Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 11.10.2023

Sorgenkind Sportanlage Kleine Allmend

Investitionen von 45 bis 60 Millionen über die nächsten 15 Jahre

In den letzten drei Jahren erarbeitete die Stadt ein Gesamtkonzept über die Freizeit- und Sportanlagen Frauenfelds. Das 93 Seiten umfassende Dokument zeigt auf, wie sich die derzeitige Situation der Freizeit- und Sportanlagen präsentiert und wo in den nächsten Jahren Handlungsbedarf besteht. Klar ist: Gerade die Sportanlage Kleine Allmend und das Thema Hallenknappheit werden noch für viel Gesprächsstoff sorgen. 

 

 

Dem Gemeinderat wurde das Gesamtkonzept Freizeit- und Sportanlagen letzte Woche zur Kenntnisnahme übergeben – diese erfolgte einstimmig. Die Rückmeldungen waren gemäss dem zuständigen Stadtrat Fabrizio Hugentobler grösstenteils positiv. «Wir haben mit diesem Konzept eine Lücke geschlossen und schonungslos den nötigen Bedarf ausgewiesen», sagt er dazu. Auch Bevölkerung und Vereine wurden mit ins Boot geholt und im Rahmen der Konzepterarbeitung nach ihren Bedürfnissen befragt. Im Konzept geht es nicht nur um den Vereinssport, sondern auch um Freizeitaktivitäten wie Radfahren, Fitness oder Wandern – total werden in Frauenfeld gut 100 Sportarten betrieben.


 


Hohe Investitionen stehen an


Mit dem Gesamtkonzept bringt der Stadtrat nun also die harten Fakten auf den Tisch – samt Preisschild. Total ist ein Investitionsbedarf über die nächsten 15 Jahre in Höhe von zirka 45 bis 60 Mio. Franken (+/- 35 Prozent) ausgewiesen. Es handelt sich dabei grundsätzlich um ungebundene Kosten. Dem Gemeinderat, oder bei über zwei Mio. Franken Investitionen dem Volk, stellt sich jeweils die Frage, ob man sich das grundsätzlich leisten möchte oder nicht.


«Ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen oder wertend zu werden, muss man sich klar sein, dass in den letzten 20 Jahren kaum in Erneuerungen der Sportanlagen investiert wurde», sagt Fabrizio Hugentobler. Besonders auffällig wird das mit einem Blick auf die Sportanlage Kleine Allmend. Denn gut 30 Prozent der städtischen Frauenfelder Sportanlagen sind sanierungsbedürftig – allesamt befinden sie sich auf der Kleinen Allmend. Dort stehen je nach Bedürfnisvarianten kurz- bis mittelfristige Investitionen von 20 bis 35 Mio. Franken an.


 


Vieles sanierungsbedürftig


Über alle Sportanlagen wurde mit Blick auf Funktionalität und baulichen Zustand mit drei Prioritäten gearbeitet – kein Handlungsbedarf, Handlungsbedarf, oder dringender Handlungsbedarf. Bei den Fussballplätzen – der FC Frauenfeld ist einer der grössten Sportvereine der Stadt – besteht Handlungsbedarf, beim Kunstrasen gar dringender. Entsprechend wurde dort bereits kürzlich eine Botschaft in den Gemeinderat geschickt. Kostenpunkt für den Ersatz des Kunstrasens: zirka 900 000 Franken. Auch die rote Rundbahn hat ihr Lebensende erreicht und muss dringend saniert werden. «Das ist wohl der nächste Punkt des Konzepts, den wir angehen werden», sagt Fabrizio Hugentobler. Noch bis 2024 ist sie von Swiss Athletics für Wettkämpfe zugelassen.


 


Veraltete Anlagen


Auch die Weit- und Hochsprunganlagen sowie die Finnenbahn weisen dringenden Handlungsbedarf auf. Dazu kommen die veralteten Garderobengebäude samt Tribüne, die den heutigen Anforderungen nicht mehr genügen – allem voran mit Blick auf die energetischen Aspekte. «Wir gehen beim dringenden Handlungsbedarf von einem Handlungszeitraum von 1 bis 5 Jahren aus, bei minimalerem Handlungsbedarf von 5 bis 15 Jahren», erklärt Fabrizio Hugentobler.


