Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.07.2021

Halbzeit beim klimapositiven Holzheizkraftwerk

Ende Jahr soll der erste Strom ins Netz fliessen

Gemeinsam realisieren die Schweizer Zucker AG und die Zürcher Energie- und Mobilitätsdienstleisterin Energie 360° in Frauenfeld ein Holzheizkraftwerk. Seit Februar wird auf dem Gelände vis-à-vis der Zuckerfabrik gebaut. Jetzt hat das Projekt Halbzeit. Mitte 2022 soll das Kraftwerk seine volle Leistung ausschöpfen.

 

 

Die von den beiden Firmen gegründete Bioenergie Frauenfeld AG wird Strom, Wärme und Biokohle produzieren. Abnehmerinnen für den klimafreundlichen Strom werden die Zuckerfabrik und die Stadt Frauenfeld sein. Ende Jahr soll bereits der erste Storm ins Netz fliessen, bis Mitte 2022 soll die Produktion des Holzheizkraftwerks dann bei 100 Prozent sein. Die Investitionskosten belaufen sich auf 45 Millionen Franken.

Beachtliche Kennzahlen
Das Holzheizkraftwerk wird im Vollbetrieb 30 Millionen kWh erneuerbaren Strom für umgerechnet 8000 Haushalte pro Jahr liefern. Dazu kommen 20 Millionen kWh erneuerbare Wärme für den Verbund «Wärme Frauenfeld West» und die Zuckerfabrik Frauenfeld. Ausserdem speichert und entzieht die entstehende Biokohle der Atmosphäre dauerhaft 9000 Tonnen CO2 pro Jahr. Dies alles passiert mit Restholz aus der Region. Also mit Holz, das sonst weitgehend ungenutzt geblieben wäre.

Der Ablauf kurz erklärt
In der Anlage wird durch einen thermochemischen Prozess Holzgas erzeugt. Gasmotoren produzieren daraus Strom und Wärme. Die entstehende Wärme wird dann den beiden Abnehmern Zuckerfabrik und Wärmeverbund zugeführt. «Das Nebenprodukt, die Biokohle, wird als Bodenverbesserer und Futterzusatz verwendet», erklärte Stefan Ellenbroek, Gesamtprojektleiter Energie 360°, auf einem Rundgang für die Medien vor dem Aufrichtungsfest letzte Woche.

Logistische Meisterleistung
Wie Stefan Ellenbroek weiter sagte, sei die Baustelle aufgrund nur einer Zufahrtsstrasse eine logistische Herausforderung und gleichzeitig eine Meisterleistung. «Die Arbeiten sind top koordiniert und alle Beteiligten arbeiten über ihre Firmengrenzen hinaus zusammen. Das ist bei so einem grossen Projekt wichtig», so der Gesamtprojektleiter. Schliesslich seien diverse Firmen mit bis zu 70 Arbeiterinnen und Arbeitern gleichzeitig auf der Baustelle zugange.

Grüner Fussabdruck
Auch beim Bau wird sehr auf Umwelt und Ökologie geachtet. So wurde beispielsweise über 85 Prozent Schweizer Holz sowie 75 Prozent Recycling-Beton verbaut. Ausserdem wird auf dem Dach eine Photovoltaikanlage montiert und dank einem speziellen Verfahren werden auf den Dächern auch die Schadstoffe aus den Abgasen gefiltert, in ein wasserlösliches Produkt umgewandelt und mit dem Regen weggewaschen. Auch dem Grundwasser- und Schallschutz wurde gemäss Stefan Ellenbroek besondere Aufmerksamkeit geschenkt.


Michael Anderegg

www.bioenergie-frauenfeld.ch.