Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.09.2024

«Die Erneuerung ist zwingend und dringend»

Interview mit Urs Stäheli, Leiter IT Stadt Frauenfeld

Am 22. September 2024 stimmt der Frauenfelder Souverän über eine Erneuerung und Auslagerung der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) der Stadtverwaltung und des Alterszentrums Park ab. «Die Erneuerung ist zwingend und dringend», erläutert Urs Stäheli, Leiter Informatik der Stadt Frauenfeld im Interview, «denn der Nachholbedarf ist gross.»

 

 

Urs Stäheli: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
«Normal» gibt es bei uns eigentlich nicht, da wir zu rund 50 Prozent fremdbestimmt arbeiten. Wir betreuen zu dritt rund 350 IT-Arbeitsplätze, 40 Server und sind zuständig für mehr als 90 Applikationen. Da hält jeder Tag eine Überraschung bereit. Das macht aber auch den Reiz unserer Arbeit aus.


Sie arbeiten seit 27 Jahren bei der Informatikabteilung der Stadt Frauenfeld. Wie hat sich Ihre Arbeit während dieser Zeit verändert?
Grundlegend. Die Zahl der IT-Systeme hat sehr stark zugenommen und die Vernetzung der Systeme ist viel komplexer geworden. Die Virtualisierungs- und die Cloud-Technologien bieten im Vergleich zu früher Möglichkeiten, die wir uns vor 25 Jahren nicht hätten träumen lassen. Auch die Ausbreitung und Nutzung des Internets, war um die Jahrtausendwende ein epochales Ereignis.


Und wie hat sich in den letzten 25 Jahren die städtische Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verändert?
Am grundsätzlichen Aufbau der gesamten IKT-Infrastruktur als auch an deren Philosophie wurden in den vergangenen 25 Jahren keine wesentlichen Änderungen vorgenommen. Beides ist dementsprechend veraltet. Hingegen wuchsen aber die Anforderungen an die IKT stetig. Der Nachholbedarf ist deshalb gross. Und er ist vor allem dringend.


Können Sie das genauer erläutern?
Im Jahr 1998 gab es noch 100 Arbeitsplätze an denen ein Computer genutzt wurde. Heute sind es 490 Arbeitsplätze, die Zugriff auf einen Computer benötigen. Auch die Anzahl der Applikationen hat sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Die jetzige IKT ist nicht mehr zeitgemäss. So ist beispielsweise die Einführung von Microsoft-365 überfällig. Dieses Büro-Anwendungspaket ist weit verbreitet und hat sich etabliert. Es unterstützt das mobile Arbeiten und begünstigt den vollständigen Wechsel zur Internettelefonie. Auch dieser Schritt ist dringend, denn die Telefonanlage der Stadtverwaltung ist so veraltet, dass es keine Ersatzteile mehr dafür gibt. Weiter sollen die heute noch intern betriebenen Serversysteme ausgelagert und die vorhandene WLAN-Umgebung ausgebaut und leistungsfähiger gemacht werden.


Sie sprechen das Thema «Auslagerung» an. Ist es wirklich sinnvoll, hier das Heft aus der Hand zu geben?
Ja. Die geplante Lösung ist sicher, wirtschaftlich und ermöglicht die Nutzung zeitgemässer IKT-Infrastruktur sowie moderner Arbeitstechniken. Zudem erfordern die Risiken von Cyberbedrohungen immer grössere Aufmerksamkeit. Auch die Komplexität in den Bereichen Datensicherheit und Datenschutz werden weiter zunehmen. Der gewählte externe Anbieter ist ein Unternehmen aus St. Gallen und hat im Bereich Risikomanagement und Sicherheit sehr viel Erfahrung.


Aber wäre bei einer Auslagerung nicht Ihre Stelle bedroht?
Derzeit verfügen wir im Team Informatik über 300 Stellenprozente. Bei einer Auslagerung der IKT wird davon ausgegangen, dass mittel- bis langfristig nur noch 100 bis 150 nötig sind. Die Leitung der IKT, der Erst-Support sowie interne IKT-Projekte werden weiterhin durch die Abteilung Informatik wahrgenommen. Ich und eine weitere Person aus meinem Team werden in den nächsten Jahren pensioniert. Die Reduktion der Stellen würde also aufgrund unserer Pensionierungen erfolgen.


 


Würde die neue IKT auch für die Bevölkerung spürbar?


Indirekt ja, denn die Effizienz bei der Erledigung der Verwaltungsaufgaben könnte dank der neuen Möglichkeiten spürbar gesteigert werden.  


(sf)