Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.06.2023

Der Grundstein für grosse Projekte ist gelegt

Mitteilung des Departements für Bau und Verkehr zum abtretenden Stadtrat Andreas Elliker

Andreas Elliker hat in seiner Zeit als Stadtrat den Weg für viele grosse Projekte in Frauenfeld geebnet. In diesem Interview schaut er auf seine Zeit als Stadtrat im Departement für Bau und Verkehr zurück.

 

 

Andreas Elliker hat in den vier Jahren im Stadtrat bis 31. Mai das Departement Bau und Verkehr geführt. Im Interview zieht er Bilanz.

Wie haben Sie Ihre Legislatur im Departement für Bau und Verkehr erlebt?
Dieses Departement behandelt komplexe Themen, die häufig mehrere Personen oder gar die ganze Frauenfelder Bevölkerung tangieren. Die Kunst liegt darin, Konsense zu finden und aufeinander einzugehen. Denn das eigene Haus, der eigene Garten, die eigene Aussicht sind jedem Menschen immer am wichtigsten. Deshalb ist es manchmal unmöglich, aus Sicht aller Beteiligten gerecht zu handeln. Trotzdem tat ich immer mein Bestes.

Auf was können Sie heute stolz zurückblicken?
Auf verschiedene Projekte. Das erste grosse Projekt war die departementsübergreifende Liegenschaftsstrategie. Ein weiterer Meilenstein war die Abstimmung über den Rahmenkredit zur Aufwertung der Strassenräume in der Innenstadt von 11,3 Mio. Franken. Hier konnten wir die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von der Notwendigkeit des Rahmenkredites überzeugen, was mich sehr gefreut hat. Ein persönlicher Höhepunkt war für mich die öffentliche Beurkundung des Baurechtsvertrags der Stadtkaserne mit der Armasuisse. Aber das wohl grösste Projekt war das Gesamtbild, das aus vielen Teilprojekten besteht und für Frauenfeld richtungsweisend ist.

Was beinhaltet das Gesamtbild?
Die vier Agglomerationsgemeinden Frauenfeld, Felben-Wellhausen, Matzingen und Gachnang haben gemeinsam ein auf eine gesamtheitliche Freiraum-, Verkehrs- sowie Siedlungsplanung abgestimmtes Gesamtbild entwickelt. Das Gesamtbild enthält sechs Leitsätze zur räumlichen Entwicklung der Agglomeration Frauenfeld für die nächsten rund 20 Jahre sowie ein Zukunftsbild. Die Leitsätze vereinen die drei Themenbereiche Freiraum, Verkehr und Siedlung und sind ideal aufeinander abgestimmt. Im Zukunftsbild werden die Leitsätze für den Zeithorizont 2040 dargestellt. Es zeigt die angestrebte räumliche Entwicklung der Agglomeration Frauenfeld. Es geht also um die räumliche Entwicklung der Agglomeration Frauenfeld für die nächsten 20 Jahre. Die Leitsätze sind: Im grünen Stadtraum leben, Wasser erlebbar machen, Verkehrsnetz optimieren, situationsgerecht fortbewegen, Innenentwicklung gestalten und den Werkplatz fortschrittlich entwickeln.

Was ist in Ihren Augen das wichtigste Projekt?
Die meiste Arbeit steckt natürlich im Projekt Gesamtbild. Doch der in meinen Augen wichtigste Meilenstein war die Unterzeichnung des Baurechtsvertrags für die Stadtkaserne. Diesen Vertrag konnten Stadtpräsident Anders Stokholm, Stadtschreiberin Bettina Beck und ich in Bern aushandeln und anschliessend mit 100-jähriger Gültigkeit unterschreiben. Das war ein grosser Erfolg für die Stadt Frauenfeld, aber auch ein sehr bedeutender Moment für mich. Die Stadtkaserne soll der Bevölkerung zugänglich gemacht und ein Ort der Begegnung werden, der weit über die Stadtgrenzen ausstrahlt.

Vor Ihrem Mandat als Stadtrat waren Sie bereits acht Jahre lang als Gemeinderat für die Stadt Frauenfeld im Einsatz. Worin bestehen die grössten Unterschiede zwischen der Arbeit in der Legislative und jener in der Exekutive?
Erst als Stadtrat wurde mir so richtig bewusst, welche Auswirkungen die Entscheide des Gemeinderats auf die tägliche Arbeit der städtischen Mitarbeitenden haben können. Wenn im Gemeinderat zum Beispiel eine Stelle in der Stadtverwaltung nicht bewilligt wird, bekommen die Mitarbeitenden des entsprechenden Amtes und der Stadtrat die direkten Konsequenzen zu spüren. Das Wichtigste für den Gemeinderat ist der Stadthaushalt und als Stadtrat stehen die Mitarbeitenden und die Zukunft der Stadt an erster Stelle.

