Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.03.2024

Alle Jahre wieder: Auf zur Sommerzeit-Safari!

Alle Jahre wieder werden unsere Uhren zum Frühjahrsstart eine Stunde vorwärts gestellt. Bevor nun die ersten kontroversen Diskussionen starten, vorweg wenigstens die kleine Glückseligkeit: Wir haben endlich eine glaubwürdige Ausrede für die tiefen «Schönheitsfurchen» unter den Augen, schliesslich entbehrt man uns stolze 60 Minuten. 

 

 

Diese Praxis, die dazu dient, unsere sonnigen Abendstunden auszudehnen und das Tageslicht besser zu nutzen, wurde während des Ersten Weltkriegs eingeführt, um Energie – vor allem bezüglich der künstlichen Beleuchtung - einzusparen, indem die Menschen ihren Alltag optimal an die natürlichen Lichtverhältnisse anpassen. Seit der Einführung der Energiesparlampen zweifeln Fachexperten jedoch zunehmend an diesem Nutzen.


Durch längere Abende in der Sommerzeit hat die Bevölkerung ausserdem mehr Zeit für Aktivitäten im Freien, was das Wohlbefinden und die Gesundheit sowie wirtschaftliche Vorteile – unter anderem auch im Tourismus - bringen soll.


Ein weiterer Grund für die Einführung war die Harmonisierung der Zeitregelungen zwischen verschiedenen Ländern, um Handel, Verkehr und Kommunikation zu erleichtern.


Die weltweit gültige Normalzeit wäre jedoch die Winterzeit. Länder wie beispielsweise China, Island, Indien oder Argentinien stellen die Uhren deshalb nie auf Sommerzeit um.


Die lieben Fakten


Trotz ihrer langen Tradition wird die Zeitumstellung auf Sommerzeit seit Jahren rege diskutiert. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Energieeinsparungen minimal sind und die negativen gesundheitlichen «Nebenwirkungen» der Umstellung nicht zu vernachlässigen sind. So existieren bis heute gefühlte Dauerdebatten, ob die Zeitumstellung nun abgeschafft oder ob sie beibehalten werden soll.


Fakt ist: Die geografische Vielfalt Europas führt durch die Unterschiede in den Breitengraden zu differenten Auswirkungen der Sommerzeit, da die Länge der Tage und Nächte innerhalb Europas stark schwankt.


Nordische Länder wie beispielsweise Norwegen, Schweden oder Finnland erleben aufgrund ihrer hohen Breitengrade im Sommer aussergewöhnlich lange Tage mit ausgiebigen Perioden von Tageslicht. Die Sommerzeit hat daher weniger Einfluss auf die tatsächliche Helligkeit tagsüber, da es selbst ohne Sommerzeit bereits lange Abendstunden gibt.


In den südeuropäischen Ländern, so zum Beispiel in Spanien, Italien oder Griechenland, ist die Diskrepanz zwischen Sommer und Winter weniger ausgeprägt als in den nördlicheren Breitengraden. Die Sommerzeit kann dennoch dazu beitragen, die Abende zu verlängern und die Nutzung von Tageslicht zu optimieren, vor allem in den wärmeren Monaten, wenn «Geniesser» länger draussen bleiben möchten.


Mitteleuropäische Länder wie das unsrige, Deutschland, Frankreich oder Österreich liegen auf mittleren Breitengraden. Die Sommerzeit bewirkt hier deutlichere Veränderungen in der Tageslänge, was sich auf die oben genannten Bereiche wie Freizeit, Tourismus und Energieverbrauch auswirken kann.


Baltische und osteuropäische Länder, dazu gehören unter anderem Lettland, Litauen, Estland sowie Polen, erfahren ähnliche Effekte wie Mitteleuropa, angesichts ihrer geografischen Lage jedoch in geringerem Masse.


 



Gedanken um Gedanken


Eine weitere Tatsache: Die Umstellung der Uhren birgt gesundheitliche Wechselwirkungen. So werden Schlafstörungen und andere gesundheitliche Probleme beobachtet, da der menschliche Körper – unsere «innere Uhr» – Zeit benötigt, um sich an den «veränderten» Rhythmus anzugleichen. So wird ein Produktivitätsverlust angedeutet, bis die Gesellschaft die jeweils «neue (unnötige?) Stunde» wieder richtig in den «Alltagsfahrplan» integrieren konnte.


Experten zufolge seien das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts der «Hauptzeitgeber» für unsere «innere Uhr» und massgeblich für den Schlaf-Wach-Zyklus. All dies werde am besten durch die Winterzeit gewährleistet.


Zudem weisen Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Zeitumstellung mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verbunden sein könnte.


Gleichzeitig schaffen die uneinheitliche Denkweise sowie die Anwendung der Sommerzeit Herausforderungen, welche logistische Schwierigkeiten mit sich bringen, insbesondere in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.


Die Divergenz in der Wahrnehmung und Umsetzung der Sommerzeit liegen somit oft in kulturellen, wirtschaftlichen und geografischen Faktoren begründet.


So haben einige Nationen die Sommerzeit bereits abgeschafft, weitere erwägen, dies zu tun, während andere Länder an der Praxis festhalten. Letztendlich bleibt die Frage nach der Sinnhaftigkeit umstritten und erfordert eine sorgfältige Abwägung der potenziellen Vor- und Nachteile.


Doch wäre es nicht schön, wenn wir uns einfach einmal einig wären?


Sarah Utzinger