Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 03.06.2020

Die Absage der Heim-WM war ganz besonders bitter

Patrick Bloch hat beim HC Thurgau Eishockey gespielt, bevor er die Geschäftsleitung übernahm. Im letzten Jahr wechselte er zum Schweizer Verband.

 

 

Seine Eishockey-Karriere startete der Bündner Patrick Bloch beim HC Davos. Ab 2003 bis 2015 spielte er in den zwei obersten Schweizer Ligen für Biel, Olten und den HC Thurgau. Beim HCT war er ab 2013 nicht nur Spieler, sondern auch Finanzchef, bevor er seine Karriere beendete und 2015 Geschäftsführer wurde. Seit dem letzten Herbst ist der 33-jährige Betriebsökonom FH nun bei Swiss Ice Hockey tätig. Nachstehend beantwortet er unsere Fragen.

In dieser Corona-Zeit ist es angebracht, dass die erste Frage lauten muss: Bist Du und Deine Familie gesund?
Danke der Nachfrage, wir sind glücklicherweise gesund und bei uns ist alles in Ordnung. Dies wissen wir vor allem in der aktuellen Zeit sehr zu schätzen.

Wohnt Ihr noch in Gachnang?
Ja, wir wohnen nach wie vor in Gachnang und es gefällt uns sehr gut hier. Unsere grössere Tochter wird ab August hier in den Kindergarten gehen.

Kannst Du ungeachtet von Corona auch von zu Hause aus arbeiten, oder ist Dein Büro beim Verband?
Bei Swiss Ice Hockey arbeiten wir seit etwa zwei Monaten im Home Office. In meiner Doppelrolle als CEO und CFO bin ich auch für die Finanzen verantwortlich, wo ich und mein Team auf physische Unterlagen angewiesen sind – deshalb trifft man uns trotz Home-Office-Regelung auch öfter noch im Büro in Glattbrugg an.

Was sind als CEO Swiss Ice Hockey Federation Deine Hauptaufgaben?
Wie erwähnt habe ich eine Doppelfunktion als CEO und CFO inne. Das heisst, ich trage einerseits die Gesamtverantwortung für das operative Geschäft von Swiss Ice Hockey, führe direkt die Mitglieder der Geschäftsleitung und erweiterten Geschäftsleitung, leite die Geschäftsleitungssitzungen und stehe im engen Austausch mit unserem Verwaltungsratspräsidenten Michael Rindlisbacher. Als CFO bin ich zudem auch für die Finanzen verantwortlich, wo ich ein Team von zwei Mitarbeitenden führe. Da unser Geschäftsjahr jeweils von Juni bis Mai dauert, sind wir intensiv mit dem Jahresabschluss der letzten Saison beschäftigt.

Wie involviert warst Du bei der nun abgesagten WM in der Schweiz?
Swiss Ice Hockey war zu 50 Prozent am Organisationskomitee 2020 IIHF Ice Hockey World Championship Switzerland beteiligt, mit dem OK hat daher seit dem Start der WM-Kampagne vor rund vier Jahren eine enge und gute Zusammenarbeit stattgefunden – auf strategischer wie operativer Ebene. Dazu haben wir seitens Swiss Ice Hockey versucht, beste Voraussetzungen zu schaffen, damit unsere Nationalmannschaft an der Heim-WM einen optimalen Auftritt hat. Wir alle hatten uns sehr auf diese Heim-WM gefreut. Umso bitterer war es, als schliesslich die Absage kam – das tat mir vor allem für unsere Nationalmannschaft um Headcoach Patrick Fischer, für die tollen Fans der Schweizer Nati und für das WM-OK, das über die letzten Jahre tatkräftig auf diesen Event hingearbeitet hat, extrem leid.

Wie geht es nun weiter?
Alle Beteiligten waren und sind extrem enttäuscht darüber, dass unser Jahres-Highlight ausfallen musste – von der Nationalmannschaft und den Nati-Fans über das WM-OK bis zu den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle, GL und VR von Swiss Ice Hockey und unseren Partnern und Sponsoren. Aber es ist klar, dass dieser Entscheid unumgänglich war. Wir versuchen nun trotzdem, das Turnier in den nächsten Jahren in die Schweiz zu holen. Dafür stehe ich zusammen mit unserem Verwaltungsratspräsident weiter in engem Kontakt und Austausch mit den Verantwortlichen des internationalen Eishockeyverbands.

Was sind Deine Aufgaben, jetzt wo die Eishockey-Vereine Geld vom Bund erhalten?
Zusammen mit Ligadirektor Denis Vaucher vertreten wir Swiss Ice Hockey im Kernteam des BASPO und bei Swiss Olympic, welche sich seit Ende April um die Covid-19-Exitstrategie Sport kümmern. Zudem finden regelmässig Telefonkonferenzen zusammen mit Swiss Olympic statt, in denen man sich sportarten- und verbandsübergreifend zu den jeweils aktuell wichtigsten Themen berät.

Vor was fürchtest Du Dich am meisten?
Fürchten ist der falsche Ausdruck, aber natürlich beschäftigen mich die Auswirkungen des Corona-Virus auf den Sport, auf das Eishockey, auf unseren Verband und alle Clubs sehr. Die aktuellen Umstände erschweren eine mittel- und langfristige Planung, sportlich genau so wie finanziell, respektive wirtschaftlich.

Auf was freust Du Dich am meisten?
Am meisten freue ich mich ganz klar darauf, wenn endlich wieder vor vollen Zuschauerrängen und in toller Atmosphäre Eishockey gespielt werden kann. Aber ich freue mich ganz allgemein sehr auf die Zeit, wenn sich unsere Welt wieder normalisiert hat. Ich hoffe, dass die Normalität möglichst bald wieder einkehrt.

Hast Du noch Kontakt zu Deinem früheren Arbeitgeber HC Thurgau?
Ich hatte in der abgelaufenen Saison hin und wieder Kontakt zu meinem Nachfolger Martin Büsser. Wir haben uns gegenseitig ausgetauscht über ganz allgemeine Eishockeythemen. Auch bin ich noch in Kontakt mit Hansjörg Stahel, welcher als Ford-Vertreter auch Autopartner bei Swiss Ice Hockey ist. Und mit Raphael Meister habe ich mich auch schon auf ein Bierchen getroffen. Grundsätzlich freut es mich immer wieder, mit meinen ehemaligen Thurgau-Kollegen Kontakt zu haben und zu erfahren, wie es ihnen so geht. Wir waren ein super Team beim HC Thurgau, das sich gegenseitig vertraut hat und somit eine sehr enge Beziehung aufbaute.

Konntest Du im letzten Winter (trotz dem frühzeitigen Saison-Abbruch) einige Partien des HC Thurgau besuchen?
Ich war letzte Saison an zwei oder drei Spielen in der Gütti. Es war mal schön, auch ohne Emotionen ein Spiel des HCT zu verfolgen und mich gemütlich mit den Leuten im Stadion austauschen zu können. Aber klar, habe ich während der ganzen Meisterschaft den HCT und seine Resultate verfolgt. Leider hat es in der abgelaufenen Saison nicht zur Halbfinalqualifikation gereicht.

Interview: Ruedi Stettler