Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 31.05.2023

Fachkräftemangel in der Schweiz

Welche Ansätze könnten die Situation entschärfen und den Mangel abwenden?

Ein gut funktionierendes Drittbetreuungsangebot bezeichnet Sandra Stadler in ihrem Eingangsreferat als wichtigen Schlüssel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Podiumsgesprächen der Turnhalle des Schulhauses Islikon im Anschluss daran brachte weitere Ideen ans Licht. Mehr Arbeitsgänge digitalisieren und das Interesse an Berufslehren stärken. Viel Zuspruch erhielt der Ansatz für ein flexibles Rentenalter.

 

 

Die Zusammensetzung der Podiumsgäste war interessant gewählt. Alle Teilnehmenden brachten aufgrund ihres Hintergrundes unterschiedliche Aspekte ein. Den wertvollen Blick aus der Praxis steuerte Oliver Bantli, Unternehmer mit eigener Schreinerei bei. Maria Näf, Berufslehrabsolventin und Leon Lindner, PMS-Absolvent vertraten die Sichtweise als junge Berufsleute. Seitens akademischer Werdegang war Stefan Casanova, Prorektor der Kantonsschule Frauenfeld und einst Lehrabsolvent, vor Ort.

Klar für duales Bildungssystem
In ihrem Eingangsreferat beleuchtete Mitte Thurgau Präsidentin Sandra Stadler, wie das duale Bildungssystem übers Ganze betrachtet die Nase vorn hat. Statistiken zeigen einen Punkt auf, der den Fachkräftemangel enorm entlastet: Arbeitskräfte mit einer Berufslehre sind vermehrt bereit Vollzeit zu arbeiten. Ausserdem erhalten Absolventen des dualen Bildungsweges ein Jahr nach Abschluss einer höheren Berufsbildung mehr Lohn als Masterabsolventen.
Akademischer Weg bevorzugt
Ob Gymnasien potenzielle Fachkräfte abzügeln und damit Berufsschulen konkurrieren, eröffnet Patrick Siegenthaler, Präsident die Mitte Bezirk Frauenfeld, das Podium. Stefan Casanova widerspricht. Sie hätten nicht mehr Schüler:innen als noch vor 20 Jahren. Die Podiumsteilnehmer:innen betonen allesamt: Seien es Studien- oder Berufsberatungen – sie sind im Berufswahlprozess von Jugendlichen unheimlich wichtig und wertvoll. Oliver Bantli stellt fest, dass der Druck für einen akademischen Weg meist seitens Eltern kommt. Und Maria Näf sowie auch Leon Lindner haben erlebt, dass die Lehrpersonen in der Oberstufe vermehrt den akademischen Weg anpreisen und unterstützen.

Verantwortung wahrnehmen
Der Fachkräftemangel hat sich zum grössten Bremsklotz für die Schweizer Wirtschaft entwickelt. Schon heute bleiben rund 120 000 Stellen unbesetzt und diese Situation wird sich noch deutlich verschärfen. Während der Podiumsdiskussion ist es gelungen, einige Lösungsansätze herauszuarbeiten. Es ist in der Verantwortung der Schulen, Unternehmen und der Politik, die nötigen Weichen rasch zu stellen.

Fachleute für interessierte Bevölkerung
Die Mitte Bezirk Frauenfeld hatte zum öffentlichen Referat mit anschliessender Podiumsdiskussion in die Turnhalle im Schulhaus Islikon eingeladen. Im Herbst 2023 wird die nächste Meinungsbildungsveranstaltung im Rathaus Frauenfeld stattfinden. Mit Fachreferaten und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen versucht Die Mitte, der interessierten Bevölkerung verschiedene Blickwinkel aufzuzeigen und aktuelle Themen zu durchleuchten. (zvg)