Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.09.2022

Der Europameister nimmt die WM ins Visier

An der zweiten Ehrung des Thurgauer Sportamtes 2022 im Theaterhaus Weinfelden wurden insgesamt 17 Sportlerinnen und Sportler ausgezeichnet. Einer davon war Zeitfahr-Europameister Stefan Bissegger.

 

 

An den in München ausgetragenen Europameisterschaften nahmen nicht weniger als zehn Thurgauer teil. Völlig zu Recht strahlte daher Sportamtschef Martin Leemann: «Für so einen kleinen Kanton ist das mehr als bemerkenswert». Das heisst auch, dass von Swisslos recht hohe Erfolgsbeiträge ausbezahlt werden durften.

30 Stunden unterwegs
An der EM in München hat der Felbener Stefan Bissegger im Rad-Zeitfahren hauchdünn vor Stefan Küng (Frauenfeld) und schon deutlicher vor Weltmeister Filippo Ganna (It) triumphiert. Jetzt bereitet er sich mit seinem langjährigen Trainer Marcello Albasini (Lanterswil) auf die Weltmeisterschaften vor. Das ist gar nicht so einfach, denn im Zeitfahr-Training beträgt das Tempo gut und gerne 70 Km/h, weshalb Bissegger erklärt: «So schnell darf Marcello nicht mit dem Motorrad vor mir durch die Thurgauer Dörfer blochen, sonst kassieren wir Bussen. Da müssen wir uns anders behelfen».
Ab und zu trainiert der am 13. September 24 Jahre alt werdende ehemalige Mettler mit Küng und muss schmunzeln: «Mit ihm werden die Ausfahrten immer enorm hart, deshalb bin ich lieber alleine unterwegs». Zwischen 27 000 bis 30 000 Kilometer verbringt Bissegger pro Jahr im Velo-Sattel. Darum erhofft er sich von dieser WM einiges: «Wenn alles normal verläuft, darf ich mich zu den Mitfavoriten zählen».
Am 10. September erfolgt der Abflug von Kloten via Singapur nach Australien: «Wir sind gut 30 Stunden unterwegs, bis wir in Wollongong in New South Wales an der Pazifik-Küste südlich von Sydney ankommen». Das Zeitfahren folgt am 18. September.

Höhenflug von Jaquet
Ein Aufsteiger dieser Saison ist Mathieu Jaquet vom LC Frauenfeld. Lange kaute der Hürdensprinter an der Marke von 14 Sekunden für die 110 Meter, nun hat er sie bereits zwölfmal unterboten. Warum diese Steigerung? «Ich habe im Winter mein Training etwas angepasst. Teils geschah dies in Basel, wo ich mit Jason Joseph und Finley Gaio hervorragende Gradmesser habe. Wir drei sind die besten der Schweiz und pushen uns gegenseitig. Das war vielleicht ein Grund». An der EM in München musste Jaquet allerdings eine bittere Pille schlucken, er verpasste den Halbfinal um drei Hundertstel.
Obwohl sie erst 22 Jahre alt ist, gilt die Romanshorner Hürdenläuferin Yasmin Giger als Erfolgsgarant, jetzt auch bei der Elite: «Es freute mich, dass ich an der EM den Halbfinal erreichte». Dass sie beim Diamond-League-Meeting in Lausanne eine persönliche Bestleistung erzielte, unterschlug sie. Lachend meinte sie: «Jetzt kommt noch Weltklasse Zürich».

Nur drei Marathons im Jahr
Ebenfalls für den LC Frauenfeld startet Patrik Wägeli. Der 31-Jährige mit insgesamt zehn Schweizer Meistertiteln hat mit Orientierungslauf begonnen, ging über zum Halbmarathon und nun ist er bei 42,2 Kilometern angelangt. Er muss sich daher auf höchstens drei Marathon-Wettkämpfe pro Jahr konzentrieren: «Das macht das Training nicht einfacher. Nur schon um die Limite für einen internationalen Anlass zu erreichen, muss vieles zusammenpassen».
An seiner Form feilt der Nussbaumer immer wieder bei Trainings-Wochen im Engadin, oder im Winter in Kenia. Wenn «Pädi» vorausschaut, verheimlicht er nicht: «Mein Hauptaugenmerk gilt schon jetzt mehrheitlich der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris».

Ruedi Stettler