Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 15.11.2023

Wärmeverbund Pfyn – der Bau beginnt

Was anfangs 2020 als Projektidee der Bürgergemeinde Pfyn begann, steht vor der Umsetzung. Am Donnerstag fand in Pfyn der Spatenstich für ein zukunftsweisendes Projekt statt – für den Wärmeverbund. 40 Liegenschaften schliessen an den Wärmeverbund an und 90 Prozent davon werden ab Herbst 2024 Wärme aus einheimischem, CO2-neutralem Holz beziehen. 

 

 

Nach einem Informationsabend für die Bevölkerung wurde im Jahr 2021 eine erste Machbarkeitsstudie erstellt. Damals war als Standort für die Heizzentrale das Mehrfamilienhaus der Bürgergemeinde an der Poststrasse 23 vorgesehen und zirka 15 Liegenschaften wollten beim Wärmeverbund mitmachen. Die steigenden Energiepreise im Jahr 2022 und die Diskussion um Energieknappheit führten zu einer lebhaften Nachfrage für einen Fernwärmeanschluss, so dass nun 40 Liegenschaften beim Projekt mitmachen.


 


Besserer Standort


Im Verlaufe der Projektierung hat sich gezeigt, dass der ursprüngliche Standort verschiedene Nachteile aufweist. Im Gespräch mit Landwirt und Waldbesitzer Markus Steinegger ergab sich eine neue Möglichkeit an der Wybergstrasse 9, angrenzend an die bestehende Scheune. Dieser Standort weist viele Vorteile auf: einfachere Zufahrt am Siedlungsrand, grosszügigere Platzverhältnisse. Markus Steinegger tritt nun als Investor für die Heizzentrale auf und erstellt den Rohbau. Der Wärmeverbund mietet das Gebäude langfristig, erstellt die Heizungsinstallationen und baut das Wärmenetz.


 


Kosten stemmen


Im Februar 2022 wurde die Genossenschaft Wärmeverbund Pfyn gegründet. Alle Anschliesser sind Mitglied der Genossenschaft und es können auch weitere Interessierte mitmachen. Die gewählte Verwaltung der Genossenschaft trieb die Planungs- und Projektierungsarbeiten weiter voran. Als grosse Herausforderung erwies sich die Finanzierung. Das Investitionsvolumen für das Leitungsnetz, die Installation und die Zentrale beträgt knapp 4 Mio. Franken. Von Anfang an durfte auf die grosszügige Unterstützung der Bürger- und der politischen Gemeinde gezählt werden. Beide Körperschaften unterstützen das Projekt mit einer Anschubfinanzierung von je 150 000 Franken. Zudem übernimmt die politische Gemeinde eine Bürgschaft für den Bankkredit und die Bürgergemeinde stellt ein grosszügiges Darlehen zur Verfügung. Auch verschiedene Private beteiligen sich an der Finanzierung und ermöglichen so den Projektstart. 


 


Start im September 2024


Im November nun beginnt der Bau der Bodenplatte für die Zentrale und im Januar erfolgt der Start für den Leitungsbau. Die installierte Feuerungsleistung beträgt 1200 kW verteilt auf drei Heizkessel. Der Schnitzelbunker fasst ein Volumen von 300 Sm3 (Schüttraummeter). Die Länge des Leitungsnetzes umfasst rund 2,8 Kilometer.


Der Ersatz von fossilen Öl- und Gasheizungen durch einheimische Holzenergie ist gerade in der aktuellen politischen Situation ein Schritt zu mehr Unabhängigkeit und Preisstabilität sowie ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Der jährliche Schnitzelbedarf für die Heizung beträgt zirka 2100 Schüttraummeter. Die benötigte Holzmenge kann aus dem Pfyner Wald geliefert werden. Drei Viertel des Energieholzes kann die Bürgergemeinde Pfyn liefern, die restliche Menge kommt von verschiedenen Privatwaldbesitzern in Pfyn. Mit der installierten Holzheizung können rund 150 000 Liter Heizöl ersetzt werden. Holzenergie wird vor Ort produziert und schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region. 


Geplant ist, dass der Wärmeverbund im September 2024 den Betrieb aufnehmen kann. (zvg)