Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.02.2024

«Wonderful World» – Musik als Lebenselixier

Panflötist Urban Frey

Am 17. März feiert der renommierte Panflötist Urban Frey seinen 60. Geburtstag und gibt gleichzeitig sein Abschiedskonzert im Casino Frauenfeld. 

 

 

Als gebürtiger Frauenfelder ist es ihm eine Ehre, die Zielgerade seiner Reise als Panflötist in der Heimatstadt beschreiten zu dürfen. Für den passionierten Berufsmusiker ist die Welt voller Wunder, dank der Musik, die er zeitlebens zelebriert hat. Sein Abschlussakt mit dem Titel «Wonderful World» wird diese Emotionen in prächtigem Glanze erstrahlen lassen. Begleitet wird Urban Frey dabei von zehn exzellenten Künstlern, unter anderem von seinem geschätzten Kollegen, Bühnenlegende Pepe Lienhard. Ein klangvolles Feuerwerk, das Herzen berühren wird. Seien Sie Teil dieses einzigartigen Konzertes – eine gemeinsame Hommage an Urban Freys berührende Lebensgeschichte, eine Erkenntlichkeit und ein Rückblick sowie ein ehrendes Zusammenstehen, um dem aussergewöhnlichen Tonschöpfer einen ehrwürdigen Abschied von der Bühne zu schenken. 


Urban Freys frühes Interesse an der Panflöte eröffnete sich in der fünften Klasse, als sein Blockflötenlehrer das faszinierende Instrument für sich selbst entdeckte und ihm die ersten Grundlagen beibrachte. 


Damals war weder die Ausführung der chromatischen Tonleiter (Abfolge in Halbtonschritten) bekannt noch gab es schützende «Panpipes-Taschen», sodass der junge Urban die Panflöte kurzerhand einfach unter den Arm nahm und lebensfroh in die Musikstunden marschierte. 


Mit seinem ersten Stück «Dolannes Melodie» erwärmte er die Nachbarschaft. «Anfangs war es aber wohl eher ein ‘Traktieren’ meiner Umgebung», erinnert sich Frey schmunzelnd. 


Nachdem er seinen beruflichen Bildungsweg mit einer Bauzeichnerlehre debütierte – wohlgemerkt nebenbei stets Panflöte und Saxophon spielte - bot sich für ihn am Konservatorium in Winterthur die wundersame Chance. Im Rahmen eines Pilotprojektes «mit der Panflöte in der Querflötenklasse» konnte er unter der Leitung von Marianne Stucki mit dem Studium beginnen und durfte im Alter von 30 Jahren seinen erfolgreichen Abschluss an der Hochschule der Künste bei Nicolae Pirvu in Amsterdam entgegennehmen. Damit war er der erste Schweizer, der ein Lehr- und Konzertdiplom auf der Panflöte erwarb.


 



Lang ersehnter Traum


Die Erfüllung eines Lebenstraumes ist sowohl ein Weg zum persönlichen Erfolg als auch eine philosophische Reise, die den Menschen tiefgreifend prägt. Urban Freys musikalische Expedition begann lange bevor er sein Studium aufnahm. «Ich darf sagen, dass ich Panflötist mit Leib und Seele bin. Sogar während des Militärdienstes habe ich täglich geübt; mit den Mitteln, die mir damals eben zur Verfügung standen», meint er grinsend. «Ich stand jeweils um vier Uhr morgens auf, stahl mich mit drei ‘Trinkröhrli’ davon und perfektionierte Klang, Atemtechnik sowie Muskulatur.» 


Das instrumentale Können erfordere eine konstante Hingabe und Praxis, um auf höchstem Niveau zu bleiben. 


Der Traum, Berufsmusiker zu werden, war definitiv keine flüchtige Fantasie; die eigene Vision war ein zentrales Element seines Wesens.


Das wohlverdiente Diplom setzte einen entscheidenden Meilenstein in Urban Freys Werdegang. Die Bühne wurde zu seinem «Wunderland», in welchem sich Sinneswahrnehmungen in melodischen Harmonien widerspiegeln. Seine jährlich um die 70 Konzerte intensivierten die Beziehung zur Klangwelt. Jeder neue Ton war ein Schritt auf dem Pfad seiner Selbstfindung und jede Darbietung ein weiteres Kapitel seiner unvergleichbaren Biografie. 


