Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 15.01.2025

Altes Signet bleibt – Defizit wächst

Versammlung der evangelischen Kirchengemeinde Frauenfeld

Präsident der evangelischen Kirchengemeinde Frauenfeld, Heinz Stübi, begrüsste die Anwesenden und 82 Stimmbürger zur Versammlung der Kirchengemeinde am Montagabend in der Kirche Kurzdorf. Eben diese Kirche war Auslöser für Kirchenbürger Heinz Wilhelm sich Gedanken um ein mögliches neues Signet zu machen. Denn Zugezogene und Fremde glaubten oft, die Kirche Kurzdorf gehöre zu einer anderen Gemeinde.

 

 

Das aktuelle Signet reduziere das Gemeindeleben auf die Stadtkirche, so Heinz Wilhelm in seinem Vortrag. In einem Rückblick zeigte er, dass die ersten Signets von Hand gezeichnet wurden. Es habe sogar einmal das Stadtwappen als Logo auf einer Einladung der Kirchengemeinde geprangt. Von 1970 bis Ende 2003 wurde auf Einladungen zu Kirchengemeindeversammlungen ein scherenschnittartiges Signet verwendet, das die drei Kirchen (Stadt, Kurzdorf und Oberkirch) zeigte. Ab 2003 kam dann das Signet so wie es heute noch ist hinzu. «Ich finde es eigentlich schön. Es reduziert aber die Gemeinde auf die Stadtkirche», so Heinz Wilhelm. «Zugezogene meinen sonst, die Kirche Kurzdorf gehört zu einer anderen Kirche.» Und: «Die DNA der Gemeinde ist ja nicht die Stadtkirche.»


Sein Antrag: Der Kirchenvorstand wird beauftragt, die Frage des Kirchensignets zu klären. Es anzupassen, oder ein neues Signet oder die Übernahme des landeskirchlichen Erscheinungsbilds. In der anschliessenden Diskussion merkte ein Bürger an, die inneren Werte der Gemeinde seien das Wichtigste. Und: «Die Stadtkirche ist doch schon die wichtigste Kirche.» Eine Bürgerin fand, es gebe relevanteres zu diskutieren. «Oder treten Menschen aus der Kirche aus, weil ihnen das Signet nicht gefällt?»


Eine andere Bürgerin wies auf die Symbolik des bestehenden Signets hin: Der Turm steht für die Stadt Frauenfeld, der geschwungene Bogen für Offenheit, Sammlung und Sendung. Pfarrer Samuel Kienast meldete sich zu Wort und wies auf das Signet der Landeskirche hin: Ein rotes Kreuz mit einer offenen Fläche in der Mitte. Er beobachtete, dass immer mehr junge Menschen wieder das Kreuz als Symbol ihres Glaubens entdeckten. Das Signet der Landeskirche finde er spannend und attraktiv. «Wir gehören ja auch zur Landeskirche», betonte Kienast.


Die Stimmbürger stimmten dann mit 22 Ja- und 50 Nein-Stimmen bei zehn Enthaltungen gegen den Antrag von Heinz Wilhelm. Heinz Stübi betonte, dass das Logo in der Zukunft sicher wieder einmal Thema sein werde.


Kirchenpfleger Raimondo Branca stellte den Finanzplan für 2025 vor. 82 Stimmberechtigte genehmigten mehrheitlich das Budget für 2025, das ein Defizit von 367’100 Franken aufweist. Die Ausgaben für 2025 betragen 4,9 Millionen Franken, die Einnahmen 4,60 Millionen Franken, der Steuerfuss von 16 Prozent bleibt gleich. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Defizit bei 325’200 Franken und Ausgaben von 4,7 sowie Einnahmen von 4,4 Millionen Franken.


Die 2024 beschlossene Stellenreduktion um 30 Prozent wurde umgesetzt. Das Defizit sei unter Berücksichtigung der Eigenkapitalreserven vertretbar, diese lagen per 1. Januar 2024 bei insgesamt 9,5 Millionen Franken und entsprechen einem Eigenmittelanteil von 83 Prozent. Unter Berücksichtigung des Baukredits für die Sanierung des Kirchengemeindehauses sinkt der Eigenmittelanteil auf 64 Prozent. Dieses soll nun nächste Woche für den Umzug bereit sein. Das Ende der Sanierung hatte sich um vier Wochen verzögert. Der Normalbetrieb soll dann ab 3. Februar wieder im Gemeindehaus laufen. Für den 22. März ist ein Tag der offenen Tür im Gemeindehaus geplant. Die finanzielle Zwischenbilanz: 105’000 Franken über dem Kostenvoranschlag. Der Kredit für die Sanierung beläuft sich auf 3,52 Millionen Franken. Ein weiteres Bauprojekt, die Überbauung Oberkirch 18 ist geplant. Hier werden die Projektinformationen noch folgen, die Urnenabstimmung ist für März 2026 geplant.


Die evangelische Kirche Frauenfeld zählt derzeit 7104 Mitglieder, im vergangenen Jahr waren es noch 7372. Dieser Rückgang sei ein neuer Rekord, so Heinz Stübi. Trotz der abnehmenden Mitgliederzahlen wolle man das kirchliche Angebot beibehalten und weiterentwickeln.

Förderverein soll helfen


Der Vorstand habe sich regelmässig mit der Realisierung eines Fördervereins befasst. Ziel sei die Finanzierung von gemeinnützigen Projekten innerhalb der Kirchengemeinde durch private Spenden. So können Menschen, die von ausserhalb zum Beispiel zum Gemeindemittagsessen kommen, eine Summe spenden und diese steuerlich absetzen, wie Heinz Stübi die Vorteile erläuterte. Die Gemeinde habe einen Beitritt bei dem kirchlichen Förderverein Leap beantragt, so falle der grosse Aufwand der Gründung eines eigenen Vereins weg.

Personalien und Sonstiges 


Simon Kienast sucht Darsteller und Helfer für das geplante Musical im November. Ausserdem werden Ehrenamtliche für die Durchführung des Abendmahls gesucht. Es wird derzeit eine Pfarrperson für 20 bis 30 Prozent gesucht. Dies wird nötig, da Pfarrer Samuel Kienast seine Stelle reduziert, weil er als Kirchenrat der Thurgauer Landeskirche gewählt wurde. Ausserdem wird ein Ersatz für Kirchenvorsteher Thomas Schaffner gesucht. Zum Abschluss betonte Heinz Stübi, dass er sein Amt nicht abgeben werde. Er gehe aber nach 44 Jahren als Bankkaufmann im Juli in Frühpension und habe dann mehr Zeit – auch für das Ziel mehr Kirchbürger für die Kirche zu begeistern.


Elke Reinauer