Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.07.2022

Snowboard-Profi und dann Helikopter-Pilot

Bei der ersten Sportlerehrung im 2022 durfte der Thurgauer Sportamtschef Martin Leemann im Theaterhaus in Weinfelden vor allem auch Teams zum Erfolg gratulieren.

 

 

Die Zahl der Thurgauer Sportler, welche an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften teilnehmen durften, ist weiterhin enorm hoch. Deshalb erstaunt es eigentlich nicht, dass von der Rekord-Ausschüttung 2221 durch Swisslos von den insgesamt 491 Millionen Franken, deren 4,13 in den Thurgau flossen. In Weinfelden durfte Martin Leemann sogenannte «Wiederholungstäter», also auch solche, die schon mehrfach ausgezeichnet wurden, willkommen heissen. Und dies, obwohl Topstars wie die Radprofis Stefan Küng und Stefan Bissegger (Tour de France), die Rollstuhl-Olympiasieger Marcel Hug und Catherine Debrunner (Trainingslager) sowie Martin Fuchs (CSIO Aachen) diesmal fehlten.

Kreuzlingen als Sport-Hochburg
An diesem Anlass mit über 40 Teilnehmern zeigte sich, dass der Thurgau ein traditioneller Kanton für den Reiter-Fahrsport ist und eine Vielzahl an hochkarätigen Teams aufweist. Vor allem in Kreuzlingen ist mächtig was los. Die Fussballer sind eben in die 1. Liga aufgestiegen, die Wasserballer holen Titel um Titel und jetzt sorgen noch die Handballer für Furore. Nach den Damen sind ebenso die Herren in die NLA aufgestiegen. Da haben bisher Frauenfeld (holte in der gesamten Saison immerhin zwei Unentschieden) und Arbon (blieb punktelos) nicht eben geglänzt. Der HSCK peilt nun den ersten Sieg für den Thurgau in der höchsten Klasse an. Der allgemeine Tenor tönt optimistisch: «Mit unserem extrem laustarken Publikum haben wir eine grosse Hilfe, dass wir den Ligaerhalt schaffen». Immer wieder schnappt sich Volley Amriswil Pokale, schon fünfmal den für den Meister. Davon ist Floorball Thurgau als Aufsteiger in die NLA einiges entfernt. Doch man ist zuversichtlich: «Wir hoffen, die Playoffs zu erreichen. Unsere Stärke ist der Unihockey-Nachwuchs, der regelmässig aus der Sportschule Erlen nachrückt». Viel Zeit für den Faustball opfert Silvan Jung, der mit der Schweiz Bronze an der EM holte. Er ist bei Rickenbach-Wilen nicht nur Teamcaptain, sondern auch Präsident und freut sich nun auf die World Games. Andi Oberholzer musste bisher dem überragenden Simon Ehammer im Mehrkampf den Vortritt lassen. Der Oberthurgauer hat allerdings noch ganz andere Qualitäten: «Wenigstens im Sudoku habe ich ihn geschlagen und zudem wurde ich einmal Jugend-Schweizer Meister im Stricken».

Einige Flaschen Shampoo
Auffällig war bei den Frauenfelder Tänzern, wie jung sie sind. Arjan Steurer/Aroa Martin vom Teen Dance Club müssen auch darauf schauen, dass sie super gestylt sind, denn das wird ebenfalls bewertet. Darum gibt Aroa preis: «Wir sind extrem stark geschminkt und die Haut wird gebräunt. Nach dem Wettkampf braucht es immer ein paar Flaschen Shampoo, bis alles wieder weg ist». Besonders fit sein müssen Jonas Arbenz/Patricia Kappler und Luc Roth/Sophie Bastin von der Rock Academy: «Bei uns ist bei hohem Tempo einiges an Akrobatik gefragt». Die Frauenfelderin Leona Montanes ist eine begnadete Open-Schwimmerin. Im Pool benötigt sie für fünf Kilometer 61 Minuten, im natürlich viel welligeren Meer 77.

Auch im Wintersport
Dass Thurgauer nicht nur bei den Equipen und vorwiegend im Sommer Klasseleistungen zeigen, wiederlegen drei Wintersportler. Der jüngste ist der 16-jährige Jonas Hasler. Schon als Knirps überraschte er in der Frauenfelder Turnfabrik mit seinen hohen Sprüngen ab dem Trampolin in die weiche Schnitzelgrube. Längst macht er das im Snowboard ebenso und wird nun vom Europa- in den Weltcup beordert. Bei den Junioren hat er schon WM-Silber und Bronze ergattert, nun muss er sich bei der Elite bewähren. Was sind seine Ziele: «Bald beginne ich mit dem Sport-KV, dann hoffe ich Snowboard-Profi zu werden und erst danach kann ich hoffentlich mit genügend Geld die Ausbildung zum Helikopter-Pilot beginnen». Dass Jonas Hasler so erfolgreich durch die Halfpipe fliegt, ist naheliegend: Seine Eltern Sabine und Patrik waren in dieser Sportart beide Olympioniken. Fabio Badraun vom Bobclub Frauenfeld war als Anschieber zweimal bei Olympia dabei, hat aber bisher zweimal seinen Rücktritt erklärt. Und nun: «Das Fahren in der holprigen Bahn ist kein Erlebnis, aber der Erfolg danach. Seit Olympia habe ich 15 Kilogramm an Muskeln abgenommen, weil ich fast nur Velo fahre». Eiskunstläufer Lukas Britschgi vom ES Frauenfeld hat als mehrfacher Schweizer Meister zwar seine Basis nach Oberstdorf verlegt, bleibt aber seinem Verein treu. Der 24-jährige Schaffhauser kann an der EM einen 11. und an der WM einen 15. Rang vorweisen. Bei seiner ersten Olympia-Teilnahme in Peking schaute Platz 23 heraus: «Da habe ich sicher mehr erwartet». Immerhin ist seit dem legendären Stephane Lambiel kein Schweizer mehr so gut platziert gewesen.

Ruedi Stettler