Welches politische Mandat haben Sie lieber ausgeführt?
Die Zeit als Gemeinderat und auch jene als Stadtrat waren lehrreich und spannend. Beides möchte ich nicht missen. Man kann aber sagen, dass man als Gemeinderat mehr Freiheiten geniesst, weil jedes Wort eines Stadtrats auf die Goldwaage gelegt wird. Als Stadtrat kann man aber viel mehr bewegen, was mir grosse Freude bereitet hat!

Was möchten Sie nicht missen aus Ihrer Zeit als Stadtrat?
Die tatkräftige Unterstützung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Frauenfeld. Es war spürbar, dass sie die verschiedenen Projekte wirklich vorantreiben wollten. Ausserdem habe ich es sehr geschätzt, dass mich die Mitarbeitenden in meinem Departement nicht nur als Stadtrat, sondern auch einfach als Andreas gesehen haben. An dieser Stelle möchte ich mich auch besonders bei Robert Scherzinger, Amtsleiter Hochbau und Stadtplanung, und Sascha Bundi, Amtsleiter Tiefbau und Verkehr, für die wertvolle Unterstützung danken.

Was hat Ihnen sonst noch Freude bereitet?
Ich stand für das traditionelle Fussballderby von Gemeinde- und Stadtrat gegen die Verwaltungsangestellten immer auf dem Platz. Ich freue mich, dass ich als Altstadtrat weiterhin teilnehmen darf. Ich schätze, ich werde mit einem freien Kopf nach meiner Zeit als Stadtrat eine bessere Leistung auf dem Spielfeld liefern können.

Sind Sie ein Stück weit auch erleichtert, das Mandat abgeben zu können?
Ja und nein. Mein Team und ich haben den Grundstein für grosse Projekte gelegt, jetzt muss es weitergezogen werden. Dabei nur von der Seitenlinie aus zuschauen zu können, tut mir schon weh. Auf der anderen Seite werde ich den ständigen Druck nicht vermissen.

Gab es auch Schattenseiten in den letzten vier Jahren?
Ich habe das Mandat als Stadtrat nicht als Beruf, sondern als Berufung wahrgenommen. Mein Ziel war immer, Projekte zugunsten der Stadt Frauenfeld voranzubringen. Bevor ich aber wirken konnte, musste ich mich häufig erklären und rechtfertigen. Ich wurde – vielleicht aufgrund meines Alters – manchmal nicht wirklich ernst genommen und unterschätzt. Das war anstrengend. Doch davon liess ich mich nicht beirren, denn ich hatte meinen Blick immer auf das Strategische und grosse Ganze gerichtet und stets ein klares Ziel vor Augen.

Was war Ihr Ausgleich zur Arbeit?
Um einen klaren Kopf zu bekommen, gehe ich gerne in der Thurebene joggen. Die beste Zeit, um anstehende Projekte durchzudenken, war während dem Arbeiten auf dem Hof, zum Beispiel beim Melken. Aber mein wichtigster Ausgleich ist meine Familie und mein Freundeskreis. Sie haben mich alle während meiner Amtszeit unterstützt.

Nebst Ihrer Arbeit als Stadtrat haben Sie Ihren Biobauernhof geleitet. Wie haben Sie das vereinbart?
Dank tatkräftiger Mithilfe von meinen Eltern und den Mitarbeitenden auf dem Hof konnte der Betrieb weiterlaufen. Es gab jedoch einen Vorfall, bei dem ich die Stadtratssitzung verlassen und auf dem Hof mithelfen musste.

Was ist vorgefallen?
Mein Telefon klingelte und aus dem Hörer kam nur: «D’Rinder sind ab!» Nach eineinhalb Stunden waren die Rinder wieder im Stall und ich wieder in der Stadtratssitzung.

Gibt es etwas, das Sie besonders vermissen werden?
Ich werde vor allem die Mitarbeitenden vermissen. Auch das Vorantreiben der Entwicklung in den Schlüsselgebieten des Gesamtbilds wird mir fehlen.

Was ist Ihr Geheimtipp an Ihre Nachfolgerin Andrea Hofmann Kolb?
Andrea soll auf ihren Bauch hören und machen, was sie für richtig hält. Ich hoffe, dass sie an den Projekten des Gesamtbilds anknüpft und die übergeordneten Ziele nicht aus den Augen verliert.

Auf was freuen Sie sich jetzt nach Ihrer Amtszeit?
Auf eine leere Agenda. Ich werde dem Hof wieder mehr Zeit widmen, worauf ich mich sehr freue.

Haben Sie schon ein nächstes Ziel vor Augen?
Ja, Plan B steht. Mehr sage ich aber noch nicht dazu. (svf)