Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 11.11.2020

Corona-Pause für legendären Frauenfelder Militärwettmarsch

Wegen der Corona-Pandemie musste heuer natürlich auch der Frauenfelder Militärwettmarsch vom dritten Sonntag im November abgesagt werden. Trotzdem ein paar Erinnerungen. Auch vom Anlass 2019 und weit zurück von 1943.

 

 

Aus dem Frauenfelder Militärwettmarsch ist über den Waffenlauf seit einiger Zeit - und auch völlig zu Recht – der «Frauenfelder» geworden. Die Waffenläufer sind nämlich längst in der Minderzahl. Im Vorjahr waren es 209 Männer und 23 Frauen, welche die beschwerlichen 42,2 Kilometer von Frauenfeld nach Wil und zurück im Vierfruchttenü absolvierten. Den zivilen Marathon bestritten 191 Männer und 54 Frauen. Die Mehrzahl der Teilnehmer schreiben sich in den letzten Jahren aber immer für den Halbmarathon von Wil nach Frauenfeld ein. 2019 waren es 994 Männer und 478 Frauen.

«Frauenfelder» 2020 abgesagt
Wegen Corona musste das OK bereits am 15. Juli auf seiner Homepage mitteilen: «Wir beugen uns der aktuellen Situation und verzichten auf die Durchführung des ‹ Frauenfelders › vom 15. November 2020. Die Verantwortung für 2500 Läuferinnen und Läufer, mehrere Hundert freiwillige Helferinnen und Helfer sowie ein paar Tausend Zuschauer entlang der Strecke ist uns ein sehr grosses Anliegen. Allerdings ist es uns nicht möglich, die geforderten Sicherheitsmassnahmen lückenlos einzuhalten. Der 86. ‹ Frauenfelder › wird erst am 21. November 2021 stattfinden».

Moser oft am Limit
Der «Frauenfelder» war und ist berühmt und berüchtigt. Nicht nur in den Medien wurde er deshalb zum König der Waffenläufe. Wenn es in den übrigen – stets weniger werdenden Anlässen – in Richtung Ziel geht, ist das beim immer am dritten Sonntag im November ausgetragenen Abschluss-Rennen erst der Wendepunkt im Hof zu Wil. Danach haben sich schon einige Tragödien auch in der Spitzengruppe ereignet. Oft erst in den vielfach verhassten Kamelbuckeln kurz vor Huben.
Der bärtige Berner Albrecht Moser dominierte lange die Szene als mehrfacher Schweizer Waffenlauf-Meister eindrücklich, musste sich für einen Sieg am «Frauenfelder» aber gedulden. Dies gelang ihm erst 1978. Im gleichen Jahr triumphierte bei den Senioren der legendäre Aadorfer Edwin Biefer. Moser meinte einmal in Führung liegend plötzlich am Strassenrand still stehend: «Mein Magen fühlt sich an, wie wenn ich literweise abgestandenes Coca Cola getrunken hätte». Er lief zwar zu Ende, aber wieder weit hinter der Spitze.

Sturz und trotzdem Sieg
In den frühen 80er-Jahren fiel einer durch seinen besonders eleganten und trotzdem unheimlich schnellen Laufstil auf, der Zentralschweizer Hans Furrer. Meist sahen ihn seine Konkurrenten bald nur noch von hinten. Zur selben Zeit hiessen die Tagessieger aber auch Florian Züger, Fritz Häni, Christian Jost oder Kudi Steger. Steger gewann gleich zweimal hintereinander 1983 (im Landsturm war der Romanshorner Kaminfeger Kurt Hugentobler der Schnellste) und auch 1984. Beim zweiten Erfolg kam Steger kurz vor Lommis sogar zu Fall, weil er über einen auf der Strasse liegenden Weidezaun stolperte. Trotzdem blieb er dem «Frauenfelder» noch jahrelang treu, obwohl er bald nur einer unter vielen war.


Ruedi Stettler


Der General gratuliert
In meinem Sport-Archiv habe ich eine uralte Schweizer Illustrierte vom 20. Oktober 1943 gefunden, wo auch der Frauenfelder Militärwettmarsch berücksichtigt wurde. Auf dem Titelblatt der Zeitschrift gross abgebildet ist Sieger Jakob Jutz und im Innern folgt eine Bild-Doppelseite. Die Überschrift dazu lautete: «1751 Schweizer Soldaten in einem grandiosen Kampf über 43,8 Kilometer von olympischem Ausmass am Frauenfelder Militärwettmarsch». Die Wehrmänner haben ab der Allmend die Marathon-Strecke über Matzingen, Wängi, Sirnach, Wil, Stettfurt unter die Füsse genommen. Jutz gewann in Rekordzeit von knapp vier Stunden (3:55:42) und am Ziel wurde ihm sogar von General Henri Guisan gratuliert.
Der letzte Satz des SI-Textes zu den Fotos lautete: «Da offenbart sich die Schule, durch die der Wehrmann in seinem Leben geht und die ihren Ausdruck immer wieder in jenen Dingen findet, die ihn auszeichnen; Pflichterfüllung und gefestigtes, inneres Soldatentum».
(rs)