Auch das Ausseneisfeld bedarf einer Sanierung, hier ist zudem ein Garderobentrakt sowie eine Überdachung vorgesehen. Dafür wurden im Konzept bereits drei verschiedene Varianten samt Kostenberechnung aufgeführt. Garderobenkapazitäten stehen auf der Kleinen Allmend grundsätzlich für alle Sportarten zu wenige zur Verfügung.


 


Hallenknappheit akut


In der Stadt Frauenfeld gibt es insgesamt 23 Sporthallen, die den Sportvereinen für Trainings und Wettkämpfe zur Verfügung stehen. Dabei sind die meisten Anlagen im Besitz der Schulen Frauenfeld, des Kantons Thurgau, oder der Armee. Die Stadt Frauenfeld besitzt selbst nur die Festhalle Rüegerholz – die einen mittelfristigen Handlungsbedarf ausweist. Dass es in Frauenfeld zu wenig Sporthallenkapazitäten am Abend gibt, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Das Gesamtkonzept zeigt nun auf, wie akut der Hallennotstand wirklich ist. Die Antwort – sehr akut. Denn die derzeitige Auslastung liegt bei 99 Prozent (Stand 2022). Lediglich fünf Trainingseinheiten sind derzeit ungenutzt. Besonderes Problem: Es fehlen Grosshallen für die Sportarten Unihockey, Basketball und Handball.


 


Fragezeichen Auenfeldhalle


Zwar kann ab Februar 2024 mit den beiden neuen Einfachturnhallen des Bildungszentrums für Technik etwas Entlastung geschaffen werden. Die Auslastung fällt mit den zwei Hallen auf 92 Prozent – 30 Trainingseinheiten kommen dazu. Das Problem wird dadurch aber längerfristig wohl nicht gelöst sein. Denn durch den Ausbau des Armeestandortes Frauenfeld auf der Grossen Allmend könnte die Nutzung der Sporthalle Auenfeld ab dem Jahr 2026/27 wegfallen.  «Wir befinden uns hier derzeit in Gesprächen und können daher leider noch nicht mehr zu diesem Thema sagen», erklärt Fabrizio Hugentobler.


Sollte dies der Fall sein, würden in drei Jahren sieben Trainingseinheiten fehlen – die Auslastung läge dann bei 102 Prozent. Dies Stand heute, ohne zu berücksichtigen, dass die Vereine bis dahin allenfalls zusätzliche Kapazitäten benötigen.


 


Hoffnung Murgbogen


Aus diesem Grund ist im Gesamtkonzept ein Neubau einer Dreifachsporthalle für 15 bis 20 Mio. Franken als mögliche Variante angedacht. Ideal wäre eine Wettkampfhalle mit Zuschauermöglichkeiten. Der Bedarf dafür liegt bei zirka 2700 Quadratmeter exklusive allfälliger Parkplätze. Die Hoffnungen der Stadt liegen dabei auf dem Entwicklungsgebiet Murgbogen, das in den kommenden 15 bis 20 Jahren Heimat von rund 7000 Menschen werden soll. «Dort wird dann auch eine neue Schulanlage ein Thema und idealerweise können hier Schule und Stadt zusammenarbeiten und aus Sicht des Sports etwas verwirklichen», sagt Fabrizio Hugentobler.


Das Gesamtkonzept zeigt, dass es derzeit praktisch überall noch funktioniert. «Mit Blick auf die demographische Entwicklung haben die Vereine derzeit aber grundsätzlich kaum die Möglichkeit, um zu wachsen. Teilweise werden heute schon Wartelisten für Neumitglieder jeglichen Alters geführt», fasst der Stadtrat die Situation zusammen. Michael Anderegg