Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.09.2024

«Hin- und hergerissen zwischen Ungläubigkeit und Aufbruchstimmung»

Interview mit Jörg Bernhard, Leiter des Kindertheaters Floh

Beim Brand auf dem Unteren Mättli in der Nacht auf den 9. August ging das Lager des Kindertheaters Floh in Flammen auf. Daraufhin hat der Verein einen Spendenaufruf gestartet. Wie ist der Stand?

 

 

Herr Bernhard, es ist nun schon einige Zeit vergangen nach dem fürchterlichen Brand. Wie ist die Stimmung bei Ihnen momentan?
Man ist hin- und hergerissen zwischen Ungläubigkeit, dass wirklich alles weg ist und Aufbruchstimmung, weil vom ersten Tag an klar war, dass wir sofort mit der Wiederbeschaffung der Infrastruktur beginnen. Einige Teile werden aber schon schmerzlich vermisst, wie unsere Lokomotive «Emma», die beim «Jim Knopf» vergangenen Herbst noch über die Casinobühne gedampft ist.



Und im Verein?
Viel Betroffenheit, aber auch vom ersten Moment an der Wille, gleich wieder loszulegen.



Wie läuft die Spendensammlung?
Sie läuft gut, wir erhalten viele kleinere und auch einige grössere Beträge, oft aus dem Umfeld unseres Theaters. Auch ehemalige Spielerinnen haben sich gemeldet.



Was müssen Sie unbedingt so schnell wie möglich beschaffen?
Weil wir am 14. September bereits einen Musical-Testtag im Casino durchführen, muss die Technik so schnell wie möglich ersetzt werden, also Scheinwerfer, Effektgeräte, sehr viele Kabel und dann halt unzählige Kleinteile wie Bühnen-Kleber, Kabelbinder, Schere, ... – die Alltagsdinge, die man für den Bühnenbau benötigt. Besonders tragisch ist, dass wir drei nigelnagelneue Moving-Head Scheinwerfer drei Wochen vor dem Brand da oben deponiert haben.


Was hat noch Zeit?
Da die ganze Tontechnik am Musical von einer externen Firma übernommen wird, können wir uns für den Neukauf von Mischpult, Verstärker und dem ganzen Zusatzmaterial bis im Frühling Zeit lassen.


 


Wie werden Sie das anstellen?
Die verbrannten Kulissen müssen wir nun mieten. Das ist an sich kein Problem, verursacht aber zusätzliche Kosten, und dies wohl über längere Zeit.



Was sagt die Versicherung?
Wir haben einen Vorschuss erhalten, wissen aber nicht, ob der ganze Schaden übernommen wird. Wir müssen die Sponsoring-Gelder anbrauchen, die für das Musical gedacht sind, und hoffen, dass dies durch die Versicherung wieder ausgeglichen werden kann.



Wie haben Sie vom Brand erfahren?
Ich war gerade aufgestanden, als es an meiner Türe klingelte. Einer unserer Leute stand unten und überbrachte mir die Nachricht. Weil meine Telefone über Nacht immer stumm geschaltet sind, musste man mir einen «Meldeläufer» schicken. Später las ich dann auf dem Handy kurz und knapp «Halle 10 abgebrannt».



Das Theater braucht ja dann auch ein neues Lager ... Wissen Sie schon wo?
Wir sind in Kontakt mit der Stadt und spannen hier auch mit der Seniorenbühne zusammen, die ja dasselbe mit ihren Kulissen erleben musste. Doch Lagerfläche ist extrem knapp und selber etwas mieten ist für uns nicht finanzierbar.


Inwieweit sind die Proben von «Luna Twinkle» betroffen?
Die Proben laufen schon seit April. Wir proben im Schulhaus für Brückenangebote direkt gegenüber der Halle 10. Weil drei Kisten voll Requisiten bereits dort sind, können wir ganz normal weiterproben, müssen uns aber jedes Mal die Brandruine anschauen ... Auch die Kostüme sind nicht verbrannt, weil sie an einem anderen Ort lagern.


 Stefan Böker


 


Spendenaufruf: Das Kindertheater freut sich nach wie vor über Spenden. Herzlichen Dank! Kindertheater Floh, 8500 Frauenfeld, IBAN: CH65 0900 0000 8500 7079 5.