Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 16.08.2023

500 Lehrpersonen bildeten sich weiter

Teamtage der Primar- und Sekundarschulgemeinde Frauenfeld

Die neun Primar- und drei Sekundarschulanlagen sowie das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) organisierten ab Mittwoch in der letzten Ferienwoche die Teamtage für ihre Lehrteams, um sich vertieft mit Themen des Unterrichtens und des Schulalltags zu beschäftigen. 

 

 

Mit rund 500 Lehrpersonen fanden die Weiterbildungstage der Frauenfelder Schulen in der letzten Sommerferienwoche statt. Dabei gab es theoretischen Input von internen und zum Teil auch externen Referenten und auch der Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen wurde gefördert. In den teilweise interaktiven Programmen wurde die praktische Umsetzung der einzelnen Themen in der Schule besprochen. Zudem widmeten die Lehrpersonen einen Teil der Zeit der organisatorischen Vorbereitung für den Schuljahresbeginn.


Neben den Themen, die bereits im vergangenen Jahr Inhalt der Weiterbildungen waren, wie die abgestimmte Beurteilungskultur, die gemeinsame Wertekultur, Resilienz im Unterricht, selbst organisiertes Lernen (SOL) und Umgang mit Heterogenität, standen auch viele neue Themen auf dem Programm.


 


IT-Infrastruktur


Seit einem Jahr ist nun die Schulsoftware Escola und die Cloud-Infrastruktur Microsoft 365 an den Schulen Frauenfeld im Einsatz. Escola ist eine integrierte Gesamtsoftwarelösung, die Werkzeuge für Beurteilung, Organisation, Administration und Kommunikation bietet. Zusammen mit Office 365, fördert Escola die Zusammenarbeit zwischen den Lehrpersonen, Eltern und Schülerinnen und Schülern. Um die Möglichkeiten von Escola voll auszuschöpfen und noch sicherer in der Anwendung zu werden, wurden an den Teamtagen die Vorteile und Hürden der bisherigen Escola-Nutzung diskutiert sowie Lösungsansätze und die nächsten Schritte der Escola-App-Einführung aufgezeigt.


Zudem bereiteten die Lehrkräfte sich auf den Unterricht mit schülereigenen Tablets bzw. Laptops vor. In der Primarschulgemeinde erhalten neu alle Schülerinnen und Schüler ab der 3. Klasse ein eigenes Tablet. Ein Jahr später werden die Jugendlichen der Sekundarschulgemeinde mit einem eigenen Laptop ausgerüstet. Dies ermöglicht den Schritt in Richtung einer durchgängig digitalisierten Schule, so dass die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen der digitalen Welt vorbereitet sind.


Herausforderndes Verhalten


Das HPZ setzte sich damit auseinander, wie im Schulalltag das Konfliktniveau, Konfrontationen und Stress reduziert werden kann. Die Fach- und Lehrpersonen am HPZ begegnen tagtäglich dem herausfordernden Verhalten von Schülerinnen und Schülern und müssen lernen, dem mit wertschätzendem Verständnis zu begegnen. Das Bewahren der Sicherheit und Vorhersehbarkeit in eskalierenden Situationen ist Aufgabe der Mitarbeitenden am HPZ und wurde an den Teamtagen vertieft besprochen und geübt.


 


Lernbegleitung im Unterricht


Gute Beziehungen aufzubauen und Empathie zu entwickeln, wird in der heute zunehmend digitalen Welt anspruchsvoller. Sich zuzuhören, einzufühlen und konstruktiv miteinander zu arbeiten ist wesentlich, um erfolgreich zu lernen. Das Wissen muss differenziert und gut organisiert werden, damit das Lernen vom Lernenden als wirksam erlebt werden kann. Zudem muss das Bewusstsein wie man selbst richtig lernt, gefördert werden, um das Lernen zu einer vollständigen Handlung zu machen. Wesentlich dafür ist die Interaktion zwischen Lernenden und Lehrpersonen. Die Lehrperson bestimmt durch die Lehr- und Lernformen, wie transparent der Lernprozess ist und in welchem Mass das Lernen selbstgesteuert wird.


 


Shadowing 


Mit Shadowing, einer qualitativen Beobachtungsmethode, können Lehrpersonen ihre Tätigkeit in den Coachinggesprächen und in der Lernberatung von Schülerinnen und Schülern reflektieren und gemeinsam optimieren. Diese Methode soll dahin führen, dass sich Lernende und Lehrende auf Augenhöhe begegnen und sich eine Lern- und Arbeitskultur entwickelt, die den Schulalltag entlastet. Effiziente Lernbegleitung im Unterricht bedarf einem Lernverständnis, das auf Dialog und Konstruktivismus aufbaut. So wird ein individualisierter, offener Unterricht ermöglicht, der für die Lernenden transparent und strukturiert ist und ausbalancierte Phasen von Instruktion und Konstruktion enthält.


 


Lösungsorientierte Coachings 


Der lösungsorientierte Ansatz ist eine spezielle Art der Gesprächsführung, die von dem Standpunkt ausgeht, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen und Ausnahmen vom Problem zu konzentrieren anstatt auf Probleme und deren Entstehung. Die Lehrperson soll die Schülerinnen und Schüler durch wertschätzendes Zuhören und empathische Pausen zum selber Nachdenken anregen. Somit hat die Lehrkraft die Rolle der zurückhaltenden Fragenden inne, die in Ruhe zuhört und die Kinder zum selbst ausprobieren und handeln motiviert. Dies kann vor allem durch bildhafte Sprache, kluge Fragen, Offenheit und Zurückhaltung seitens des Lehrenden im Unterricht erreicht werden.


Autismus


Als Autismus bezeichnet man eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die sich vor allem durch Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation äussert. Betroffene können nonverbale Signale, wie Blickkontakt, Mimik und Gestik ihres Gegenübers nur schwer einschätzen und haben grosse Schwierigkeiten, die Gefühle ihrer Mitmenschen zu erkennen und wahrzunehmen. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zeigen häufig sich immer wiederholende Verhaltensweisen, wie Flattern mit den Händen und Armen, Schaukeln des Oberkörpers oder Umherlaufen im Kreis. Der Umgang mit autistischen Kindern ist für den «normalen» Schulalltag eine Herausforderung. Die Klassenlehrperson und auch die Mitschülerinnen und -schüler brauchen viel Kraft, Zeit und Geduld, um das autistische Kind zu integrieren. So benötigen autistische Kinder Zeit für sich, um dem stressigen Alltag zu entfliehen und neue Kraft zu tanken. Das Bedürfnis nach klaren Strukturen und immer wiederkehrenden Abläufen ist bei autistischen Menschen meist sehr gross. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrpersonen für ASS sensibilisiert werden, um empathisch und mit passenden Massnahmen den Bedürfnissen der betroffenen Kinder begegnen zu können.  


(zvg)