Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.02.2023

«Geniessen und alle Eindrücke mitnehmen»

Lukas Britschgi startete für den Eissport Club Frauenfeld an der EM im finnischen Espoo und landete auf dem sensationellen dritten Rang.

 

 

Es ist lange dreizehn Jahre her, seit die Schweiz an einer Eiskunstlauf-Europameisterschaft eine Herren-Medaille gewann und zwar durch Doppelweltmeister Stephane Lambiel 2010 Silber. Und nun macht Lukas Britschgi vom ES Frauenfeld nach dem Kurzprogramm einen Sprung von Platz fünf auf drei. Nach der Medaillenübergabe war der Schaffhauser, mit strahlendem Gesicht, trotzdem beinahe sprachlos: «Einfach super. Ich wollte unbedingt in die Top-Ten und jetzt das». Nach einer kurzen Verschnaufpause fügte der 24-Jährige an: «Es war zweifellos die allerbeste Kür in meiner bisherigen Karriere».
Was waren seine Gedanken bei der Siegesfeier? «Es fühlte sich alles nicht wirklich real an. Ich konnte und kann es immer noch nicht fassen. Ich probierte es einfach zu geniessen und alle Eindrücke mitzunehmen».

Zahlreiche starke Resultate
Die Ziele des dreifachen Schweizer Elite-Meisters waren mit bisher vielen Einsätzen in diesem Winter – und einem ungeplanten Zwischenstopp - ambitioniert: Top-15 an der WM, Top-10 an der EM und hierzulande den Titel erneut verteidigen. Die Ergebnisse in dieser Saison 2022/23 waren auch sehr beachtlich: 2. Budapest Trophy, 3. Warsaw Cup, 5. Finlandia Trophy, 6. GP Skate Canada, 7. GP de France.
Dann kam aber dieser Schlüsselbeinbruch und die Schweizer Meisterschaften Ende Jahr fielen deshalb sogar ins Wasser. An seinem Trainings- und Wohnort Oberstdorf (De) war er mit dem Velo auf vereister Strasse gestürzt. Trotzdem waren die Erwartungen für diese Europameisterschaft in Finnland recht hoch gesteckt. Immerhin darf der Ostschweizer, der vor zweieinhalb Jahren die Spitzensport-Rekrutenschule in Magglingen absolviert hat, auf bereits zehn Medaillen an Schweizer Titelkämpfen und auf acht Medaillen an internationalen Wettkämpfen zurückblicken.

Dämpfer zum EM-Auftakt
Allerdings kam in Espoo (wo er bei der Finlandia Trophy gut abschnitt) beim EM-Kurzprogramm früh ein Dämpfer mit einem Sturz beim Vierfach-Toeloop. Doch Lukas Britschgi liess sich davon überhaupt nicht verunsichern und lief den Rest perfekt. Mit 79,26 Punkten schaute der gute fünfte Zwischen-Platz heraus.
Darum fragte man sich in seinem Umfeld: Was ist in der Kür möglich? Tragen die 23 Stunden des wöchentlichen Trainings in Oberstdorf Früchte? Oder war der sechswöchige Unterbruch wegen dem Velo-Sturz im November doch gravierender? Die beiden Vierfach-Kombinationen gleich zu Beginn der Kür gelangen ausgezeichnet. Es ging im ganzen Programm so weiter. Hervorragende 168,75 Punkte und das zweitbeste Kür-Ergebnis aller Teilnehmer schaute heraus: Das hiess nichts anderes als Bronzemedaille.
Als Mitglied des ES Frauenfeld machte sich Lukas Britschgi gleich selber fast so etwas wie ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk: Am 17. Februar wird er nämlich 25 Jahre alt. Das Saison-Highlight, die Weltmeisterschaft Ende März in Japan, darf also kommen. 

Ruedi Stettler