 



Wissen belebt


Die Entscheidung, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben, ist für den begabten Kulturschöpfer mehr als nur das Vermächtnis von Kenntnissen; es ist seine Botschaft an die Gemeinschaft. Urban Frey erschuf Brücken, verbindende Fäden in einem musikalischen Geflecht. «Ich durfte lange hier in Frauenfeld lehren und denke gerne an diese bereichernde Zeit zurück», erzählt Frey. 


Jahre später wurde er einerseits zum «Maestro» einer der grössten musischen Bildungseinrichtungen der Schweiz und gleichzeitig zu einem «Impresario» der kulturellen Flamme. Seit 2014 leitet Urban Frey mit einem Master in Advanced Studies in Musicmanangement die Musikschule Zürcher Unterland und wird diese mit wertvoller Philosophie weiterführen: «Musik verbindet! Wir haben auf unserem Planeten so viele Sprachen und Schriften, doch nur ein System, das weltweit einheitlich notiert wird.»


Das Präsidium des Panflöten-Festivals, dem er 2012 als Pionier seiner Zeit das Leben eingehaucht hat, wird er einer verantwortungsvollen Nachfolge übergeben, sich dabei jedoch weiterhin für die Panflötenkunst einsetzen. 


 



Wandel der Zeit


Eine der Herausforderungen, die Urban Frey in seiner Laufbahn immer wieder begegnete, war die Frage nach seinem Beruf. Die Antwort «Ich bin Musiker» wurde selten mit dem Respekt erkannt, den er verdiente. 


Seine bedeutsamen Meilensteine bewiesen jedoch bald das Gegenteil. Trotz manchen Vorurteilen und sichtbarer Skepsis setzte er sich voller Leidenschaft für die Panflöte ein. Dadurch inspirierte er zu Kompositionen und ermutigte sogar lokale Arrangeure in Frauenfeld, Werke für ihn zu schaffen. 


Ein weiterer Höhepunkt waren die Konzerte mit eindrücklichen Orchestern wie der Süddeutschen Philharmonie. Diese Auftritte mit anspruchsvollem Ensemble leisteten einen wichtigen Beitrag zur Anerkennung der Vielseitigkeit der Panflöte.


Urban Frey sieht die Klassische Stilrichtung als Heimat seines Herzens, doch er hofft auf noch mehr Offenheit gegenüber seines Instrumentes. Er betont das Potenzial und zeigt sich erstaunt darüber, wie träge die Gesellschaft gegenüber Veränderungen der Kultur sein kann.


 



Magische Momente


Für Urban Frey sind die schönsten Andenken eng mit dem eigenen Wachstum und den intensiven Erfahrungen auf den «Brettern der Welt» verbunden. Er betont, dass die Musik für ihn ein Lebenselixier sei. Ausserdem fessle ihn der Zauber des alleinigen Übens. In dieser meditativen Stille entdecke und erforsche er die Facetten von Instrument und Liedstück. 


Der Panflötist empfindet tiefe Dankbarkeit, wenn er sein Publikum berühren kann. Die Melodie wird zur Brücke, indem Gefühle über die Noten hinausgehen. Seine hohe Leistungsbereitschaft, vergleichbar mit der eines Sportlers, treibt ihn an. Die Tatsache, dass Menschen ihn speziell wegen seiner Kunst besuchen, beflügelt ihn. Ebenso das Miteinander auf der Bühne; das Zusammenspiel mit Gleichgesinnten ist für Urban Frey pure Magie. 


In wunderbarer Erinnerung bleibt ihm dabei ein Konzert mit Orgel in der Votivkirche Wien sowie eine Vorstellung im kleinen Tonhalle-Saal Zürich, gemeinsam mit einem chinesischen Wunderkind am Flügel.


 



Schicksalsakkord 


Sein Entschluss, sich von der aktiven Panflötenkarriere zu verabschieden, war ein intensiver Prozess des Loslassens, wie es der Dichter Herman Hesse passend ausdrückt:  «Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten. Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.»


Der Hauptakkord für die Beendigung ist seine Erkrankung, die er mit bewundernswerter Offenheit anspricht: Die Fokale Dystonie (s. Kasten unten). 


Das Krankheitsbild stellt eine immense physische wie auch mentale Belastung dar. Urban Frey erklärt, dass das Spielen mit diesem Leiden nahezu unmenschliche Energie fordere. Die Funktionsstörung, die in seinem Fall Muskelkontraktionen am Hals verursache, beeinträchtige die Beweglichkeit sowie die Freude und Leichtigkeit beim Musizieren. 


