Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 15.02.2017

«Darko ist ein aussergewöhnliches Pferd»

Als Darko of de Niro zur Charlotte Lenherr auf den Langfurihof in Pfyn kam, war die Reiterin eher skeptisch. Mittlerweile stehen die beiden in den Dressur-Ranglisten meist ganz vorne. Und eine spezielle Auszeichnung kam noch dazu.

 

 

Darko of de Niro mit Charlotte Lenherr wurde von der Leserschaft der «PferdeWoche» zum Schweizer Pferd des Jahres gewählt. Mit satten 58 Prozent der Stimmen. Wie hat Lenherr reagiert, als sie diesen klaren Triumph erfahren hat? «Die Freude war gross.» Natürlich wusste die Pfynerin, dass sie mittlerweile ein aussergewöhnliches Dressur-Pferd reiten darf: «Darko ist der Mister zuverlässig und zeigt seine Genialität im Viereck. Er ist einfach aussergewöhnlich.» Warum? «Weil ich am Anfang gar nicht überzeugt war, dass wir zusammen passen. Darko ist ein so mächtiges Pferd und dann kommt da eine Reiterin mit ihren 50 Kilogramm und will ihn formen. Dann spürte ich erstaunlich schnell, dass wir doch harmonieren.»
Als Bereiterin darf «Tiggy» (so rufen die sympathische Frau alle und so meldet sie sich auch am Telefon) Darko seit eineinhalb Jahren reiten. Der Rappe wurde von Thomas Schneider im neuen­burgischen Bevaix gezüchtet und gehört Mauz Zellweger-Schmidhauser aus Bischofszell. Anfangs dachte Lenherr, das sei ein Handelspferd wie viele andere und werde bald wieder vom Langfurihof weggehen. Doch es kam ganz anders. Mehrere Monate liessen sich die Verantwortlichen im Handels-, Ausbildungs- und Pensionsstall Langfurihof in Pfyn Zeit, bis mit Darko der Turnierstart folgte.
Gleich beim allerersten Grand-Prix-Start in Bern schaute Platz sieben heraus. Von da an ging es steil aufwärts: nach Rang zwei in Dielsdorf triumphierte das Duo in Cureglia, Gossau, Grüningen, Basel und Müntschemier. So quasi als Krönung gab es an den Schweizer Meisterschaften in La Chaumaz noch die Bronzemedaille. Diese fast unglaubliche Erfolgsgeschichte wurde zum Abschluss der Saison in Le Mans mit dem ersten internationalen Auftritt abgeschlossen.
Doch wer sich nicht weiterbildet, der bleibt stehen. Darum trainiert Charlotte Lenherr seit zweieinhalb Jahren regelmässig mit dem ehemaligen Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule, Hans Riegler, der für jeweils zwei Tage zu ihr nach Pfyn kommt. Deshalb ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis für den 13-jährigen Darko und «Tiggy» die nächste Auszeichnung bereit liegt. Im März folgen zwei Sichtungs-Turniere, welche Pflicht sind. Jetzt wo die Bronzemedaillen-Gewinnerin im Schweizer Kader figuriert, heisst ihr nächstes (hohes) Ziel EM in Göteborg.
Als 20-Jährige wechselte die Engländerin Charlotte nach Deutschland, bevor es sie 2008 der Liebe wegen nach Pfyn zog, wo sie 2009 Jürg Lenherr heiratete. Die beiden sind längst ein eingespieltes Team und Sohn Jamie ist mittlerweile in der 1. Klasse. Eines soll geklärt werden. Woher stammt der Übername «Tiggy»? Charlotte Lenherr muss herzhaft lachen: «Von klein auf sind mir die Haare steil nach oben gewachsen. Es gibt ein englisches Kinder-Bilderbuch, Mrs. Tiggy-Winkle, und es geht dabei um einen kleinen Igel. Das war ich, Tiggy.» 

Ruedi Stettler