Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.04.2023

«Mut zur Einfachheit»

Der Architekt Christian Koller erzählt im Gespräch, weshalb er den Wettbewerb für das Projekt Neubau Hallenbad Frauenfeld gewonnen hat, weshalb die Badi so aussieht, wie sie aussieht, und auf welchen Moment er sich besonders freut.

 

 

Die letzten Monate war Architekt Christian Koller oft an Sitzungen auf der Baustelle des Neubaus Hallenbad anzutreffen. Der Grossteil seiner Arbeit begann jedoch schon viel früher und zwar mit dem offenen, anonymen Wettbewerb der Stadt Frauenfeld für ein neues Hallenbad. Das Projekt «Tag am Meer», entworfen zusammen mit seinen damaligen Architektenkollegen, hat im März 2019 den Wettbewerb gewonnen.

Aus Spass wurde Ernst
So richtig erwartet hat der Architekt den Zuschlag für sein Projekt nicht. «Ich denke, wir haben beim Wettbewerb mit dem stetigen Motto ‚Mut zur Einfachheit‘ gepunktet.» Dies betrifft sowohl die innere Organisation des Hallenbades wie letztlich auch den Verzicht auf Schlenker oder Verzierungen im Innenbereich oder an der Fassade. Entsprechend sind auch die Materialisierung und Farbgebung schlicht gehalten. Passend zum Projektnamen sind der Boden durchgehend sandfarbig und die Sockelplatten in einem schlichten Anthrazit geplant. Wichtig sind dem Architekten harmonische Proportionen und Abstände, zum Beispiel die der Stützen und Träger in der Badehalle. «So wird eine gewisse Harmonie erzeugt und das Gebäude bekommt eine Seele», erzählt Koller und ist sich sicher: «Personen, die mich gut kennen, würden wiedererkennen, dass dieses Hallenbad mit meinem Herzblut entworfen ist.»

Fachwissen aus erster Hand
Bevor all diese Ideen auf das Papier kamen, sammelte Koller Inspiration in verschiedenen Hallenbädern und unterhielt sich mit den Bademeistern vor Ort. Mit diesen Erfahrungswerten konnten die Anordnung und Vernetzung der Räume funktional optimal entworfen werden. Im Idealfall sind zum Beispiel die Duschen unmittelbar nach den Garderoben angeordnet, damit die Fussel an den Füssen sofort abgespült und nicht verteilt werden können. Grosses Hintergrundwissen bringt auch der Leiter der Schlossbadi Andreas Frei mit, der eng mit dem Architekten zusammenarbeitet. Koller ergänzt: «Dank der langjährigen Erfahrung, die Andreas mitbringt, konnte er einen zentralen Teil zur Planung des Hallenbads beitragen.»

«Wie kommt das Rüebli ins Restaurant?»
Entscheidend war beim Projektieren die ideale Anordnung der verschiedenen Nutzungen für die Badegäste. Das Planschbecken wird unmittelbar vor dem Restaurant sein, damit zum Beispiel Grosseltern gemütlich Kaffee trinken und gleichzeitig ein Auge auf die planschenden Enkelkinder werfen können. Die Schwimmerbecken befinden sich auf der sonnigen Südseite. Grossen Wert wurde auch dem sich hinter den Kulissen abspielenden, internen Betrieb beigemessen und der Architekt verrät: «Für das Personal wird es Schleichwege geben.» Ausserdem wurde aus der banalen Frage «Wie kommt das Rüebli ins Restaurant?» ernst. Die Lösung des Problems: eine praktische Zufahrt für die Logistik.

Lebendige Badehalle
Das alte Hallen- und Sprudelbad war rund 40 Jahre in Betrieb. Das Neue soll mindestens genauso lange halten und allen Besucherinnen und Besuchern ein schönes Erlebnis bieten. Worauf sich Koller besonders freut: «Auf den Moment, an dem die Badehalle in Beschlag genommen und sich mit glücklichen Schwimmenden und fröhlichen Kindern füllen wird.» (svf)