Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.03.2020

Interview mit Matthias Küng, Gemeindepräsident Aadorf

«Wir versuchen, unser Wachstum so moderat wie möglich zu gestalten».

 

 

Sie sind seit fünf Jahren Gemeindepräsident, wurden vor einem Jahr mit einem Glanzresultat in die zweite Amtszeit gewählt. Spüren Sie diese Unterstützung auch heute noch?
Ja, ich spüre sehr viel Wohlwollen und Vertrauen aus der Bevölkerung. Und auch eine gewisse Wertschätzung, was mich sehr freut. Das ist etwas Fundamentales. Ohne Vertrauen aus der Bevölkerung könnten wir nicht agieren. Das betrifft ja nicht nur mich, sondern den Gemeinderat als Ganzes.

Worauf sind Sie aus dieser Zeit besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf die gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung sowie die positive Aussenwirkung, welche wir haben. Auch unsere offene Kommunikation ist sicherlich etwas, was man herausheben darf. Denn Transparenz schafft Vertrauen. Daran arbeiten wir stetig, was auch sehr geschätzt wird.

Aadorf ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Derzeit wird auch fleissig gebaut. Ich denke da an die Projekte beim ehemaligen Restaurant Freihof oder im Gebiet Wasserfurri. Wie beurteilen Sie die Situation?
Einerseits ist das natürlich sehr schön, wenn sich Menschen Aadorf als Wohnort aussuchen. Wir spüren natürlich auch den Siedlungsdruck aus dem nahen Kanton Zürich. Dies, weil wir eine grossartige Infrastruktur zu bieten haben. Sei das im Bereich Einkaufsmöglichkeiten, gesundheitliche Versorgung oder im Sport- und Freizeitbereich. Unsere Gemeinde hat zudem eine ausgezeichnete Verkehrslage mit Anschlüssen in alle Richtungen dank der Eisenbahn und dem nahen Autobahnanschluss. Daher wird dieses Wachstum wohl auch in Zukunft anhalten. Wir müssen aber darauf achten, dass es moderat bleibt. Aber das ist nicht ganz so einfach, weil das nicht immer nur in unseren Händen liegt.

Wie viel Wachstum ist denn überhaupt noch möglich, wenn man hier noch das Stichwort innere Verdichtung einwirft?
Wir haben tatsächlich noch mehrere Hektaren an Baulandreserven innerorts. Das sieht man aber nicht unbedingt auf den ersten Blick, weil es selten grosse, zusammenhängende Grundstücke sind. Es sind hauptsächlich solche in der Grösse von Ein- oder Zweifamilienhäusern. Meist sind sie in Privatbesitz. Als wir vor ein paar Jahren die erste Erhebung machten, war ich selbst überrascht, wie viele Reserven es noch gibt. Man muss aber auch sagen, dass wir vom Raumplanungsgesetz des Kantons als regionales Zentrum eingestuft sind und daher noch weiter wachsen können. Wir müssen aber darauf achten, dass Institutionen und Betriebe wie beispielsweise die Schule mit diesem Wachstum mithalten können. Idealerweise sollte auch der eine oder andere Arbeitsplatz generiert werden. Das wäre wünschenswert.

Apropos Zukunft: Was ist Ihre Vision für Aadorf 2030?
Dass wir mit unserem Wachstum mithalten können. Sprich, dass das Leben mit unserer Infrastruktur weiterhin reibungslos funktioniert. Und wie gesagt: Neben der Zahl der Einwohner wäre es schön, wenn auch die Zahl der Arbeitsplätze steigen würde. Zudem hoffe ich, dass wir auch in zehn Jahren noch das Vertrauen von heute geniessen. Dann hätten wir vieles richtig gemacht.

Was ist ihr Wunsch für Aadorf, wenn sie keine Einschränkungen in Sachen Finanzen oder Bauauflagen hätten?
In Sachen Infrastruktur fehlt mir eigentlich nichts. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass man sich in Aadorf, trotz mittlerweile über 9000 Einwohner, auf der Strasse immer noch «Grüezi» sagt. Wir wollen uns den Charakter eines Dorfes bewahren. Es wäre schade, würde das ganze Wachstum in eine Anonymisierung laufen. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen und persönliche Begegnungen sollen stattfinden.

Welche Projekte stehen die nächsten Monate an?
Es sind derzeit mehrere, die mir am Herzen liegen. Zum Beispiel die Neugestaltung des Bahnhofs oder wie es mit unserem Lindensaal weiter geht. Wir hoffen, dass wir beide Projekte in diesem Jahr über die Bühne bringen können. Beim Lindensaal haben wir zu Ideen aufgerufen und für den Bahnhof planen wir im Herbst eine Abstimmung. 2021 soll dann umgestaltet werden. Zudem beschäftigt uns auch das Mammutprojekt «Fiber to the Home». Dabei handelt es sich um ein flächendeckendes Glasfasernetz. Das werden wir wohl in diesem Jahr noch nicht vors Volk bringen können, aber wir hoffen doch zeitnah.

Michael Anderegg