Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.11.2023

«Es ist fast so etwas wie ein Heimkommen»

Mit dem Vermarktungs-Profi Christian Bannwart hat der HC Thurgau seit dem 1. Januar einen umtriebigen Geschäftsführer in seinen Reihen. Was viele gar nicht wissen, der 38-Jährige ist auch ein bekannter Fussball-Schiedsrichter.

 

 

Erst vor kurzem war Christian Bannwart Unparteiischer beim Match in der 2. Liga interregional zwischen Frauenfeld und Widnau und hatte beim umkämpften 3:2 für den FCF die Partie mit Übersicht und Ruhe  absolut im Griff. Hatte er vor seinem Engagement beim HCT mindestens 45 Einsätze pro Saison, beschränkt der Thurgauer die Zahl jetzt auf maximal 15: «Ich pfeife nicht mehr in der 1. Liga, sondern seit diesem Frühling 2. Inter oder tiefer». Bannwart hat in der 1. Liga gegen 220 Partien arbitriert und ist zudem seit zehn Jahren auch Fussball-Instruktor.


 


Beim SC Aadorf im Tor


Warum diesen Zusatzjob neben Eishockey? Der zweifache Familienvater aus Häuslenen muss schmunzeln: «Ganz einfach, damit ich richtig fit bleibe und eigentlich auch dem SC Aadorf zu Liebe». Seine Karriere im Fussball begann nämlich beim Drittligisten SCA (für den er als Ref weiterhin gemeldet ist) und zwar als Torhüter bei den Junioren und in der 2. Mannschaft. Er muss herzhaft lachen, als das Wort Karriere fällt: «Mein Kopf war eindeutig in einer höheren Liga, die Füsse leider nicht».


Ein Kollege hatte ihn während des Studiums ermuntert, er solle sich als Schiedsrichter melden. Das tat er als 23-Jähriger, «weil mich die Aufgabe gereizt hat. Das ist immer noch so, weil ich nun meine Erfahrung an die Jungen weitergeben kann».


Gereizt hat den Global Sponsorship Manager bei der renommierten Firma Infront Sports & Media auch die neue Aufgabe als Geschäftsführer beim HC Thurgau. Statt Vermarktungsprofi für die Champions Hockey League, oder die Eishockey-Weltmeisterschaften, zieht er seit dem 1. Januar die Fäden auf der Geschäftsstelle des HC Thurgau. Warum hat Christian Bannwart diesen Schritt, weg von der grossen Bühne, nach Weinfelden unternommen? «Es ist so etwas wie ein Heimkommen. Als Kind war ich oft in der Güttingersreuti und habe deshalb schon lange einen Bezug zum HC Thurgau».


Der am 21. Juni 38 Jahre alt gewordene ehemalige Banker fühlt sich bei seiner neuen Arbeit sehr wohl: «Ich kann nun vielseitigere Aufgaben erledigen. Vorher war ich nur Sponsoring-Verkäufer. Beim HCT kann ich meinen gut gefüllten Rucksack nützen. Den Umgang mit Menschen finde ich nämlich enorm spannend».


 


Budget von fast fünf Millionen


Die Geschäftsstelle des HC Thurgau ist mit 500 Stellen-Prozenten besetzt. Als Geschäftsführer muss Bannwart Rechenschaft ablegen für ein Budget von fast fünf Millionen Franken (4,2 Millionen plus 700 000 für den Nachwuchs): «Wir haben mit Abstand das höchste Sponsoring-Budget aller Vereine im Thurgau. Zum Glück sind wir sehr breit aufgestellt, denn 150 Firmen unterstützen uns. Auch weist der Business-Club über 100 Mitglieder auf. Wir wollen Besucher und Sponsoren auf und neben dem Eisfeld unterhalten. Darum lautet ein Slogan des HCT: Begeistert und verbindet».


Darum ist es für den Club wichtig, an Events präsent zu sein. Etwa an der Wega in Weinfelden, oder bei Amriswil on Ice. Zudem lädt man andere Vereine an die Spiele ein. Wie aber bringt man noch mehr Zuschauer ins Stadion? «Wir müssen ganz einfach des Event- und Erlebnis-Potenzial in der Gütti noch erhöhen. Natürlich gilt es weiter Geld zu sammeln, damit wir guten Sport bieten können. Fast täglich muss ich daher meine Macher-Qualitäten mit dem ganzen Team beweisen und erarbeiten».


 


Dynamisches Klubleben


Hat Christian Bannwart seinen Wechsel zurück in den Thurgau nicht bereut? «Nein, die Vielseitigkeit dieses Jobs befriedigt mich. Das Klubleben ist dynamisch. Siege und Niederlagen liegen extrem nahe beieinander, also auch Freude und Frust. Darum müssen wir auf der Geschäftsstelle neue Ideen entwickeln, um unsere Fans glücklich zu machen». Bleibt abzuwarten, was der HCT als nächstes aus dem Hut zaubert.


Ruedi Stettler