marco Keller, Paris