Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.08.2020

Behörden-Sprache richtig verstehen

Wer Mühe hat, die Briefe und Schriftstücke von Behörden und Ämtern zu verstehen, kann neuerdings auf wertvolle Unterstützung zählen. Denn die langjährige Vizepräsidentin des Thurgauer Obergerichts und Frauenfelder Gemeinderätin Elisabeth Thürer verhilft zum Durchblick.

 

 

Mit der Idee einer Beratungsstelle für Probleme mit der Behördensprache ist die pensionierte Oberrichterin Elisabeth Thürer bei Stadtpräsident Anders Stokholm auf offene Türen gestossen, als sie ihm den Vorschlag im Februar präsentierte. Allerdings bremste der Corona-Virus die Umsetzung des Projekts. Am vorletzten Donnerstag, 13. August, hat die Beratungsstelle nun aber den Betrieb aufgenommen. Zu finden ist sie im Kufsteinzimmer im Erdgeschoss des Rathauses jeweils donnerstags von 16 bis 18 Uhr. Elisabeth Thürer: «Diese Dienstleistung ist kostenlos und steht allen Menschen – auch von ausserhalb der Stadt – offen, eine Voranmeldung ist nicht nötig.»

Vieles ist schwer verständlich
Elisabeth Thürer hatte in ihrer früheren Tätigkeit als Vizepräsidentin des Obergerichts immer wieder erlebt, wie das «Beamten-Deutsch» von Einwohnerinnen und Einwohnern nicht verstanden und so Abläufe erschwert wurden. «Gerade wegen der nicht verstandenen Amtssprache sind oftmals Konflikte entstanden», blickt Elisabeth Thürer zurück.
Die Gesetzgebung wird immer komplizierter und gewisse Formulierungen in rechtlichen Angelegenheiten müssen deshalb sehr präzise sein. Damit verbunden begreifen viele Menschen die Inhalte solcher Briefe nicht. Sie legen diese oftmals einfach weg und kümmern sich nicht mehr darum. Das kann fatale Folgen haben, denn insbesondere verpasste Fristen führen oft zu massiven Nachteilen.

Unterstützung bieten
Aus diesem Grund hatte sich Elisabeth Thürer nach Abschluss der beruflichen Laufbahn entschieden, auf ehrenamtlicher Basis zur Verbesserung der Sachlage beizutragen. «Das hier ist aber keine Rechtauskunftsstelle, sondern eine Art erste Hilfe wenn es darum geht, amtliche Schriftstücke zu verstehen. Der Gang zum Rechtsanwalt wird dadurch nicht überflüssig», sagt sie bei der Eingangstür zum Kufsteinzimmer und lacht. Für sie ist das ein Dienst an den Mitmenschen, die Stadt Frauenfeld stellt die Infrastruktur kostenlos zur Verfügung. Und der Start ist gelungen, wie Elisabeth Thürer in einer ersten Bilanz sagt: An den ersten beiden Beratungen am 13. und 20. August konnte sie bereits etliche Fragen beantworten.


Andreas Anderegg