Die ersten Anzeichen der Krankheit zeigten sich im Alter von 30 Jahren, doch damals konnte keine Diagnose gestellt werden. Der zweite «Schlag» im 2018 führte zur Klarheit bezüglich Ursache der Beschwerden. 


Während seines Studiums seien die Wichtigkeit von Haltung und Bewegung nicht thematisiert worden; ein Gebiet, das weitere Aufklärung, Sensibilisierung und Schulung erfordere. Musikerkrankungen müssten ernst genommen und Präventionsprogramme entwickelt werden, um langfristige Schäden zu verhindern. 


 



Zweiter Akt 


Urban Frey sinniert über neue Horizonte, die sich für ihn nun öffnen. Der Blick nach vorne ist ein Zwiespalt; zum einen das weinende Auge, das die vergangenen 50 Jahre als Panflötist reflektiert und zum anderen das lachende Auge, das die Freiheit und die Chancen unbekannter Entfaltung erkennt. Seine Liebe zur Musik bleibt dabei unerschütterlich und wird ein wesentlicher Bestandteil bleiben.


Mit dem Eintritt in ein weiteres Jahrzehnt fühlt er, dass die Endlichkeit deutlicher wird und er «gesund» altern möchte. «Vielleicht erwacht nochmals ein ganz anderer Urban, auch ohne Konzerte.» Es gäbe da jedoch eine Ausnahme. 


«Würde mich die Oper in Sidney Australien anfragen, müsste ich wahrscheinlich schon nochmals darüber nachdenken», offenbart er lachend. 


Urban Freys Weg illustriert die Schönheit der Träume und die Bedeutung der individuellen Wünsche im Leben. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass unsere Passionen nicht nur persönliche Triumphe sind – vielmehr auch ein Erbe, das wir miteinander teilen können. 


Durch die Verwirklichung seines Traums wurde Urban Frey zu einem Hüter des musikalischen Feuers, welches das Licht der Inspiration in die Welt trägt.


Auf dass die Melodie der Zukunft auf die Harmonie der Vergangenheit trifft.


Sarah Utzinger


 


 


Krankheitsbild «Fokale Dystonie»


Auch unter dem Namen «Musikerkrampf» bekannt. 


Diese Form der Dystonie ist dadurch gekennzeichnet, dass der Bewegungsapparat zwar im Allgemeinen intakt, beim Ausführen einer erlernten Bewegung jedoch nicht in der Lage ist, genau diese Bewegung zu vollführen, während die gleiche Ausführung ohne Instrument oder in einem anderen Kontext oft völlig störungsfrei verläuft. 


Die Ursachen, die zur Krankheit führen, sind nicht bekannt. Man vermutet eine Störung der unbewussten Regulation der Motorik im Bereich der Basalganglien, der Gruppe von Kerngebieten des Grosshirnmarklagers im Gehirn. 


Bei Musikern liegt die Erkrankungsrate ungefähr bei 1:200 bis 1:500. Für die Allgemeinbevölkerung liegt die Häufigkeit bei rund 1:40 000. Eine gezielte, medikamentöse Prophylaxe ist bislang kaum möglich.


Quelle: Auszug aus Wikipedia 


 


Krönende Symphonie der Sinne – Die Abschiedskonzerte 


«What a wonderful world» unterstreicht die Kraft der Musik, selbst in Zeiten der Veränderung. 


Für Urban Frey bleibt das Leben wunderbar, ein Mysterium und in sich fantastisch. Tauchen Sie ein – tanzen Sie über den brillanten Regenbogen von Bach bis Louis Armstrong und von Brahms bis Elton John.


Feiern Sie mit Urban Frey den Abschluss seiner glänzenden Karriere und seinen historischen Geburtstag – Seite an Seite als langjährige Weggefährten. 


Mit dem Wunsch, seinem Publikum eine unvergessliche Erinnerung zu hinterlassen und sich persönlich zu verabschieden, dürfen Sie sich auf überraschende Arrangements freuen, deren Hörgenuss Sie verzaubern wird.


 


Konzertdaten:


Samstag, 16. März – 20 Uhr, Stadthalle Bülach


Sonntag, 17. März – 17 Uhr, Casino Frauenfeld


 


Weitere Informationen und Vorverkauf:  www.urbanfrey.ch