Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 17.04.2019

Ei, ei, ei!

In diesen Tagen gehen Eier zu Tausenden über den Ladentisch. Das Ei gehört zu Ostern wie der Stau am Gotthard. Das Lebensmittel gilt als Wunderwerk der Natur. Nicht weniger ein Wunderwerk ist seine Verpackung – nicht nur die Schale, sondern auch der Eierkarton.

 

 

Ich wette, Ihnen ist die Perfektion des Gegenstands bisher entgangen: die schlichte, passgenaue Form, die einen sicheren Transport der Eier gewährleistet und eine einfache Stapelung erlaubt. Kein anderes Lebensmittel hat eine derart unverkennbare Verpackung, und das seit rund hundert Jahren.
Der Kanadier Joseph Coyle, Erfinder und Zeitungsverleger, suchte nach einer Alternative zu den damals üblichen Eierkörben, in denen die zerbrechliche Ware oft kaputtging. 1918 liess er den «Coyle Egg-Safety Carton» patentieren – weitere Patente, die die Erfindung verfeinerten, folgten. In der grundsätzlichen Form hat sich der Eierkarton seitdem kaum verändert.
Der Eierkarton kann dabei weit mehr als Eiern Obhut bieten: Gartenfreunde benutzen Eierkartons gerne, um Pflanzen anzuzüchten. Kinder basteln daraus Masken oder verarbeiten den Karton zu Pappmaché. Musiker, die gerne laut aufdrehen, denken, dass Eierkartons an den Wänden den Schall schlucken und vor aufgebrachten Nachbarn schützen (schlechte Nachricht: Auf den Schall, der nach aussen dringt, haben Eierkartons nur minimalen Einfluss).
Viele verlängern den Lebenszyklus eines Eierkartons, indem sie ihn wiederholt benutzen. Der Umwelt mag man damit einen Gefallen tun – hygienisch ist es nicht. Nach EU-Verordnung dürfen Eierverpackungen nur einmal verwendet werden, da sie sonst die Übertragung von Salmonellen auslösen könnten. Der Komposthaufen ist darum auch kein guter Entsorgungsort, denn gesundheitsschädliche Bakterien könnten den Kompostierungsprozess überleben. Der Eierkarton gehört in den Kartonmüll.
Wenn Sie also Ihre Ostereier kaufen, dann freuen Sie sich nicht nur über die Eier, sondern auch über ihre Verpackung – Sie werden den Eierkarton mit ganz anderen Augen sehen.

Miriam Waldvogel