Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.06.2023

Zwei Thurgauer stossen in neue Dimensionen vor

Rollstuhl-Leichtathleten Catherine Debrunner und Marcel Hug

Weltweit gehören die Rollstuhl-Leichtathleten Catherine Debrunner (Mettendorf) und Marcel Hug (Pfyn) zu den absoluten Stars auf der Bahn und der Strasse. Zuletzt haben beide mehrere Weltrekorde aufgestellt.

 

 

Die am 11. April 28 Jahre alt gewordene Catherine Debrunner sprengte schon im letzten Jahr die Rekordbücher. Eigentlich logisch, dass sie in Paris von der Laureus World Sports Academy zur Welt-Para-Sportlerin des Jahres 2022 gekürt wurde. Es folgten auch heuer eine Weltbestzeit nach der anderen. Seit die Primarlehrerin voll auf den Sport setzt, liefert sie Glanzzeiten und sogar historische Ergebnisse. Zuletzt beim dreitägigen Meeting Ende Mai in Arbon und nur wenige Tage später auch in Nottwil. Jetzt bereitet sich die Mettendorferin auf die im Juli stattfindenden Weltmeisterschaften in Paris vor.
Mindestens so erfolgreich bewegt sich seit Jahren der Pfyner Marcel Hug an der Weltspitze. In den internationalen Marathons holt er praktisch an allen prestigeträchtigen Orten den Sieg. Auch auf der Bahn steckt der 37-Jährige selten eine Niederlage ein. Das war auch in Arbon und wenig später in Nottwil so.
Nachstehend haben Catherine Debrunner und Marcel Hug unsere gleich lautenden Fragen beantwortet.

Wie oft bist Du an den drei Tagen in Arbon gestartet?
Catherine Debrunner: Ich bin am Daniela-Jutzeler-Memorial über 400 und 1500 Meter gestartet. Zwei Tage später an den Schweizer Meisterschaften über 400, 800, 1500 und 5000 Meter.
Marcel Hug: Am Daniela-Jutzeler-Memorial bin ich zweimal gefahren. Über 1500 und 5000 Meter. An den Schweizer Meisterschaften bin ich viermal gestartet über 400, 800, 1500 und 5000 Meter.

Wie manchen Weltrekord gab es dabei und über welche Distanzen?
Debrunner: Ich bin am Samstag, 20. Mai, über 400 Meter einen Weltrekord gefahren in 49:85. Dies ist eine Fabelzeit. Ein historischer Rekord. Denn ich bin die erste Frau überhaupt, welche die 50er Marke geknackt hat. Der WR der Klasse T54 über 400 Meter liegt bei 51:90, aufgestellt von Tatyana McFadden am 4. Juni 2015, auch in Arbon. Somit liegt mein neuer WR deutlich unter demjenigen der Klasse T54, der eigentlich stärkeren Kategorie. Dies verdeutlicht, wie stark ich über diese Distanz bin. Auch habe ich alle T53er Männer an diesem Tag geschlagen.
Am Sonntag, 21. Mai, bin ich zudem einen Weltrekord über 800 Meter gefahren: 1:38.78. Diese Zeit ist auch der absolute Wahnsinn. Ähnlich wie über 400 Meter: Ich liege deutlich unter dem WR der Klasse T54 und habe meine alte Bestleistung gleich um drei Sekunden unterboten.
Hug: Ich habe die Weltrekorde über 800, 1500 und 5000 Meter verbessert. Über 5000 konnte ich an den ParAthletics Nottwil ein paar Tage später wieder eine neue Bestmarke aufstellen.

Wie viele Schweizer Meistertitel hast Du im Oberthurgau errungen?
Debrunner: Ich holte die Titel über alle Distanzen, bei welchen ich an den Start ging: 400, 800, 1500 und 5000 Meter.
Hug: Es waren vier: 400, 800, 1500 und 5000 Meter.

Was kamen für Siege und Weltrekorde nachher in Nottwil dazu?
Debrunner: In Nottwil konnte ich alle Rennen gewinnen: 100, 400, 800, 1500 und 5000 Meter. Dies macht mich sehr stolz. An den ParAthletics in Nottwil habe ich noch einen dritten Weltrekord aufgestellt, über 100 Meter. Dort fuhr ich 15:25 und verbesserte somit meine Bestmarke um 0,45 Sekunden. Über 1500 Meter wurde meine Zeit auch als WR publiziert, allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Eigentlich fuhr ich im März in Dubai schneller, leider ist diese Zeit noch immer nicht ratifiziert.
Hug: Ich startete und gewann über 800, 1500 und 5000 (mit Weltrekord).

Wie geht es wettkampf-mässig weiter?
Debrunner: Die Weltmeisterschaft in Paris steht vor der Tür. Vom 9. bis 16. Juli gehe ich über 100, 400, 800, 1500 und 5000 Meter an den Start. Ich freue mich sehr darauf.
Hug: Am 30. Juni über die 1500 Meter an Athletissima Lausanne, anschliessend sind die Weltmeisterschaften in Paris im Juli.
Interview: Ruedi Stettler