Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.07.2022

Tier-Drama im Quartier

Ein Waschbär, der Schildkröten aussaugt, verbreitet Angst

Erst im Langdorf und jetzt in Huben treibt ein Waschbär sein Unwesen. Der tierische Räuber verspeist auch Schildkröten – wie Aufnahmen einer Fotofalle belegen. Die Betroffenen warnen Besitzer vor den Räubern auf vier Pfoten.

 

 

Waschbären sind zwar putzige Tiere auf vier Pfoten, aktuell verbreiten sie in Frauenfeld aber Angst und Schrecken, insbesondere bei Schildkröten-Besitzern mit Freilauf-Gehege. So auch bei Monika Rosenberg-Riedweg in Huben.

Schockierender Moment
Denn trotz der sommerlichen Hitze ist ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter gelaufen, als sie am Morgen ans Gehege ihrer Schildkröten trat. Alle drei Tiere lagen auf dem Rücken und einer der drei Schildkrötenpanzer war – bis auf einige Überreste – leer. Monika Rosenberg: «Der Waschbär hatte die drei Schildkröten aus ihrem Häuschen gezerrt, sie auf den Rücken gelegt und eine von ihnen von hinten quasi ausgesaugt!» Die beiden anderen zogen sich erfolgreich in den Panzer zurück und hielten den Angriffen stand. Das gleiche Schicksal mit dem «Schildkröten-Killer» erlebten auch ihr Sohn und Familie im Langdorf. Dort konnte der Waschbär im Garten von Hadrian und Andrea Rosenberg sogar den grossen Stein vor dem nächtlichen Schildkröten-Unterschlupf wegschieben. Danach saugte er beide Schildkröten aus – «grauenhafte Bilder, was für Tiertragödien», sagt Monika Rosenberg dazu. Sie kontaktierte daraufhin Walter Mauerhofer vom Plättli-Zoo, der umgehend eine Fangfalle installierte. Wohl wegen des starken Gewitters in jener Nacht ging das putzige Tier allerdings nicht auf Beutefang. Wie weitere Recherchen ergaben, stammt das Tier nicht aus dem Plättli-Zoo, denn «wir haben alle unsere sechs Waschbären», sagt der stellvertretende Zooleiter Christoph Wüst dazu. Eines steht fest: Halter von Kleintieren sind gut beraten, wenn sie die Waschbären-Gefahr ernst nehmen und ihre Tiere nachts sicher unterbringen.

In Deutschland eine Plage
Waschbären sind in der Schweiz noch wenig verbreitet, in Deutschland gelten die putzigen Tiere aber als Plage. Fachleute hierzulande vermuten, dass die Tiere aus Süddeutschland via Schaffhausen in die Schweiz einwandern. Wie Robert Zahnd von der Jagdgesellschaft Frauenfeld Süd auf Anfrage erklärt, hatte man bisher keine Probleme mit diesen Tieren. Zwar ist deren Abschuss frei, im Extremfall könnte das aber ein «gesellschaftliches Problem werden. Denn ein Abschuss dieser putzigen Tiere würde wohl nicht alle freuen». Angesichts der geringen Population freilich ist das aber ohnehin kein Thema.

Andreas Anderegg