Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.10.2022

Fortschrittliches Arbeitszeitmodell der Aadorfer «Steger AG»

Ab 1. November 2022 stellt die Haustechnik-Firma «Steger AG» auf eine Viertagewoche um. Dies bei uneingeschränkter Leistung und ohne Lohneinbusse.

 

 

Aadorf – Es ist ein innovativer Schritt, worüber am Montag die Firma Steger AG mit CEO Jürg Widerin alle 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einer eigens einberufenen Informationsversammlung informiert hat. Die aussergewöhnliche Neuigkeit wurde von den Mitarbeitenden mit grossem Interesse aufgenommen und wird mit grosser Vorfreude schon ab dem 1. November 2022 umgesetzt. Damit übernimmt die Steger AG eine Führungsrolle in der Umsetzung eines neuen Arbeitszeitmodells in der Baubranche.

Richtungsweisender Versuch
Die Steger AG konnte in den vergangenen Jahren den Umsatz stetig steigern. Den Schritt zum Wechsel von der Fünf- zur Viertagewoche begründete Geschäftsführer Jürg Widerin mit überzeugenden Worten: «Wir sehen den Wechsel zur 4-Tagewoche als vorteilhaft für alle Beteiligten. Unsere internen Abklärungen haben ergeben, dass wir die gleiche Leistung, die bisher in fünf Tagen erbracht worden ist, zukünftig in vier Tagen erbringen können, wobei sich das Tagespensum von achteinhalb auf neuneinhalb Stunden erhöht. Die wöchentliche Arbeitszeit reduziert sich demnach von 40 auf 38 Stunden, und zwar ohne Lohneinbusse. Die neuen Arbeitszeiten gelten für alle, für Büro und Montage. Nachteile für Kunden gibt es nicht. Nötige Ausnahmen werden bei Bedarf allerdings gemacht. Das neue Zeitmodell wird den Arbeitsplatz bei der Steger AG noch attraktiver machen. Günstig wird sich dieses nicht nur auf das Freizeitverhalten auswirken, sondern auch auf das Arbeitsethos. Nicht zuletzt sind auch ökologische Vorteile zu erwähnen, wozu die Montagemitarbeitenden im Bereich Heizung, Lüftung, Sanitär und Kälte beitragen», sagte Widerin an der Infoversammlung.
Dabei wies er darauf hin, dass das innovative Projekt erst in einem Jahr definitiv umgesetzt werde. Nach einer 12-monatigen Versuchsphase könne das neue Zeitmodell allenfalls wieder rückgängig gemacht werden. Doch das scheine eher unwahrscheinlich zu sein, entspreche der Trend doch richtungsweisenden Versuchen, die national und international ebenfalls im Gange seien. Die Geschäftsleitung habe sich seit mehr als vier Monaten auf diesen Schritt vorbereitet und in diesem Zeitraum alle Vor- und Nachteile abgewogen. Die Schlussbilanz sei dabei ausserordentlich positiv ausgefallen.

Überraschte Mitarbeiter
Antonio Roberto, seit Februar als Magaziner in der Firma tätig, war am frühen Nachmittag daran, herbeigeschaffte Bänke und Festtische in der Werkstatt aufzustellen. Eine Mitarbeiter-Info und eine Kioskeinweihung mit anschliessendem Barbecue sei auf 15 Uhr angesagt. Mehr wisse er nicht. Zwei Stunden später stimmte er bei einer konsultativen Abstimmung dem neuen Arbeitszeitmodell mit erhobener Hand zu. Ihm gleich taten es mit grossem Mehr die über 100 Arbeitskollegen. Servicemonteur Sandro
Carieri sagte dazu: «Das ist ein guter Vorschlag. Drei Tage frei, ist sicher verheissungsvoll. Es ist aber gleichzeitig eine Herausforderung, in vier Tagen das Maximum herauszuholen.» Und Projektleiter Josef Peterer meinte: «In der Tat ein zukunftsträchtiges Modell, das auch Vorbild für andere Unternehmen sein kann.»

Kurt Lichtensteiger