Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.10.2022

Aus für Wasserkraftwerk?

Geplanter Rückbau des Wasserkraftwerks Dreieck schlägt Wellen

Gegen die geplante Aufhebung des Wasserkraftwerks Dreieck sind drei Einsprachen eingegangen. Kritisiert wird vorab die Einstellung der lokalen Energieproduktion angesichts der angekündigten, europaweiten Energiekrise. Mit der Aufhebung würde zudem zwei grossen Bezügern das energiespendende Wasser für die Wärmepumpe entzogen.

 

 

Unscheinbar war es, das Inserat in der Frauenfelder Woche zur öffentlichen Auflage für ein Bau- und Konzessionsgesuch zum «Rückbau des Kraftwerks Dreieck infolge ökologischer Sanierungspflicht» vom 24. Juni. Dieses wurde vom kantonalen Departement für Bau und Umwelt aufgegeben. Wie DBU-Generalsekretär Marco Sacchetti auf Anfrage sagte, sind bei der Projektauflage drei Einsprachen eingegangen. Mit Blick auf das laufende Verfahren gab er aber sowohl über die Verfasser wie auch über den Inhalt der Einsprachen keine Auskünfte.

Kritikpunkte
Wie Recherchen ergaben, stammt eine Einsprache von der Stockwerkeigentümerschaft Stephan Ritzler und Madeleine Böni, die an der Murgstrasse 9 wohnen. Stephan Ritzler weist dazu auf die seit Monaten drohende Energiekrise hin. «Alles schreit nach elektrischer Energie und hier wird eine Produktionsstätte stillgelegt. Das kann doch nicht wahr sein. Die Energiestadt lässt grüssen!»
Konkret kritisiert er die vorgesehene Vertiefung des Murgbetts in der Mitte um 40 Zentimeter, worauf die Murg in diesem Abschnitt keine flächendeckende Wasserfläche mehr aufweisen werde. Bemängelt wird auch die vorgesehene Auffüllung mit Steinen zwecks Aufstieg für die Fische unterhalb des heutigen Wehrs. Dort also, wo jetzt die einzige Tiefwasserstelle zwischen dem Baliere-Steg und dem Wehr bei der Eisenwerkstrasse sei – «genau dort, wo sich die Fische heute immer aufhalten». Zudem sei es fraglich, wozu die Fische dannzumal noch einen Aufstieg brauchen, wenn es oberhalb des Wehrs ohnehin nur noch ein Rinnsal habe.

32 000 Kilotwattstunden Strom
Gemäss Dominique Lambert von der Unternehmenskommunikation des Eletrizitätswerks Thurgau EKT produziert das «Kleinstwasserkraftwerk Dreieck pro Jahr rund 32’000 Kilowattstunden Strom. Wenn man von einem Durchschnittsverbrauch von 4500 Kilowattstunden pro Familie und Haushalt ausgeht, entspricht diese Menge dem Jahresverbrauch von rund sieben Haushalten.»

Murgwasser für Wärmepumpe
Allerdings gibt es dabei einen interessanten Nebenschauplatz. Denn zwei der drei Einsprachen wurden nicht wegen der beabsichtigten Einstellung der Stromproduktion gemacht. Sie wurden wegen dem Umbau des Murgbetts eingereicht, der mit dem Rückbau des Wasserkraftwerks vorgesehen ist. Denn sowohl die Post wie auch die Murgbrugg GmbH mit den Wohnungen im ehemaligen Restaurant Murgbrücke beziehen von der Murg das Wasser für ihre Wärmepumpen. Ein Umbau des Flussbetts hätte eine Reduktion des Wasserflusses zur Folge, wodurch auch diese Energiequelle versiegen würde.

2015 erworben
Gemäss Dominique Lambert hat die EKT AG das Wasserkraftwerk Dreieck am 30. September 2015 erworben mit dem Ziel, die Anlage zu sanieren und weiterhin erneuerbaren Strom zu produzieren. 2016 wurde eine Sanierung verfügt. Durch die EKT wurden in der Folge mehr als ein Dutzend Varianten eingehend geprüft. Die Kosten für eine ökologische Sanierung hängen von den Ausführungsdetails des Rückbaus ab und bewegen sich im höheren sechsstelligen Bereich.

Entscheid für Rückbau
Lambert: «Aufgrund der zu erfüllenden ökologischen Sanierungsmassnahmen des Bundes, die nicht nur die Planungsdauer und -kosten erhöhten, sondern auch die Baukosten massiv in die Höhe treiben würden bei gleichzeitiger Minderung der Stromproduktion, ist der wirtschaftliche Betrieb dieser Anlage nicht möglich. Aus diesem Grund wurde der Rückbau beschlossen.»
Angesichts der Einsprachen wird ein solcher Rückbau allerdings kaum zeitnah beginnen und man darf gespannt sein auf die Fortsetzung.

Andreas Anderegg