Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.10.2020

Kantonsspital in der Pionierrolle

Die Urologische Klinik der Spital Thurgau AG setzt als erstes Spital der Ostschweiz die transperineale MRT-TRUS-Fusionsbiopsie der Prostata mit dem ARTEMIS-System ein.

 

 

Die ultraschallgestützte Biopsie der Prostata dient zum Nachweis eines Prostatakarzinoms. Der Goldstandard derzeit ist immer noch eine Probenentnahme durch den Enddarm. Jährlich werden in Europa und in den USA bei rund zwei Millionen Patienten Probebiopsien aus der Prostata entnommen. Auch wenn der Eingriff grundsätzlich als sicher gilt, treten jedoch bei bis zu 40 Prozent der Patienten geringfügige Komplikationen, wie zum Beispiel Blutungen aus der Enddarmschleimhaut, auf.
Bei rund 5 Prozent der Patienten entwickelt sich nach dieser Biopsie durch den Enddarm sogar eine Prostataentzündung, die mit Fieber und Abgeschlagenheit einhergeht und sogar einen Spitalaufenthalt notwendig machen kann. Eine Möglichkeit des Ursprungs dieser Infektion ist die Verschleppung von Darmkeimen in die Prostata.

Zunahme an Infektionsraten
Seit mehr als drei Jahren setzt die Urologische Klinik der Spital Thurgau AG an den Standorten Frauenfeld und Münsterlingen die Technik der MRT-gesteuerten und Ultraschall-geführten Biopsie der Prostata durch (sogenannt MRT-TRUS-fusionierte Biopsie der Prostata) mit dem ARTEMIS-System, wodurch in der Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata beschriebene krebsverdächtige Bereiche in der Prostata gezielt biopsiert werden können. Bisher war auch hier der Ansatz durch den Enddarm. Vor dem Hintergrund der weltweit ansteigenden Resistenzraten gegenüber den verfügbaren Antibiotika ist eine Zunahme der Infektionsraten durch den transrektalen Zugang wahrscheinlich und die Entwicklung alternativer Techniken wird gefordert.

Neuen Standart eingeführt
Die Urologische Klinik der Spital Thurgau hat daher als erstes Spital der
Ostschweiz die MRI-TRUS-Fusionsbiopsie der Prostata mit dem ARTEMIS-System über einen sichereren Zugang, nämlich dem Damm des Patienten (transperineal), als neuen Standard eingeführt. Hierbei wird analog zur Probenentnahme durch den Enddarm die Prostata mit einer speziellen Ultraschallsonde ausgemessen und mit den MRI-Bildern abgeglichen. Die krebsverdächtigen Areale sind im 3-D-Modell dargestellt. Nun können über den Damm und nicht mehr über den Enddarm des Patienten gezielt Proben entnommen werden. Die Urologische Klinik der Spital Thurgau AG ist überzeugt, damit dem Patienten ein noch sichereres Verfahren anbieten zu können.
Die Patienten erhalten für diesen ambulant durchgeführten Eingriff eine leichte Narkose (eine Analgosedation ist in den meisten Fällen ausreichend), der entsprechende Hautbereich wird lokal betäubt. Die Eingriffszeit wird hierdurch im Vergleich zur transrektalen Technik nicht verlängert. Die Urologische Klinik bietet den Patienten weiterhin den transrektalen Zugang in Lokalanästhesie an, wenn der Wunsch und/oder eine Indikation (beispielsweise Begleiterkrankungen) bestehen, auf eine Narkoseform zu verzichten.

(zvg)