Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 02.07.2020

Ein Schaufenster für den ganzen Thurgau

72 Millionen-Franken-Projekt auf dem Areal der Stadtkaserne

Auf dem Kasernenareal in Frauenfeld soll der «Markt Thurgau» entstehen. Er soll ein Schaufenster und ein Begegnungsort mit überkantonaler Ausstrahlungskraft sein. Ein grosser Teil der Finanzierung soll mit einem Beitrag aus dem Erlös der TKB-Partizipationsscheine geregelt werden.

 

 

Seit geraumer Zeit ist klar, dass die armasuisse das Areal der Stadtkaserne im Jahr 2023 der Stadt Frauenfeld im Baurecht abgeben wird. Was damit passieren soll, ist nun auch bekannt. Die Stadt will das Areal der Bevölkerung und der Wirtschaft des ganzen Kantons zur Verfügung stellen. «Die ikonische Architektur, das grosse Areal und die optimale Erreichbarkeit der Stadtkaserne mit allen Verkehrsmitteln stellen einen wichtigen Standortvorteil dar, um einen langfristigen Nutzen für die gesamte Thurgauer Bevölkerung zu ermöglichen», sagte Stadtpräsident Anders Stokholm am Montag im Casino Frauenfeld. Der «Markt Thurgau», so der Name des Projekts, soll ein Begegnungsort mit einer Ausstrahlung über die Kantonsgrenze hinaus werden.
Tor zum Thurgau
Stadtrat Andreas Elliker ergänzte, dass die Kantonshauptstadt aufgrund ihrer verkehrstechnisch guten Erschliessung und ihrer Lage – mit der Stadtkaserne direkt im Zentrum – so zum Tor zum Thurgau werden könnte. Weiter befinde sich das Areal direkt im Planungsgebiet des Murgbogens, in dem derzeit Rahmenbedingungen für urbane Nutzungen mit hoher Qualität entworfen werden. Neben marktorientierten Nutzungen sollen im «Markt Thurgau» bewusst Flächen möglichst kostengünstig an Start-Ups, Vereine, Jugendprojekte, Marktbetreibende, Kleingewerbe und Veranstaltende abgegeben werden, wie Nina Stieger, Projektleiterin Schlüsselprojekte, erklärte. Der Fokus liegt dabei auf nachhaltigen Nutzungen in den Bereichen Gesundheit, Ökologie, Vernetzung und neuen Arbeitsformen.

Sehr tiefer Marktwert
Die Stadtkaserne ist eine Ikone, deren Charakter erhalten bleiben muss und soll. Eine Studie hat ergeben, dass das Areal mit Stadtkaserne, Doppelreithalle, Stallungen und Kasernenhof einen Marktwert von 1,3 Millionen Franken hat. Dem gegenüber stehen hohe Sanierungskosten. Im vorliegenden Projekt wären das 72 Millionen Franken. Deshalb bewirbt sich die Stadt mit dem ausgereiften Projekt am TKB-Ideenwettbewerb, um 40 Millionen Franken der gesamthaft über 127 Millionen Franken aus dem Erlös der Partizipationsscheine zu erhalten. Stadtbaumeister Christof Helbling dazu: «Es gibt keinen Plan B. Wir setzen auf dieses Projekt. Sollten wir die 40 Millionen nicht erhalten, so ist eine öffentliche Nutzung der Stadtkaserne kaum möglich».

Alle Vorgaben erfüllt
Der «Markt Thurgau» erfüllt alle Projektvoraussetzungen für die Eingabe: Es sei von hohem Nutzen für die Bevölkerung und die Wirtschaft des ganzen Kantons, strahle über die Kantonsgrenzen hinaus und überzeuge durch eine hohe Nachhaltigkeit der Investitionen. Zudem sei es klar ein Projekt, das ausserhalb der ordentlichen Staatsaufgaben liege, was ein zentrales Kriterium bei der Projekteingabe darstelle. «Es ist eine grosse Chance für den ganzen Kanton, die ‘Strategie Thurgau 2040’ und die darin enthaltenen Nachhaltigkeitsansprüche umzusetzen», sagt Stadtpräsident Anders Stokholm.

Einzigartige Chance
Dass der «Markt Thurgau» eine grosse Chance für den Thurgau ist, darüber sind sich alle Beteiligten einig. «Es ist nicht nur ein Projekt für Frauenfeld, sondern für den ganzen Kanton», sagte Markus Bürgi, Gemeindepräsident Stettfurt, der am Montag ebenfalls anwesend war. «Frauenfeld ist nun einmal am besten erschlossen, das muss man zugeben», sagte er und ergänzte sogleich: «Dieses Projekt ist nichts kleinräumiges und ich bin überzeugt, es ist auch eine gute Möglichkeit für kleinere Gemeinden, sich hier zu präsentieren». Bürgi hofft denn auch, dass die Diskussion um die TKB-Gelder keine «Regiönlidiskussion» gebe. «Das wäre schade. Denn hier kann etwas grosses für die positive Aussenwahrnehmung des ganzen Kantons gemacht werden».


Michael Anderegg